Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 10.01.2001

Boku-Professor Haiger: BSE in Österreich unwahrscheinlich

"Nur biologische Landwirtschaft kann aus der Misere führen"


Wien (pte) - Die Wahrscheinlichkeit, dass in Österreich keine BSE-Fälle
auftreten ist hoch. Das meint der Vorstand des Institutes für Nutztier-
wissenschaften der BOKU-Wien, Alfred Haiger, gegenüber pressetext.austria.
Er begründet seine Aussage mit kleinbäuerlichen Strukturen in der
österreichischen Landwirtschaft. Nur die biologische Landwirtschaft könne
uns dauerhaft aus der BSE-Krise führen, erklärt der Wissenschaftler.

"Diese Strukturen werden allerdings systematisch kaputt gemacht", meint
Haiger. Als Beispiel bringt der Professor die in der dritten Dezemberwoche
des Jahres 2000 erfolgte zwanzigprozentige Kürzung der Mittel für den
Biolandbau. Im biologischen Landbau sei jegliche Tiermehlverfütterung
verboten. "Diese ist nicht im Sinne der Schöpfung. Überall, wo der Mensch
wider die Natur handelt, schlägt die Natur zurück", so der
Institutsvorstand.

"Krank ist nicht die Kuh, sondern das System", spielt Haiger auf den
wirtschaftlichen Druck in der Landwirtschaft an. Die meisten deutschen
BSE-Fälle dürften durch das Kälberaufzuchtfutter ausgelöst worden sein,
vermutet der Forscher. Dieses Futter enthalte Rindertalg, welches mit
Rückenmark in Berührung komme. "Ich habe noch nie eine Kuh gesehen, die
einen Knochen abnagt", so Haiger. Milchfett lasse sich eben besser
verkaufen als Rindertalg. Eine naturgemäß gezüchtete Milchkuh gibt
insgesamt etwa 50.000 Liter Milch. 500 bis 700 Liter Milch wären für
die Aufzucht eines Kalbes nötig. "Das ist ein Prozent der gesamten
Milchleistung, die wir für gesunde Rinder "opfern" müssten."

Haiger plädiert dafür, dass die Nahrungsmittel mehr Wert sein müssten,
damit sie wieder zu hochwertigen Lebensmitteln werden. Seine Beispiele:
In Österreich bekam 1950 ein Bauer 1,06 Schilling (0,08 Euro) für ein Ei,
im Geschäft hatte der Kunde 1,45 Schilling (0,11 Euro) zu berappen.
Heute bekommt ein Geflügelhalter 0,70 Schilling (0,05 Euro) pro Ei, der
Gewinn liegt bei einigen wenigen Groschen. Ein oststeirischer Bauer
bekommt für einen Kilo (gespritzter) Äpfel drei Schilling (22 Cent), im
Supermarkt sind sie fast fünfmal so teuer. "Ein Kilo Bauchfleisch kostet
etwa 35 Schilling (2,54 Euro), Schuhpasta im Vergleich dazu ein
Vielfaches." Bei diesen Preisen könne ein Landwirt auf lange Sicht keine
gesundheitsfördernden Lebensmittel mehr herstellen, meint der Forscher.

Auf die Frage, warum BSE derart starke Reaktionen in der Bevölkerung
auslöst - der Rindfleischkonsum ging um mehr als 60 Prozent zurück -,
antwortet Haiger: "Das dürfte psychologisch zu erklären sein. Niemand
weiß etwas Genaues über BSE, das macht Angst." Für die Übertragung der
Krankheit spiele es eine große Rolle, wie viele BSE-Brionen pro
Kubikzentimeter vorkommen. Sicherer sei es im Allgemeinen, Fleisch zu
essen als Wurst, weil man nicht immer wisse, welche Inhaltsstoffe aus
welchen Ländern kommen. In diesem Zusammenhang kritisiert Haiger
Österreichs Mitgliedschaft in der EU: "Österreichs Rindfleisch wäre
jetzt ein Exportschlager, wenn wir noch Grenzen hätten."
 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de