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AHO Aktuell - 27.12.2000

LMU München: Konzertierte Aktion zur BSE-Forschung


München, 21. Dezember 2000 - Die Universität München bündelt ihre seit
langem erfolgreichen Aktivitäten in der BSE-Forschung in einem
landesweit einmaligen Kompetenzzentrum. Seit Jahren wird an der LMU die
Proteinforschung in verschiedenen Disziplinen wie Human- und
Tiermedizin, Genetik und Biochemie erfolgreich vorangetrieben. Ergänzend
wurden bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zwei
Sonderforschungsbereiche und ein Schwerpunktprogramm beantragt. Die LMU
würde es begrüßen, wenn auch mit den Mitteln der Staatsregierung aus dem
Sofortprogramm die bestehenden Forschungsaktivitäten weiter gefördert
und ausgebaut würden.

"Wir stehen mit unseren Leistungen auf diesem Gebiet an der Spitze der
Entwicklung", erklärt Professor Walter Neupert (Prodekan der
Medizinischen Fakultät). LMU-Rektor Professor Andreas Heldrich erwartet
zudem Synergieeffekte durch die Kooperation mit anderen
Forschungseinrichtungen wie der Max-Planck-Gesellschaft. "Auch die
Zusammenarbeit mit der TU München in einigen Teilen unserer geplanten
Forschung wird sich positiv niederschlagen. Die an der LMU geleistete
Grundlagenforschung ist entscheidend für die Klärung der Ursachen der
BSE-Seuche und den Schutz des Verbrauchers. Dies ist ihr Beitrag zur
erfolgreichen Bekämpfung der Seuche." Die Bayerische Staatsregierung
verfolgt deshalb die Forschung von Professor Hans Kretzschmar mit
größtem Interesse.

Der Neuropathologe Hans Kretzschmar ist ausgewiesener Spezialist im
Bereich der Prionen-Erkrankungen, zu denen auch die Rinderkrankheit BSE
zählt. Das Prion - ein infektiöses Agens, das nur aus Protein besteht -
ist die Ursache für BSE. Kretzschmar kann auf eine langjährige
Grundlagenforschung zurückgreifen, in der er sich mit der Funktion des
Prion-Proteins befasst hat. In der Diagnostik hat er die so genannte
SIFT-Technik entwickelt, die zum Ziel hat, den Erreger für die
Creuzfeldt-Jakob-Krankheit - auch der Variante, die auf eine Übertragung
der BSE vom Rind auf den Menschen zurückzuführen ist - im Blut des
Patienten nachzuweisen. Kretzschmar ist Leiter des Deutschen
Referenzzentrums für die Erkrankungen des Zentralen Nervensystems. Mit
seinen grundlegenden Arbeiten in diesem Forschungsgebiet ist er zur Zeit
einer der gefragtesten deutschen Wissenschaftler.


Forschungsbereich "Molekulare Mechanismen der Neurodegeneration"

Gemeinsam mit den Forschern Dr. Stefan Weiss (Genzentrum), Dr. Hermann
Schätzl (Max-von-Pettenkofer-Institut) und Dr. Tatzelt und Professor F.
U. Hartl (Max-Planck-Institut für Biochemie) arbeitet Kretzschmar am
Aufbau einer Forschungsplattform zur BSE-Forschung. Professor Christian
Haass (Adolf-Butenandt-Institut) und Kretzschmar haben zusammen einen
Sonderforschungsbereich (SFB) "Molekulare Mechanismen der
Neurodegenertion" bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
beantragt. Dieser SFB widmet sich der Erforschung auch anderer
dementieller Erkrankungen wie Morbus Alzheimer und neurodegenerativer
Leiden wie Morbus Parkinson. Diese zählen zu den weltweit häufigsten
Gehirnerkrankungen, die mit der Steigerung des Durchschnittsalters in
unserer Bevölkerung signifikant zunehmen. Trotz verschiedener klinischer
Symptome haben sie mit der Creuzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) eines
gemeinsam: sie werden durch die Ablagerung von falsch gefalteten
Proteinen verursacht. Für die Bildung dieser Aggregate sind
offensichtlich strukturelle Veränderungen physiologisch normaler
Vorläufer notwendig. Eine Erforschung dieser Erkrankungen durch
gemeinsame Anstrengungen ist gerade angesichts der Zunahme aller
neurodegenerativen Erkrankungen dringend notwendig. Nur so können
schnell Ergebnisse erzielt werden.
(Ansprechpartner:
Prof. Kretzschmar, Tel. 089/7095-4900;
Prof. Christian Haass, Tel. 089/599 64 71 /-2)

Schwerpunkt zur Erforschung der Rolle der Proteine

BSE ist nicht nur ein Problem der Proteinaggregation, sondern auch der
Proteinfaltung. Dieser Prozess steht im Mittelpunkt eines weiteren von
der LMU beantragten Sonderforschungsbereichs "Molekulare Maschinen in
Proteinfaltung und Proteintransport" (Professor Walter Neupert).
Auch ein bei der DFG beantragter Schwerpunkt soll in Zukunft die
Aktivitäten zur Erforschung der Rolle von Proteinen in biologischen
Prozessen auf diesem Gebiete weiter verstärken. Das Forschungszentrum
"Proteine in Gesundheit und Krankheit" ist ein gemeinsames Projekt der
LMU (Professor Rudolf Grosschedl, Professor Walter Neupert, Professor
Hans Kretzschmar, Professor Christian Haass u. a.), der TU München, des
Max-Planck-Instituts für Biochemie und der GSF. Dieses Zentrum will die
bestehenden Grenzen zwischen Disziplinen und Institutionen überbrücken
und die am Forschungsstandort München versammelten Kompetenzen stärker
vernetzen.
(Ansprechpartner: Professor Walter Neupert, Tel. 089/5996-312)

Initiativen in der Veterinärmedizin der LMU

Professor Eckhard Wolf (Tierärztliche Fakultät, Genzentrum) forscht auf
dem Gebiet der Tierzucht: Er möchte durch den Einsatz von
Klonierungstechniken die Möglichkeiten zur Züchtung von BSE-resistenten
Tierarten untersuchen. Erste Ergebnisse mit Mäusen hat er bereits
vorzuweisen.
(Ansprechpartner: Prof. Dr. Eckhard Wolf, Tel. 089/2180-6800/-6801)

Eine Arbeitsgruppe der Tierärztlichen Fakultät (Professor Rudolf
Hoffmann, Professor Oskar-Rüger Kaaden, Professor Martin Förster u.a.)
möchten die in Bayern entdeckten Verdachtsrinder in Quarantäne bringen,
um sie dort wissenschaftlich zu beobachten. Sie ist heute in die
Staatskanzlei geladen, um ihre Initiative vorzustellen.
(Ansprechpartner: Professor R. Hoffmann, Tel. 089/2180-2687)


Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung
Ludwig-Maximilians-Universität München, 27.12.2000
 



 

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