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AHO Aktuell - 14.05.2001

Schweinepraxis: Circoviren in Bayern weit verbreitet


München (aho) - Im Rahmen einer Dissertationen an der Tierärztlichen
Fakultät der Universität München wurden Organproben von insgesamt 200
Schweinen aus unterschiedlichen Betrieben Bayerns auf das Vorhandensein
von porcinem Circovirus Typ 1 und 2 untersucht. Dabei konnte durch
Polymerasekettenreaktion PCV-2-DNA in 68% aller Betriebe sowie bei 46%
aller getesteten Schweine PCV-2 nachgewiesen werden und ist somit in
Bayern sehr weit verbreitet. Im Gegensatz dazu lag die Nachweisrate
des porcinen Circovirus Typ 1 bei nur 13%, was im Widerspruch zu
bisherigen Vermutung einer weiten Verbreitung des PCV-1 steht. Der
erfolgreiche Nachweis von PCV-2 mittels PCR gelang am häufigsten in
Lungen- und Lymphknotenproben von Absatzferkeln (60%) und
Mastschweinen (66%), wobei interessanterweise PCV-2 prozentual öfter
in Lymphknoten (46%) als in Lungen (37%) diagnostiziert werden konnte.

Im Hinblick auf die Vorgeschichte der untersuchten Schweine fiel auf,
daß PCV-2 vermehrt bei Tieren nachweisbar war, die mit Krankheits-
symptomen wie Pneumonie, Kümmern oder Lebensschwäche bei Ferkeln
vorgestellt wurden. Diese Erkrankungsbilder werden im Zusammenhang mit
dem PMWS (Postweaning Multisystemic Wasting Syndrom) wiederholt erwähnt.
Jedoch konnte das porcine Circovirus 2 im Rahmen der durchgeführten
Untersuchungen auch, aber nicht mit der oben genannten Häufigkeit, bei
Schweinen detektiert werden, die "PMWS-untypische" Symptome aufwiesen
(z. B. Lahmheiten). Die Ergebnisse der klinischen als auch der
pathologischen bzw. pathohistologischen Untersuchungen zeigten, daß
Tiere, bei denen PCV-2 nachweisbar war, öfter Rhinitiden, Conchien-
atrophien, Bronchopneumonien, interstitielle Pneumonien, Magenulcera,
sowie eine generalisierte Lymphknotenhyperplasie (Lymphknoten-
schwellungen) festzustellen waren, als bei PCV-2-negativen Schweinen.

Ähnliches ergab die bakteriologische Untersuchung. Hier wurden bei
PCV-2-positiven Tieren prozentual häufiger Keime wie E. coli,
Enterokokken im Kot bzw. Streptokokken oder Mikrokokken in der Lunge
nachgewiesen, als dies bei Schweinen der Fall war, deren PCV-2-Nachweis
negativ verlief.

Ebenfalls war das porcine Circovirus Typ 2 vermehrt bei Schweinen
anzutreffen, deren PPV-Nachweis (Parvo - Virus) positiv verlief, als
bei solchen, bei denen mittels PCR keine PPV-DNA diagnostiziert werden
konnte. Gleiches galt für das "porcine respiratory and reproductive
syndrome - PRRS" im Form von DNA-, Antigen- bzw. Antikörpernachweis.
Hier lag der Anteil der PCV-2-positiven Schweine unabhängig davon, ob
DNA, Antigen oder Antikörper diagnostiziert wurden, immer über dem
der PCV-2-negativen Tiere.

Ebenso verhielt es sich mit anderen Krankheitserregern wie Chlamydien,
Actinobacillus pleuropneumoniae oder dem enteralen Coronavirus (TGE).
Der in der Literatur erwähnte mögliche Synergismus von PCV-2 mit
anderen Erregern (PPV, PRRS) bei der Entstehung des PMWS könnte zwar
bestehen, jedoch war PCV-2 im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen
auch in Kombination mit den genannten Viren anzutreffen, ohne daß diese
Tiere PMWS-Symptome zeigten. Dies würde somit bedeuten, daß ein solcher
Synergismus zwar begünstigend, jedoch nicht als zwingend für die
Entstehung des PMWS zu werten ist. Vielmehr ergaben die während dieser
Arbeit ausgewerteten Ergebnisse Anlaß zu der Vermutung, daß eine
zusätzliche Beteiligung anderer Faktoren (chronischer Streß, schlechte
Haltungsbedingungen etc.) zusammen mit PCV-2 an der Entstehung des
PMWS als nötig anzusehen ist, da PCV-2 allein offensichtlich nicht
als pathogen (krank machend) einzustufen ist. Diese Annahme wurde durch
den durchgeführten Infektionsversuch mit PCV-2 bestätigt, da keines
der mit dem porcinen Circovirus Typ 2 infizierten Tiere klinisch
auffällig war und auch die pathologische Untersuchung keine PMWS-
typischen Veränderung erkennen ließen. Besonders die hohe Nachweisrate
in Mastbetrieben (58%) und Aufzuchtbetrieben (53%) deutet darauf hin,
daß eine Verbreitung des PCV-2 möglicherweise in erhöhtem Maße durch
mangelhafte Betriebshygiene und - management begünstigt wird. Deshalb
sollte zur Senkung der Infektionsgefahr innerhalb der Betriebe der
Kontakt zwischen Schweinen unterschiedlicher Herkunft und Alters
minimiert werden. Zusätzlich ist auf die Einhaltung eines konsequenten
Rein-Raus-Verfahrens sowie Überprüfung bzw. Reduktion der Zukaufquellen,
verbunden mit optimalen Hygiene- und Haltungsbedingungen innerhalb der
Betriebe, zu achten, um eine Verbreitung des porcinen Circovirus Typ 2
zu reduzieren.

Vorbuchner Katrin Regina
Untersuchungen zur Verbreitung des porcinen
Circovirus Typ 2 in Bayern
Dissertationen an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München im
Wintersemester 2000/2001
 



 

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