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AHO Aktuell - 24.04.2001

BSE: Europa hat nicht versagt, muss aber umdenken


Unter dem Titel "BSE - Hat Europa versagt?" hat Brigitte Sauzay - die
Beraterin des Bundeskanzlers für die deutsch-französischen
Beziehungen - am 23. April 2001 Minister und Experten aus den beiden
Ländern zu einer Talkrunde über die Zukunft der europäischen
Agrapolitik nach Berlin eingeladen. Die Teilnehmer - der französische
Landwirtschaftsminister Jean Glavany, Bundesverbraucherministerin
Renate Künast, der Präsident des Verbandes der Fleischmehlindustrie
Dr. Manfred Brunner, der Präsident des französischen
Bauernverbandes FNSEA Luc Guyau, der Sekretär für Internationales
der französischen Parti Socialiste Henri Nallet sowie der Präsident des
Deutschen Bauernverbandes Gerd Sonnleitner - zeigten sich am Ende
angenehm überrascht über die erzielte Einvernehmlichkeit: Qualität
muss in Zukunft über Produktivität gehen!

Es kann heutzutage nicht von den Bauern erwartet werden, dass sie
immer produktiver werden, während die Produkte immer preiswerter
werden. Im Namen einer übertrieben Produktivität darf die Qualität der
Produkte nicht mehr geopfert werden, so lautete gestern eine der
Hauptbotschaften. Die gemeinsame Agrarpolitik hatte ursprünglich als
Ziel, die europäische Produktion zu steigern. Dieses Ziel ist seit
langem erreicht; einige Reformen sind schon durchgeführt worden, Europa
braucht aber noch mehr Reformen. Nach Glavany braucht insofern die
Union einen neuen Vertrag, den er "Besser Produzieren" nannte.
Künast und Glavany erklärten, die Regierungen hätten durch die
Modulation genügend Spielraum, die Mittel der EU zu verteilen. Nach
Auffassung der beiden Minister bleibt es deshalb bei den
Haushaltszahlen, die 1999 auf dem Agrargipfel in Berlin beschlossen
wurden.

Mit dem Thema der Osterweiterung wurde auch die Frage der Kontrolle
der europäischen Agrarnormen erörtert. Sowohl die
EU-Kandidatenländer als auch die heutigen Mitglieder müssten
unbedingt stärkere Kontrollen einführen. So hätte nach Auffassung
Brunners die BSE-Krise begrenzt werden können. Obwohl die Gefahr
der Krankheit bekannt ist und viele Maßnahmen schon durchgeführt
worden sind, ist man über die Erreger - die Prionen - und ihre
Eigenschaften eher schlecht informiert. Man muss also für die Zukunft
und für die nächsten Generationen besonders vorsichtig sein, um
solche landwirtschaftlichen Katastrophen zu vermeiden. Diesbezüglich
vertrat auch Gerd Sonnleiter, dass die hohen EU-Standards sowohl
innerhalb Europas als auch international angelegt werden müssten. Der
Präsident des Deutschen Bauernverbandes verlangte dabei eine
gläserne Produktionsweise vom Ursprung des Produkts bis zum Tisch
des Verbrauchers.

Brigitte Sauzay hat zum Schluss ihre Freude zum Ausdruck gebracht,
dass Deutsche und Franzosen sogar bei solch schwierigsten Themen
sich doch noch einigen könnten.

Diskutieren Sie über dieses Thema im AHO / AVA - Expertenforum.
 



 

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