Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 04.01.2001

Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert BSE - Massentötungen


(aho) Aus aktuellem Anlass veröffentlicht der Deutsche Tierschutzbund
einen Brief des Präsidenten des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang
Apel, an Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke zum Thema BSE.
In dem Schreiben vom 22.12.2000 wird zu den Auswirkungen des BSE-
Skandals auf den Tierschutz Stellung genommen. Eine Massentötung von
Rindern aus rein marktwirtschaftlichen Gründen ist ethisch nicht
vertretbar und mit dem Tierschutzgesetz nicht vereinbar, so der
Deutsche Tierschutzbund. Der Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Bundesminister,

die Europäische Union hat Anfang Dezember beschlossen, zwei Millionen
Rinder, die älter als dreißig Monate alt sind und auf dem Markt derzeit
nicht abgesetzt werden können, töten zu lassen und deren Fleisch zu
vernichten. Unter anderem wird die Maßnahme damit begründet, dass
gegenwärtig nicht genügend BSE-Schnelltests zur Verfügung stehen. In
Deutschland sollen nach Informationen Ihres Hauses von der
Tötungsaktion rund 400.000 Rinder betroffen sein.

Sicherlich werden Sie mit uns grundsätzlich darin übereinstimmen, daß
eine Tötung der Tiere aus rein marktwirtschaftlichen Erwägungen ethisch
nicht vertretbar und auch mit den Bestimmungen des Tierschutzgesetzes
nicht vereinbar ist. Dem Verbraucherschutz bzw. der Verbrauchersicherheit
wäre sicher ebenfalls nicht hinreichend Rechnung getragen, wenn man die
Tiere ohne vorherige Prüfung auf den BSE-Erreger beseitigt. Die
tatsächliche Gefährdungssituation würde dadurch aus unserer Sicht nur
verschleiert und die Verbraucher weiter verunsichert.

Unseres Wissens hat eine Bund-Länder-Kommission bereits ihre Arbeit
aufgenommen, um Lösungsvorschläge zu entwickeln, die auch dem Tier- und
Verbraucherschutz gerecht werden. Ich gehe deshalb davon aus, dass in
Deutschland - sofern auf die Tötungsaktionen nicht gänzlich verzichtet
wird - zumindest das Fleisch der Tiere auf den BSE-Erreger getestet
und in Kühlhäusern für den späteren Verbrauch verwahrt wird.

Wir möchten Sie eindringlich bitten, sich auch auf EU-Ebene für die
Bereitstellung ausreichender BSE-Schnelltests und für ein tierschutz-
gerechtes Management der BSE-Krise einzusetzen. Es kann weder in
Deutschland noch EU-weit hingenommen werden, dass Tiere als Sondermüll
entsorgt werden.

Zudem müssen über die aktuelle Krisensituation hinaus die notwendigen
Konsequenzen gezogen werden: Eine Struktureform in der landwirtschaftlichen
Tierhaltung, wie sie unter anderem auch Herr Bundeskanzler Gerhard
Schröder am 28.11.00 im Deutschen Bundestag in die Diskussion gebracht
hat. Um dies durchzusetzen, bieten wir Ihnen gerne unsere Unterstützung
an und würden es begrüßen, dazu mit Ihnen bzw. mit Ihrem Hause in einen
Dialog eintreten zu können. Für eine Antwort Ihrerseits wären wir sehr
dankbar und verbleiben

mit freundlichen Grüßen

Wolfgan Apel
 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de