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AHO Aktuell - 23.05.2001

Nationales Forschungskonzept zu BSE, Scrapie und CJK


In der heutigen Kabinettsitzung hat die Bundesregierung das nationale
Forschungskonzept zu Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathien (TSE,
übertragbare schwammartige Hirnerkrankungen) verabschiedet. Hierbei geht es
um die Erforschung von Rinderwahnsinn (BSE), Scrapie bei Schafen und der
neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (nvCJK) beim Menschen. Das
Konzept ist unter Federführung des Bundesforschungsministeriums in
Zusammenarbeit mit dem Bundesgesundheits- und dem
Verbraucherschutzministerium, den Ländern und der Deutschen
Forschungsgemeinschaft entstanden. Es gibt einen Überblick über den Stand
der Forschung und verdeutlicht die zukünftigen Fragestellungen.

Vor dem Hintergrund der aktuellen BSE-Krise hat die Bundesregierung im
Dezember 2000 und Januar 2001 mehrere Workshops mit Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler durchgeführt, um die zukünftigen Forschungsprioritäten
festzulegen. Darüber hinaus hat man sich auf eine effiziente Vernetzung in
Sachen BSE- und CJK-Forschung sowohl auf nationaler als auch auf
internationaler Ebene verständigt.

Das so entstandene Forschungskonzept bezieht alle nationalen und
europäischen Maßnahmen mit ein. Die Bundesregierung wird in den kommenden
Jahren bis zu 27 Millionen Mark pro Jahr (20 Millionen Mark BMBF; bis zu
3,5 Millionen Mark BMG; rund 3 Millionen Mark BMVEL, 570 TDM vom BMU und
rund 100 TDM vom BMA) für die Erforschung dieser Krankheiten einsetzen. In
den vorherigen Jahren lagen die BMBF-Mittel noch bei rund 2,5 Millionen
Mark pro Jahr.

"BSE, Scrapie und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen sind ein
großes Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier", erklärten die
Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn und die
Parlamentarischen Staatssekretäre im Gesundheitsministerium, Gudrun
Schaich-Walch und im Verbraucherschutzministerium, Dr. Gerald Thalheim
übereinstimmend. "Die mit TSE-Erkrankungen verbundenen wirtschaftlichen
Folgen sind erheblich. Wir brauchen in Deutschland eine forcierte und
gleichzeitig koordinierte Forschung, um hier gegensteuern zu können."

"Trotz intensiver Forschungsanstrengungen wissen wir immer noch zu wenig
über Ursachen, Übertragung und Interventionswege bei diesen
Krankheitsbildern. Mit diesem Konzept gibt die Bundesregierung der
TSE-Forschung einen deutlichen Impuls", erklärte Bulmahn. Sie betonte, dass
in Deutschland exzellente Forschergruppen, die international hoch angesehen
sind, auf diesem Gebiet arbeiten. Die Mehrzahl der europäischen
Forschungsverbünde liefen unter deutscher Beteiligung.

"Das Thema BSE mit seinen vielfältigen Folgen birgt noch immer viele
Unsicherheiten, denn die Übertragungswege, gerade auch die möglichen Folgen
für die Ausweitung der neuen Variante der Creutzfeld-Jacob Krankheit, sind
noch nicht geklärt", so die Parlamentarische Staatssekretärin Schaich-
Walch. "Dabei ist die Sicherheit von Arzneimitteln ein hohes Gut. Nachdem
wir im März diesen Jahres mit der Arzneimittel - TSE-Verordnung einen
wichtigen Schritt nach vorne gemacht haben, führt die koordinierte
Forschung und Forschungsförderung weiter in die richtige Richtung."

"Lebensmittelsicherheit hat oberste Priorität bei den künftigen Arbeiten
unserer Forschungseinrichtungen. Denn verlässlicher Verbraucherschutz
braucht eine solide Forschungsgrundlage. Dies gilt umso mehr für BSE, eine
Krankheit mit vielen Unbekannten. Deshalb haben wir die Erforschung der
TSE-Erkrankungen erheblich gestärkt und ausgebaut", erklärte der
Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverbraucherministerium, Dr.
Gerhard Thalheim.


Das Forschungskonzept orientiert sich an folgenden Leitlinien:

- deutliche Intensivierung der Forschungsanstrengungen in Deutschland,

- verstärkte Koordinierung der nationalen TSE-Forschungsaktivitäten und ein
verbesserter Informationstransfer zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit

- sowie die Vernetzung und Einbindung nationaler Maßnahmen in den
europäischen Kontext.


Die zukünftigen Forschungsprioritäten liegen in folgenden Bereichen:

- Prävention, vorsorgender Verbraucherschutz und Epidemiologie

- Diagnostik von TSE-Erkrankungen (u. a. empfindlichere Tests, die auch am
lebenden Menschen oder Tier einsetzbar sind)

- Erregercharakterisierung und Übertragungswege (Grundlagenforschung)

- Therapie humaner TSEs


In den letzten Wochen hat das BMBF bereits Forschungsmaßnahmen in folgenden
Feldern initiiert:

- Therapie humaner TSE-Erkrankungen

- Diagnostik von TSE

- Klinische Forschung zur Creutzfeldt-Jakob-Krankheit


Darüber hinaus wird ein Netzwerk finanziert, mit dem die Kommunikation von
Wissenschaftlern verstärkt, sowie der Austausch von Erkenntnissen und
Gewebeproben verbessert wird. Insgesamt plant das BMBF für die nächsten drei
Jahre bis zu 20 Millionen Mark jährlich an Fördermitteln für die
TSE-Forschung bereitzustellen.

Das Bundesministerium für Gesundheit fördert seit 1993 schwerpunktmäßig
Untersuchungen zur Epidemiologie und molekularen Pathologie der
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit und wird diese Förderungen künftig
intensivieren und den epidemiologischen Gegebenheiten in der Bundesrepublik
anpassen. Das Projekt "Labordiagnostische Verfahren zur Früherkennung der
transmissiblen spongiformen Enzephalopathien" wird seit 1997 vom BMG an
der Neurologischen Klinik der Universität Göttingen gefördert. Im
Geschäftsbereich des BMG befassen sich das RKI (Robert Koch-Institut) und
das PEI (Paul-Ehrlich-Institut) teilweise bereits seit 1977 mit Fragen der
Diagnostik und Pathogenese von TSE-Erkrankungen. Zudem bearbeitet das PEI
im Rahmen seiner Zuständigkeiten Fragestellungen zur der Sicherheit von
Arzneimitteln, von Blut und Blutprodukten. Insgesamt planen das BMG, RKI
und PEI, von 2001 bis 2006 bis zu 21 Millionen Mark für TSE-Forschungs-
vorhaben aufzuwenden.

Das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
hat, aufbauend auf der Arbeitsgruppe "Diagnostik spongiformer
Enzephalopathien" mit dem nationalen Referenzlabor für BSE und Scrapie,
das "Institut für neue und neuartige Tierseuchenerreger" in der
Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (BFAV) eingerichtet.
Mit diesem Institut, für das dauerhaft ab 2002 jährlich mindestens zwei
Millionen Mark zur Verfügung stehen, wird die TSE-Forschung intensiviert
und gebündelt. Hinzu kommen Investitionskosten von mehreren Millionen Mark.
Schwerpunkte der Forschungsarbeiten des neuen Instituts liegen in den
Bereichen der Ursachen von BSE und Scrapie u. a. mit Hilfe von
Infektionsversuchen auf der Insel Riems, der Verteilung und Ausbreitung der
BSE-Erreger im Organismus, der Übertragungsmechanismen sowie neuer
Testverfahren, insbesondere am lebenden Tier. Nicht allein im Bereich
Lebensmittel soll die Forschung intensiviert werden. Im Sinne des
Verbraucherschutzes sollen sich die Wissenschaftler verstärkt auch den
Erzeugnissen des täglichen Bedarfs widmen, zu deren Herstellung Teile von
Wiederkäuern verwendet werden, wie für Kosmetika, Textilien oder
Zahnputzmittel. Um der BSE-Forschung den Zugriff auf dringend benötigtes
Forschungsmaterial zu erleichtern, wird eine BSE-Gewebeprobenbank an der
BFAV eingerichtet. Sie soll Gewebeproben deutscher BSE-Fälle für
wissenschaftliche Untersuchungen vorhalten.

Das Konzept kann als pdf - Datei auf den Internetseiten des BMBF
heruntergeladen werden.

Pressemitteilung Nr. 75/2001 vom 23.05.2001
 



 

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