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AHO Aktuell - 10.04.2001

Umweltminister Stefan Mörsorf: Ehrfurcht vor dem Leben wach halten


Der Umweltminister des Saarlandes Stefan Mörsdorf führt aus:

"Wir alle kennen inzwischen die grausigen Bilder aus England von Scheiter-
haufen mit brennenden Tierkadavern. Was würde wohl, so frage ich mich in
diesen Tagen, Albert Schweitzer über einen derartigen Umgang mit unseren
Mitgeschöpfen sagen? Die "Ehrfurcht vor dem Leben" zu wecken und ständig
und immer wieder neu wach zu halten - das war der Kernsatz in Schweitzers
Ethik, für den sich der Urwaldarzt und Philosoph aus dem Elsaß sein Leben
lang einsetzte. Doch entspricht es noch dieser "Ehrfurcht vor dem Leben",
Tiere massenweise zu töten, nur um sie anschließend zu verbrennen? Sicher
nicht. Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Scheiterhaufen aus toten
Kühen ausgerechnet kurz vor jenem Fest auflodern, das nach christlichem
Verständnis das Fest des Lebens schlechthin ist: Ostern. Christen feiern
Ostern als Fest, an dem das Leben über den Tod triumphiert hat. Ostern
sollte daher, so meine ich, für uns auch Anlass sein, über unser
Verhältnis zum Leben und zum Lebendigen insgesamt nachzudenken.

Dürfen wir, so müssen wir uns fragen lassen, Tiere als bloße Ware ansehen,
als Objekte, über die wir nach Gutdünken verfügen dürfen? Die wir massen-
weise töten, nicht jedoch, um ihr Fleisch zu essen, sondern um damit
einer vermeintlichen Seuche Einhalt zu gebieten, wie die Agrarlobbyisten
in Brüssel argumentieren. Und damit vergessen, dass man die Kühe, Schafe,
Schweine und Ziegen ja auch impfen könnte - eine viel tierfreundlichere
Variante zur massenweisen Tötung bei Auftreten eines Falles der Maul-
und Klauenseuche. Eine Lösung im Übrigen, für die sich die saarländische
Landesregierung nachdrücklich stark macht!

Über Jahrhunderte verband und verbindet die Menschen in unserer abend-
ländischen Kultur, zumal die Bauern, ein sehr inniges, wechselseitiges
Verhältnis gerade auch zu ihren Nutztieren. Dieses Verhältnis war geprägt
von Respekt gegenüber dem Mitgeschöpf Tier, mit dem man unter einem
gemeinsamen Dach zusammenlebte, das man nutzte und schlachtete,
das man aber nie als bloße Ware betrachtete und dem man Leiden, wo immer
es ging, ersparte (oder mitlitt, wenn das Vieh unter einer Krankheit
litt!). Bis heute geben unsere Landwirte ihren Milchkühen einen
individuellen Namen - ein deutliches Indiz für die Achtung vor dem Tier
als Individuum.

MKS und BSE mag man, je nach Sichtweise, als schlimme "Seuchen" ansehen,
wobei hier, nebenbei bemerkt, wahnsinnig viel Hysterie im Spiel ist. Viel
schlimmer ist nach meiner tiefsten Überzeugung jedoch eine ganze andere
Gefahr: Die Gefahr, dass wir durch die fragwürdigen Gegenmaßnahmen die
Ehrfurcht vor dem Leben verlieren und damit auch einen wesentlichen Aspekt
unserer christlich geprägten Tradition auf dem Altar der vermeintlichen
Seuchenbekämpfung opfern. Genau damit aber verlieren wir auch ein Stück
unserer Humanität! Wir dürfen Tiere töten, um sie zu essen, aber wir
dürfen das nie so tun, als sei es etwas Selbstverständliches. Und wir
dürfen das Fleisch unserer Rinder, Schweine und Hühner nutzen, müssen
uns aber immer vergegenwärtigen, dass Tiere niemals nur Handelsware und
Ressource sind, sondern ihnen ein Wert an sich zukommt, weil sie wie wir
Geschöpfe Gottes sind! Dies Grundwahrheit gilt es, sich immer wieder
bewusst zu machen, ohne deswegen ein schlechtes Gewissen haben zu müssen,
das Stück Fleisch auf dem Teller zu essen. Gedankenlosigkeit aber ist
nach meiner Überzeugung die schlimmste Sünde, die wir im Umgang mit
unseren Mitgeschöpfen begehen können. Und mithin auch das Schlimmste,
was wir uns selbst als menschliche Wesen antun können. "

Pressedienst des Saarlandes
Ministerium für Umwelt
10. April 2001
 



 

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