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AHO Aktuell - 23.04.2001

Stand der europäischen Forschung über BSE und verwandte Krankheiten


Brüssel(aho) - Heute hat eine von dem für Forschung zuständigen
Kommisssionsmitglied Philippe Busquin eingesetzte Gruppe führender
Sachverständiger einen umfassenden Katalog der Forschungsarbeiten über
Transmissible Spongiforme Encephalopathien, wie beispielswese BSE
vorgestellt, um ein deutlicheres Bild der europäischen Forschungsarbeiten
auf diesem Gebiet zu geben. Der heute veröffentlichte Katalog zeigt die
Stärken und Schwächen der europäischen Forschung in diesem Gebiet auf.
Erforderlich sind beispielsweise stärkere Koordinierung, Schaffung von
Netzen, bessere Kommunikation und Austausch von Ergebnissen der auf
nationaler Ebene durchgeführten Arbeiten. Die Handicaps der europäischen
Forschung sind unter anderem Fehlen von genau charakterisiertem Proben-
material, begrenzte Verfügbarkeit von Tiermodellen und Zelllinien sowie,
Mangel an spezialisierten Wissenschaftlern für diese Forschungen. Die
Einsetzung der Gruppe erfolgte auf Anregung der Forschungsminister der
Mitgliedstaaten auf ihrer Tagung vom 16. November 2000.

Kommissar Busquin äußerte sich dazu wie folgt: "Der Forschungskatalog
wird zur Förderung ergänzender Maßnahmen und zu mehr Kohärenz bei den
europäischen Forschungsanstrengungen auf einem Gebiet beitragen, das für
das Wohlergehen der Bürger Europas von wesentlicher Bedeutung ist. Die
Erstellung des Katalogs ist ein praktisches Beispiel dafür, wie der
Europäische Forschungsraum, der von der Kommission und den Mitglied-
staaten getragen wird, zu einem starken gemeinsamen Einsatz in Europa
führen kann."

Alle Krisen, insbesondere im Gesundheitsbereich, erfordern eine rasche
Beurteilung der Situation und einen gemeinsamen Aktionsplan unter Angabe
von Forschungsprioritäten und die uneingeschränkte Solidarität aller
betroffenen Parteien. Dies gilt insbesondere für BSE. Die auf diesem
Gebiet tätige Forschungsgemeinde direkt aufgefordert, ihre Bemühungen
zu bündeln, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, die uner-
lässlich sind, um das Problem besser in den Griff zu bekommen, jedoch
auch, Empfehlungen vorzulegen, wie mit ähnlichen Epidemien in Zukunft
effizienter umzugehen ist. Da die meisten europäischen Länder von TSE
betroffen sind, muss ferner Einigkeit darüber herrschen, welche
gemeinsamen gesundheitlichen Maßnahmen, Analysestandards und Diagnose-
verfahren anzuwenden sind.

Aus diesem Grunde hat die Kommission durch ihren mit 50 Millionen Euro
ausgestatteten Aktionsplan für TSE im Jahre 1996 bereits mehrere
diesbezügliche Initiativen in die Wege geleitet.

Dies führte zu beträchtlichen Forschungsanstrengungen über TSE in Europa,
was das öffentliche Interesse und die damit verbundenen Kosten sowie die
Notwendigkeit unterstreicht, Antworten auf einige der fundamentalsten
Fragen des Erregers und seiner Ausbreitung zu finden.

Diese Forschungen sind jedoch nicht auf einander abgestimmt und
chwankungen unterworfen und spiegeln die unterschiedlichen Konzepte
und Ausmaße des Problems in den verschiedenen Mitgliedstaaten wider.
Bisher lag uns kein vollständiges Bild darüber vor, welche Forschungen
von wem in den verschiedenen Teilen Europas durchgeführt wurden.

Ausgehend von den Schlußfolgerungen des Katalogs beabsichtigt die GD
Forschung der Kommission, weitere Mittel der EU für einschlägige
Forschungen bereitzustellen. Eine geplante Aufforderung zur Einreichung
von Forschungsvorschlägen wird einige der wichtigsten Fragen, wie bessere
Koordinierung der Forschungsarbeiten und Öffnung laufender Forschungen
im europäischen Rahmen, berücksichtigen und den Schwerpunkt auf eine
begrenzte Zahl von Fragen legen, wie Forschungen, die zur Entwicklung von
Tests an lebenden Tieren führen, Inaktivierung von Prionen, Übertragung
von TSE bei Tieren und das damit verbundene Risiko für den Menschen.

Interessanterweise entsprechen mehrere von den Forschern festgelegte
Prioritäten den Zielsetzungen des Europäischen Forschungsraums. Der
Europäische Forschungsraum will die Koordinierung einzelstaatlicher
Programme und die gegenseitige Ergänzung von Forschungsplänen gewähr-
leisten. Die BSE-Krise macht in einem sehr spezifischen Kontext deutlich,
wie dringend und wichtig die Vollendung des Europäischen Forschungsraums
für die Union ist.

Rinderwahnsinn Einige Zahlen

1986 hat das Central Veterinary Laboratory im Vereinigten Königreich
erstmals bei zwei Tieren in zwei britischen Rinderherden eine unbekannte
Form der spongiformen Rinderencephalopathie (BSE) festgestellt. Bis Ende
1989 waren 10 000 Fälle identifiziert.

Notmaßnahmen, wie das Verbot von aus Tieren hergestelltem Futter das sehr
schnell als Ursache der Katastrophe ermittelt wurde, brachten keine Lösung,
so dass sich die Situation verschärfte. Bis 1992 hatte sich die Epidemie
auf 37.000 Rinder im Vereinigten Königreich ausgebreitet.

Zwischen 1987 und 2000 waren im Vereinigten Königreich 180 000 Rinder
infiziert, während andernorts in Europa (hauptsächlich in Irland, Portugal
und Frankreich) 1325 Fälle festgestellt wurden. Im Vereinigten Königreich
wurden bei 97 Personen die neue Variante der Creutzfeld-Jacob-Krankheit
festgestellt, in Frankreich gab es drei Fälle und in Irland einen Fall.
 



 

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