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AHO Aktuell - 18.05.2001

Nicht-Impfpolitik bei MKS überdenken


(aho) - Wer das Problem der Seuchenbekämpfung allein auf die Formel
"Impfung ist gleich Sicherheit" begrenzt, unterschätzt nach Ansicht
von Landwirtschaftsminister Till Backhaus (Mecklenburg - Vorpommern)
die Komplexität dieses Themas. Bezugnehmend auf einen Antrag der
CDU-Fraktion unterstrich er in seiner Rede vor dem Landtag, dass
eine generelle Forderung nach MKS-Schutzimpfungen lediglich
populistischen Erwägungen entspringt und wenig zur Bekämpfung der
Tierseuche MKS beiträgt.

Regelmäßigen Schutzimpfungen gegen die MKS wurden Anfang der 90er Jahre
eingestellt, da die Impfkosten eventuelle Schadensregulierungen durch
Seuchenausbrüche weit überstiegen. Die drohenden wirtschaftlichen
Sanktionen gegen Länder, die Tiere gegen MKS immunisierten, trug
wesentlich zu dieser Entscheidung bei. Außerdem musste man durch den
stark zunehmenden Reise- und Warenverkehr mit der Einschleppung
exotischer MKS-Typen aus Drittländern rechnen, so dass flächendeckende
Impfungen mit den Standardtypen keinen Schutz mehr geboten hätten.

An die Stelle der Impfungen trat ein rigoroses "Stamping-out"-Verfahren.
Dieses besagt, dass - in Verbindung mit detaillierten Krisenplänen -
durch sofortige Tötung aller verdächtigen Tiere und aller Klauentiere
in festgelegten Radien um die Ausbruchsorte eine Verbreitung des
hochansteckenden Virus verhindert werden kann.

Gegen eine Sofortimpfung nach Ausbruch von MKS in England haben nach
Auffassung von Landwirtschaftsminister Backhaus mehrere Fakten
gesprochen. So hätte man Monate gebraucht, um flächendeckende Impfungen
aller empfänglichen Tiere durchzuführen. Darüber hinaus ist es auf
grund der Vielzahl der MKS-Typen nur schwer möglich, eine möglichst
genaue Übereinstimmung des Erregers mit den Impfstofftypen herzustellen.
Das ist jedoch für einen wirksamen Schutz unabdingbar. Nicht zu
unterschätzen ist das aufkommende falsche Sicherheitsgefühl nach
Notimpfungen, das zu einem Nachlassen von Sicherheitsvorkehrungen
führen kann. Auch der nicht zu unterschätzende Handelsboykott muss in
Erwägung gezogen werden. So wird ein Land, in dem gegen MKS geimpft
wird, für ein Jahr als "nicht MKS-frei" eingestuft. Das trifft auch
zu, wenn Tiere in Zoos, Naturparks etc. geimpft werden.

Landwirtschaftsminister Backhaus kritisierte, dass die Forschungen
nach neuen Impfstoffen in den vergangenen Jahren nicht zügig
vorangetrieben worden sind, weil die Industrie wegen der Nicht-Impf-
Politik kaum Marktchancen für derartige Produkte sah.

Er empfahl, den Antrag der CDU-Fraktion abzulehnen. Die Landes-
regierung werde sich nicht dafür einsetzen, dass schnelle flächen-
deckende Notimpfungen, gegebenenfalls bundesweit erfolgen. Sie werde
sich aber dafür einsetzen, dass die von der Kommission der Europäischen
Gemeinschaften verfolgte grundlegende Politik der Nicht-Impfung
unverzüglich überdacht wird. Sie werde darauf drängen, dass die Kommission
der Europäischen Gemeinschaften mögliche Alternativen vorschlägt, die
weltweit akzeptiert werden. "Es wäre ein großer Fortschritt, wenn
Notschutzimpfungen in einem Gebiet mit einem MKS-Ausbruch und als
Ringimpfung um ein Gebiet mit einem MKS- Ausbruch ermöglicht werden",
erklärte der Minister. Er halte es weiterhin für notwendig, dass
Impfung von Tieren in Zoologischen Gärten, Gehegen mit seltenen Wild-
und Haustierrassen etc. ermöglicht werden, ohne dass das Land den Status
"MKS -frei"
verliert.
"Ich halte es für dringend erforderlich, für den Transport von lebenden
Tieren und von Tieren stammenden Erzeugnissen in der EU strenge Maßregeln
und wenn notwendig, einschneidende Verbote vorzusehen, um eine Ausbreitung
von Seuchen - insbesondere MKS - zu verhindern. Unser strategisches Ziel
lautet: Verringerung der Gesamtzahl an Tiertransporten. Das ist eine
perspektivische Maßnahme der Seuchenbekämpfung."



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