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AHO Aktuell - 04.02.2001

Botulismus: Gefahr für Mensch und Tier

Welche Rolle spielen Klärschlamm und Komposte?


(aho) - In seinem "Positionspapier zum Themenkomplex Clostridium botulinum"
warnt der Direktor des Instituts für Pflanzenbau und Tierproduktion in den
Tropen und Subtropen, Prof. Dr. Dr. Helge Böhnel Human - und Veterinär-
mediziner vor einer dramatischen Zunahme von Botulismus bei Menschen und
Tieren.

Prof. Böhnel forscht seit Jahren zusammen mit dem Göttinger Rechtsmediziner
Prof. Klaus-Steffen Saternus, der einen Zusammenhang zwischen dem "Plötz-
lichen Kindstod" und Botulismus aufzeigen konnte. Zudem wird gelegentlich
beim Menschen des sogenannte "Wundbotulismus" beobachtet.

Professor Böhnel berichtet in seinem Positionspapier, dass auch beim Tier
plötzliche Todesfälle auftreten können. Meist sind die Krankheitsfälle
akut und fangen mit Lähmungen an den Hintergliedmaßen an. Es folgen
Schwierigkeiten beim Aufstehen, verminderter Ohrreflex, eine Lähmung der
Zungenmuskulatur. Speicheln, Futterkauen ohne Abschlucken sind weitere
Zeichen. Oft ist der Kopf zur Seite gefallen (Schwäche der Halsmuskulatur).
Im Fall des viszeralen Botulismus des Rindes - das Krankheitsbild wird
in zunehmendem Maße festgestellt - kommt es zu plötzlichem Milchrückgang
trotz bester Fütterung, Verstopfung oder Durchfall, Hervortreten der
Venen, positiver Venenpuls, Kronsaumschwellungen, Festliegen und Abmagern.
Bei Kälbern können plötzliche Todesfälle auftreten. Es tritt kein Fieber
auf! Die viszerale Form wird gelegentlich auch bei Pferden und Schweinen
diagnostiziert.

Untersuchungen von Futtermitteln in Zusammenhang mit akutem Botulismus
haben ergeben, daß v.a. in Silage Toxin enthalten ist, das zu einer
direkten Vergiftung führt. Ein positiver Nachweis erfolgte auch (in
wenigen Fällen) in geschreddertem Altbrot, gequetschtem Hafer,
Sojaschrot, Kartoffelabfall, und Küchenabfall.

Der Zusammenhang Schweinegülle - Silage - Erkrankung von Rindern,
Klärschlamm - Silage - Erkrankung von Pferden, Hühnermist - Erkrankung
von Rindern und Pferden konnte gesichert werden. Bio-Komposte und
Klärschlamm werden sowohl im Landschaftsbau - auch in der Nähe
von Siedlungsgebieten - als auch in der Landwirtschaft zur Bodendüngung
eingesetzt. Nicht zuletzt gelangen Bio-Komposte in den heimischen Garten
oder gar in den Blumentopf auf der Fensterbank im Kinderzimmer. So
werden Clostridien, die das Botulismus - Gift produzieren, in der
Umwelt verbreiten. Gleiches gilt für die Verbreitung von Clostridien-
Sporen über Mist und Gülle.

Quelle: Böhnel, 2001

Lesen Sie weitere Details zur Bedeutung von Clostridium botulinum im
"Positionspapier zum Themenkomplex Clostridium botulinum"
verfaßt von Prof. Dr. med. vet., Dr. sc. agr. habil. Helge Böhnel,
Direktor des Instituts für Pflanzenbau und Tierproduktion in den Tropen
und Subtropen, Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Göttingen

Weiterführende Links zum Problemkomplex "Klärschlamm, resistente Keimen
und Arzneimittelrückständen in Klärwerken und Umwelt aus der Humanmedizin":

Auswirkungen rechtlicher Regelungen auf die landbauliche Verwertung
von Sekundärrohstoffen, insbesondere Klärschlamm


Welche Rolle spielen Kläranlagen?

Gefährdungspotenzial

Mehr resistente Keime bei Vegetariern

"Keine klinische Relevanz"

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Apotheke aus dem Wasserhahn: Arzneimittelrückstände in
Grund-, Oberflächen- und Trinkwasser

 



 

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