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AHO Aktuell - 13.06.2001

Dreimaliges Melken - lohnt sich das? +++ Bessere Eutergesundheit?


(aid) - In Israel und den USA wird der überwiegende Teil der Milchkühe
dreimal täglich gemolken. Diese Länder liegen im internationalen Vergleich
in der Milchleistung je Kuh an der Spitze. In Mecklenburg-Vorpommern haben
1997/98 106 Betriebe mit insgesamt 36.208 Kühen auf dreimaliges Melken
umgestellt. Wie sich diese Umstellung ausgewirkt hat, untersuchte das
Institut für Tierproduktion Dummerstorf der Landesforschungsanstalt für
Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern. Die Milcherträge stiegen nach der
Umstellung von zwei- auf dreimaliges Melken um 15 bis 20 %, wobei der
Milchfett- und in geringerem Umfang auch der Milcheiweissgehalt leicht
abnahmen. Physiologisch wird die höhere Milchleistung damit erklärt, dass
durch den häufigeren Milchentzug der laktogene Hormonkomplex stärker
stimuliert wird und ausserdem der niedrigere Euterinnendruck die
Milchsekretion fördert. Günstig wirkte sich das dreimalige Melken auch auf
die Persistenz aus: in einer Jungkuhherde wurde nach schnellem Anstieg zu
Laktationsbeginn der Höhepunkt am 31. Laktationstag mit 33,4 kg Milch
erreicht - der dann folgende Leistungsabfall verlief langsam, sodass am
300. Laktationstag noch 22,3 kg gemolken wurden. Auch die Eutergesundheit
dieser Herde war gut - möglicherweise konnten euterpathogene Keime
schneller ausgeschwemmt werden. Eine dritte Melkzeit ist aber auch mit
zusätzlichen Kosten verbunden. Aus Zeitgründen dürfte dreimaliges Melken
ohnehin auf Lohnbetriebe beschränkt bleiben (Familienbetriebe könnten
möglicherweise durch Einsatz von Melkrobotern die Melkfrequenz erhöhen).
Für die dritte Melkzeit wurden Mehrkosten von 200 DM je Kuh und Jahr
errechnet. Die Wirtschaftlichkeit hängt stark von der Milchquote ab: Zur
Ausschöpfung einer vorhandenen Milchquote bei begrenzten Kuhplätzen ist
eine dritte Melkzeit rentabel. Bei ausgeschöpfter vorgegebener Quote
würden durch die dritte Melkzeit Kuhplätze frei werden. Dies lohnt sich
nur, wenn der Leistungsanstieg etwa 20 % beträgt (zugrundegelegt sind
7000 kg Milch bei zweimaligem Melken). Ähnlich verhält es sich auch dann,
wenn die freiwerdenden Kuhplätze durch Quotenzukauf weiter genutzt werden
- auch hier muss der Leistungsanstieg etwa 20 % betragen. Insgesamt kann
die höhere Melkfrequenz nur für Betriebe mit einer jährlichen
Herdenleistung ab 7000 kg Milch empfohlen werden.

aid, Dr. Sigrid Baars
 



 

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