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AHO Aktuell - 28.05.2001

DBV: Ausgestaltete Käfige für Legehennen von Vorteil


(DBV) - Deutschland will mit der neuen Legehennenverordnung nach Aussagen
von Bundesministerin Renate Künast eine Vorreiterrolle für den Tierschutz
in der Europäischen Union einnehmen. Nach dieser Verordnung soll es
künftig keinerlei Käfighaltung mehr geben, auch nicht die so genannten
ausgestalteten Käfige mit Sitzstangen, Legenest und Einstreu. Diese wurden
in den letzten Jahren unter den Vorgaben eines ethisch begründeten
Tierschutzes entwickeltet. Dies erklärte Ministerin Künast auf dem
jüngsten Agrarrat in Brüssel. Für den Deutschen Bauernverband (DBV)
erscheinen solche Aussagen wenig fach- und sachorientiert. Denn seit zwei
Jahren wird in einem bundesweiten Modellvorhaben unter Federführung des
Bundeslandwirtschaftsministeriums diese Kleingruppenhaltung als neue
zukünftige Haltungsform getestet. Ergebnisse der begleitenden wissen-
schaftlichen Untersuchung liegen noch nicht vor, ein Erfahrungsaustausch
der beteiligten Praktiker fand jüngst erstmals statt.

Bei einem Besuch eines der sieben Pilotprojekte in Hubbelrath bei
Düsseldorf stellte der Staatssekretär im Ministerium für Verbraucher-
schutz und Landwirtschaft, Dr. Gerald Thalheim, die Vorzüge der
Kleingruppenhaltung in diesen ausgestalteten Käfigen
fest. ''Ich bin beeindruckt von der Tierhygiene, dem stressfreien
Verhalten der Hennen, dem guten Stallklima und der hohen Qualität für
die Verbraucher. Die Grundbedürfnisse der Tiere wie Schlafen, getrennte
Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, Rangordnung, geschütztes Nest oder
Staubboden sind mit dieser Haltungsform gewährleistet'', beschrieb
Thalheim anschließend seine Eindrücke.

Diese Aussagen werden auch durch den ersten Erfahrungsaustausch der am
bundesweiten Modellvorhaben beteiligten Praktiker im Institut für
Tierzucht und Tierverhalten der Bundesforschungsanstalt für Landwirt-
schaft in Braunschweig bestätigt. Alternative Haltungsformen wie Boden-
und Freilandhaltung haben den Vorteil einer abwechslungsreichen Umwelt,
aber die Nachteile der erhöhten Staub- und Ammoniakgehalte in der Luft.
Die Qualität der Einstreu kann zu gesundheitlichen Problemen für Mensch
und Tier führen. So liegen die Tierverluste in der Bodenhaltung nach
wie vor bei 20 Prozent. Die höhere Ammoniakproduktion schädigt die Umwelt
eher. Bei Auslaufhaltung ist besonders eine Belastung des Bodens mit
unerwünschten Stoffen nicht zu umgehen. Die Vorteile der ausgestalteten
Käfighaltung dagegen liegt in den guten Hygieneverhältnissen und in der
geringeren Tiergruppengröße. Die Hennen erhalten in den ausgestalteten
Käfigen bereits die von der EU spätestens ab 2012 vorgeschriebene
Bodenfläche. Gemessen am üblichen Käfig bedeutet dieses eine Vergrößerung
um fast 70 Prozent. Die Gruppen sind so gehalten, dass sich die Hennen
gegenseitig kennen und eine ''familiäre Situation'' mit stabilster
Rangordnung entsteht, heißt es in dem Erfahrungsbericht der Bundesanstalt.

Zurzeit befinden sich vier der sieben teilnehmenden Betriebe im ersten
von zwei vorgesehenen Jahresdurchgängen. Außer der Ermittlung der
Produktionsdaten durch die Betriebe selbst, führen vier wissenschaftliche
Institute eigene Untersuchungen vor Ort durch, die sich auf Tierverhalten,
Gefieder -, Kamm und Fußqualität, Eiqualität, Luftqualität und Produktions-
kosten beziehen. Die Praktiker berichten, dass in den ausgestalteten
Käfigen die Nester, das Staubbad und die Sitzstangen von den Legehennen
sehr gut angenommen wurden. Gesundheit und Gefiederqualität schätzen die
Praktiker des Modellprojektes sehr positiv ein. Das ruhige Verhalten der
Hennen wurde besonders hervorgehoben. Durch Veränderung der Form und
Position der neuen Einrichtungselemente konnte die Umweltstruktur sowohl
für die Hennen als auch für den Betrieb verbessert werden.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Beurteilung und die abschließende
Praxis-Beurteilung liegen mit dem Ende des Modellprojektes 2003 vor. Nach
Ansicht des DBV sollte Ministerin Künast auf sachliche Entscheidung Wert
legen und diese Ergebnisse abwarten. Eine voreilige Verordnung hätte einen
populistischen Beigeschmack und keinen dauerhaften Vorteil - auch nicht
im Sinne des Tierschutzes.

Deutscher Bauernverband
 



 

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