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AHO Aktuell - 18.04.2001

"Nicht-Impf-Politik der EU muss schleunigst auf den Prüfstand"


(aho) - "Mittelfristig muss das Instrument der Impfung in der Bekämpfung
der Maul- und Klauenseuche so eingesetzt werden können, dass nicht
massenweise gesunde Tiere getötet werden und die weitere Nutzung der
geimpften Tiere ohne wesentliche Einschränkungen möglich ist." Darin
waren sich bei einem Gespräch am gestrigen Dienstag, 17. April 2001 in
der Bayerischen Staatskanzlei Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber und
Staatsminister Eberhard Sinner einig mit den Tierseuchenexperten
Prof. Dr. Kaaden und Prof. Dr. Thein von der Ludwig-Maximilians-
Universität München sowie Dr. Pauels von der Bayerischen Tierseuchen-
kasse und Dr. Wittkowski vom Tiergesundheitsdienst.

Verbraucherschutzminister Sinner: "Mit der Entwicklung von sogenannten
Marker-Impfstoffen und der Entwicklung von Testsystemen, die eine
eindeutige Unterscheidung von infizierten und geimpften Tieren zulassen,
muss auch auf EU-Ebene eine Änderung der Impfpolitik bei MKS einhergehen.
Dies kann zwar nicht der sofortige Einstieg in eine flächendeckende
bayern- oder deutschlandweite Schutzimpfung sein. Aber die Abklärung der
wissenschaftlichen Fragen zu den Übertragungswegen und die Entwicklung
neuer Impfstoffe und Testverfahren muss den Weg eröffnen, die MKS-Impfung
als wesentlich flexibleres Instrument als bisher in der Tierseuchenbe-
kämpfung einzusetzen."

Das bisherige EU-Impfverbot stützt sich wissenschaftlich unter anderem auf
die Begründung, dass geimpfte Tiere, die mit dem MKS-Feldvirus infiziert
werden, selbst nicht erkranken und deshalb klinisch nicht als Virusträger
erkannt werden, aber dennoch infektiöses Virus ausscheiden und andere
empfängliche Tiere damit infizieren können. Dieser gängigen Lehrmeinung,
die auch die Bundesforschungsanstalt für Viruserkrankungen der Tiere in
Tübingen erst kürzlich wieder vertreten hat, stehen die Wissenschaftler
Prof. Dr.Kaaden und Prof. Dr. Thein skeptisch gegenüber. Sinner: "Wenn hier
in der Wissenschaft unterschiedliche Meinungen vertreten werden, muss auch
diese Frage national wie auf europäischer Ebene diskutiert werden, damit
künftig auf gesicherter wissenschaftlicher Grundlage über den Einsatz von
Impfstoffen zur MKS-Bekämpfung entschieden werden kann."

Unabhängig von der Impffrage müssen aber auch die klassischen präventiven
Instrumente der Tierseuchenbekämpfung, wie Einschränkungen des Vieh-
verkehrs, die Verfolgbarkeit von Tiertransporten und ein Seuchenmonitoring
als "Frühwarnsystem in Schlachthöfen und Grenzkontrollstellen" verbessert
und intensiviert werden. Sinner: "MKS konnte in Großbritannien über die
achtlose Verfütterung von unzureichend behandelten Speiseabfällen in einem
Schweinebestand Fuß fassen. Über Schlachthofwege und -märkte drang er in
die Schafpopulation und von dort in Rinderbestände ein. Auch mit einer
flächendeckenden Impfung der Rinder wäre die Weiterverbreitung so nicht
zu verhindern gewesen."

News 123 - 18.04.2001
 



 

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