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AHO Aktuell - 14.05.2001

Welche Auswirkungen hat eine Stressbelastung von Tieren?


(idw) - Den permanenten Leistungsanforderungen an unsere Tierbestände,
die sich in immer mehr Milch, mehr Eiern und mehr Fleisch pro Tier
ausdrücken, sind natürliche Grenzen gesetzt. Überschreitet man diese
Barriere durch "Leistungsförderer", in Form von Hormonen, Stimulanzien
oder genetisch behandelten Futtermitteln, können beim Einzeltier
Gesundheitsschädigungen zurückbleiben. Eine nicht artgemäße Haltung,
Fütterung und Betreuung führt zu massiven Stressbelastungen, die sich in
Gesundheits- und Fruchtbarkeitsproblemen äußern und frühzeitig den
Verlust oder die zwangsweise Schlachtung der Tiere zur Folge haben.

Neue Haltungsverordnungen und Richtlinien für Geflügel, Schweine und
Rinder


Zahlreiche Untersuchungen wurden zum Verhalten und Wohlbefinden von
Tieren, und zur artgemäßen Tierhaltung durchgeführt. Die Ergebnisse
sind in neue Haltungsverordnungen und Richtlinien für Geflügel, Schweine
und Rinder integriert und für die Haltung von Nutztieren im Landwirt-
schaftsbetrieb verbindlich.

Für die Gesundheitsüberwachung einer Herde kommt der Erfassung von
tierphysiologischen Parametern wie Körpertemperatur, Herzfrequenz oder
Bewegungsaktivität eine wachsende Bedeutung zu. Stressbelastungen
erfahren landwirtschaftliche Nutztiere in vielfältiger Form. Das
frühzeitige Erkennen negativer Abweichungen von der Norm, z. B.
Temperaturerhöhungen, Einschränkung der Bewegungsaktivität oder
deutliche, anhaltende Herzfrequenzerhöhungen signalisiert dem Landwirt:
das "Gleichgewicht" des Organismus ist nicht mehr intakt, eine Störung
des Gesundheitszustandes des Tieres kann die Ursache sein. Die
kontinuierliche Messung dieser Kriterien mit Meßsystemen auf der Basis
von Sensoren und die tägliche Auswertung der Messwerte mittels
Computertechnik versetzen den Landwirt in die Lage, sich zu jeder Zeit
einen Überblick über das Gesundheitsgeschehen seines Tierbestandes zu
verschaffen.

Kühe mögen's kühl

Rinder können in einem Temperaturbereich von etwa +5 bis -15°C ihren
Wärmehaushalt allein über die Hautdurchblutung regulieren. Milcheinbußen
im Minustemperaturbereich treten erst bei etwa -27°C auf. Diese große
Unempfindlichkeit gegen Kälte macht man sich heute in der modernen
Stallgestaltung zu nutze: Artgemäße Rinderhaltung bedeutet dabei die
Abkehr von weniger gut belichteten und belüfteten Warmställen hin zur
Offenfrontstallhaltung mit viel Licht, Luft und Sonne für unsere
"Milchproduzenten". Für den Bauern bedeutet dies auch niedrigere Bau und
Ausrüstungskosten für seinen Stall.
Hitzestress bei Rindern tritt in Deutschland nur selten auf, für
südeuropäische Klimaverhältnisse kann er jedoch für die Milchviehhaltung
ein Problem werden. Bei lang anhaltenden Wärmeperioden von mehr als
+24°C kommt es zur Verminderung der Milchleistung, weil die Tiere unter
diesen Außenklimabedingungen weniger Futter aufnehmen. In einem
gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Universität Bologna (Italien) sind
Bornimer Wissenschaftler in mehrjährigen Untersuchungen diesem Problem
nachgegangen. Dabei wurden Messwerte für Körpertemperatur und
Bewegungsaktivität von Milchkühen in der Sommerperiode (Juni bis
September) mit speziellen, am ATB entwickelten Datenloggern,
kontinuierlich erfasst, direkt vom Tier zum Computer übertragen und
ausgewertet. Die Versuche, die in diesem Jahr beendet werden, haben
bisher gezeigt, dass Milchleistungseinbußen und Probleme mit der
Fruchtbarkeit in Mittelitalien nicht festzustellen sind. Problematischer
ist phasenweise die Sicherung der Rohmilchqualität. Diese ist bei der
Produktion von speziellem Hartkäse wie Parmesan oder Grana Padano in
heißen Sommerperioden nicht leicht zu gewährleisten. In der
Milchviehhaltung Italiens dominieren deshalb einfache, gut durchlüftete
Offenfrontställe, die zur Linderung der Hitze in heißen Sommerperioden
zusätzlich mit Lüftungs- oder Wassersprenklereinrichtungen versehen
werden. Diese tragen entscheidend zum Wohlbefinden der Milchkühe bei.

Neue EU-Richtlinien zum Tiertransport

Wesentlich problematischer ist die Stressbelastung von Rindern bei
Tiertransporten, besonders bei Transporten vom Betrieb zum Schlachthof.
Gemeinsam mit schwedischen Kollegen der Universität Uppsala haben die
Bornimer Wissenschaftler diesen Sachverhalt untersucht. Dabei wurden
Herzfrequenz, Körpertemperatur und Bewegungsaktivität von Schlachtkühen
auf einem speziell mit Beobachtungs- und Messtechnik ausgerüsteten
Transportfahrzeug auf ihrer Fahrt zum Schlachthof untersucht. Die
Ergebnisse zeigen deutlich die Angst, Erregung und Belastung, denen die
Tiere bei diesen Transporten unterworfen sind. Dass solche Belastungen
des Organismus auch zu einer negativen Beeinflussung der
Fleischqualität führen, ist seit langem bekannt. Nach langem Zögern hat
die EU in diesem Jahr reagiert und eine Richtlinie auf den Weg gebracht,
die speziell das Problem der Tiertransporte für alle Mitgliedsländer
verbindlich regelt. Danach sind Tiertransporte nur noch in speziell
ausgerüsteten Transportfahrzeugen, mit festgelegten Transportzeiten und
qualifiziertem Fahrpersonal zulässig. Grenzüberschreitende Transporte
erfordern Sondergenehmigungen und sind an strenge Auflagen gebunden.



Presseinformation 15/2001
Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung
Institut für Agrartechnik Bornim e. V., 14.05.2001
 



 

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