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AHO Aktuell - 01.06.2001

Die Milch kommt aus der Kuh


(BTK) - Anlässlich des Internationalen Tages der Milch am 1. Juni ruft
die Bundestierärztekammer dazu auf, nicht nur das Produkt als hochwertiges
Nahrungsmittel zu bewerben, sondern auch die Kuh als "Produzentin" zu
würdigen.

Die Bundestierärztekammer hat das Rind zu ihrem "Zu schützenden Tier des
Jahres 2001" ernannt. Seit BSE sind die Folgen der modernen Agrarpolitik
auch in der Milch- und Rindfleischerzeugung offensichtlich geworden: So
führte die nicht artgerechte Fütterung mit tierischem Eiweiß vermutlich
zur Ausbreitung der Rinderkrankheit BSE. Die folgende Krise am Rind-
fleischmarkt wurde mit einem Massentötungsprogramm bekämpft, das von der
Tierärzteschaft als tierschutzwidrig kritisiert und aus ethischen Gründen
abgelehnt wurde.

Am Beispiel Milch werden Zusammenhänge zwischen moderner, kostensparender
Produktion und daraus entstehenden Problemen für Tierschutz und
Lebensmittelsicherheit besonders deutlich:

MILCH entsteht aus Gras. Bis zu 20 Liter Milch pro Tag können Kühe aus
einfachem Grünfutter produzieren; die Inhaltsstoffe der Milch (vor allem
Eiweiß, Zucker und Fett) können die Wiederkäuer mit Hilfe ihrer vier
Mägen selber aus der Cellulose der Pflanzen bilden. Für höhere Leistungen
benötigen Kühe allerdings zusätzlich Kraftfutter, das Energie und Eiweiß
enthält. Der Zusatz von Tiermehl als Eiweißquelle hat nach heutigem
Wissensstand zur BSE-Krise geführt.

MILCHproduktion ist Höchstleistung. Aus Spitzenkühen können heute über
14.000 Liter Milch pro Jahr gemolken werden. Die Durchschnittsleistung
liegt bei etwa 7.000 Litern pro Jahr, 1.000 mehr als 1994. Bei vielen
Tieren überschreitet die Leistung inzwischen die Grenzen der physio-
logischen Möglichkeiten. Bei der enormen Belastung des Stoffwechsels
führen schon geringste Fehler in Management und Fütterung zu Erkran-
kungen. Insgesamt hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung einer
Kuh von früher 8 bis 10 auf nur noch 5 Jahre verringert, weil vermehrt
Krankheiten und Fruchtbarkeitsstörungen auftreten.

MILCH von Kühen ist primär Nahrung für Kälber; 300 bis 600 kg Vollmilch
werden für die Aufzucht eines Kalbes benötigt. Tatsächlich erhalten
heute die meisten Kälber eine Ersatznahrung, die so genannten Milch-
austauscher. Tierische Fette, die diesem Futter zugesetzt werden,
stehen in Verdacht, den BSE-Erreger übertragen zu haben.

MILCH wird vielfach in spezialisierten Betrieben erzeugt. Die Kälber
werden in anderen, wiederum darauf spezialisierten Betrieben gemästet.
Dieses System bedeutet, dass für die Kälber belastende Transporte
notwendig werden. Tiertransporte begünstigen gleichzeitig auch die
Ausbreitung von Seuchen wie der Maul- und Klauenseuche.

MILCH gibt die Kuh nur, wenn sie gekalbt hat. Milch- und Rindfleisch-
erzeugung sind deshalb nicht voneinander trennbar. Sie lassen sich
aber in gewissen Grenzen dadurch steuern, wann Kühe nach der Geburt
wieder besamt werden und in welchen Zeitabständen sie somit kalben.
Mindestens sollte jeder Kuh eine genügend lange biologische Rastzeit
gewährt werden, damit die körperliche Belastung nicht zu hoch wird.


Zu schützendes Tier des Jahres 2001: Das Rind

Die Bundestierärztekammer hat seit 1995 regelmäßig ein "Zu schützendes
Tier des Jahres" benannt. Im Jahr 2001 begleitet sie nach den aktuellen
Krisen das Rind: MKS ist eine altbekannte Seuche; sie ist hochansteckend
für Rinder und andere Paarhufer, heilt aber meistens von selber aus und
gefährdet den Menschen nicht. BSE ist eine neue Krankheit einzelner
Rinder, die vermutlich durch Risikomaterial auf den Menschen übertragbar
und für Mensch und Rind tödlich ist. Beide, so unterschiedlich sie sind,
haben die Krise der Agrarpolitik jedem offensichtlich gemacht. Sie
beweisen, dass wirtschaftlicher Profit nicht ungestraft höher gestellt
werden kann, als eine artgerechte Haltung von Tieren und die Qualität
von Lebensmitteln.


Der Internationale Tag der Milch

Der Internationale Tag der Milch wird weltweit am 1. Juni begangen - auf
Initiative der Welternährungsorganisation (FAO) und des Internationalen
Milchwirtschaftsverbandes (IMV). In Deutschland wird an diesem Tag von
einer Reihe von Organisationen, so der Centralen Marketing-Gesellschaft
der Deutschen Agrarwirtschaft (CMA) und den Milchwirtschaftliche
Landesvereinigungen für Milch als gesundes Lebensmittel geworben.

BTK - Pressemitteilung 4/01
 



 

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