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AHO Aktuell - 21.12.2000

BSE-Gefahr für Bodybuilder: Tiermehl in der Kraftnahrung


(aho/pte) Geschätzte 300 Tonnen an Eiweiß-Präparaten werden alleine in
Österreich pro Jahr als "Kraftfutter" an Hobbysportler verkauft. Bisher
weitgehend unbekannt ist: Viele der Power-Pulver werden aus Schlacht-
abfällen hergestellt. Die davon ausgehende BSE-Gefahr kann heute noch
niemand abschätzen.

Der Power-Drink an der Fitnessbar gehört für viele Bodybuilder und
Hobbysportler zum selbstverständlichen Ritual nach dem schweißtreibenden
Kraftkammer- oder Aerobictraining. Rasanten Muskelzuwachs durch "reines,
hochwertiges Eiweiß" versprechen unzählige Hersteller von Pulvernahrung,
die bevorzugt in den beiden Geschmacksrichtungen Erdbeer und Schokolade
angeboten wird. Niemand weiß allerdings genau, was in den meisten Dosen
mit den pseudowissenschaftlichen Aufschriften, die meistens die Begriffe
"Protein" und "Amino" enthalten, drin ist. Nur in Insiderkreisen war
bisher bekannt, dass viele der legal als Nahrungsergänzungsmittel
verkauften Eiweiß-Präparate zu einem großen Teil aus Schlachtabfällen
hergestellt werden.

Ein Beispiel: 36 % Soja, 42 % tierisches Eiweiß, 22 Prozent Milcheiweiß -
das ist die ungefähre Zusammensetzung des Proteinpulvers eines großen
deutschen Herstellers. Bekannt wurde das Rezept allerdings erst im Zuge
eines Gerichtsverfahrens, das der österreichische Kraftpulver-Hersteller
Wolfgang Peer gegen den Mitbewerber angestrengt hatte. Laut Peer hatte
der Konkurrent aus Deutschland behauptet, die gleiche Qualität zum halben
Preis zu liefern. Peer, der seine Eiweißpräparate ausschließlich aus
hochwertigem Molkeneiweiß fertigt, klagte und gewann den Prozess.

Was bisher viele Sportler nicht wussten, die anderen gekonnt verdrängten.
Das tierische Eiweiß in billigen Power-Pulvern auf Proteinbasis stammt
unter anderem aus Knochen, Sehnen und Blut von Rindern und wird auf ganz
ähnliche Weise gewonnen wie das als BSE-Verbreiter in Verruf geratene
Tiermehl. Wolfgang Peer beschreibt, wie`s geht: "Knochen, Sehnen, Blut
und was weiß ich noch alles in die Mischmaschine, im Idealfall dreimal
chemisch gereinigt, getrocknet, mit Geschmack versehen und raus damit!"
Doch selbst wenn bei der Herstellung alle lebensmittelgesetzlichen
Vorschriften eingehalten werden, ist die Gefahr nicht auszuschließen,
dass der heimtückische BSE-Erreger im Eiweißpulver überlebt und seinen
Weg in den Power-Cocktail an der Fitnessbar findet.

"Die BSE-Gefahr durch solche Präparate ist keineswegs auszuschließen.
Mich wundert ja, dass bisher noch niemand dieses Thema aufgegriffen
hat", sagt Prof. Hans Holdhaus, Direktor des Institutes für medizinische
und sportwissenschaftliche Beratung in Niederösterreich. Der Betreuer
österreichischer Spitzensportler hat erst kürzlich unangenehme
Erfahrungen mit Eiweiß-Präparaten gemacht: "Einigen Pulvern war die
Substanz Norandrosteneon beigemischt, die im Körper zu Nandrolon
umgewandelt wird, das wiederum auf der Doping-Liste steht. Fünf
Spitzensportler sind deswegen völlig unverschuldet zu Dopingfällen
geworden." Prof. Holdhaus fordert daher dringend eine neue gesetzliche
Regelung zur Kennzeichnung von Nahrungsergänzungsmitteln: "Der Konsument
hat ein Recht darauf, zu erfahren, was er da zu sich nimmt!"

Aktuelle Brisanz erhält das Problem durch eine Nachricht aus Bayern:
Die dort an BSE erkrankten Kühe, die niemals mit Tiermehl gefüttert
worden waren, könnten den Erreger durch Milchersatzpulver erhalten
haben, das ihnen als Kraftfutter verabreicht worden war. Pikantes
Detail: Auch diese Kraftnahrung wurde aus Schlachtabfällen gewonnen.
Der Wiener Sportmediziner Prof. Paul Haber warnt daher: "Die
Übertragung des BSE-Erregers durch Protein-Pulver aus Schlachtabfällen
ist nicht auszuschließen. Sicherheitshalber sollte man daher nur solche
Eiweißpräparate zu sich nehmen, deren Herkunft eindeutig geklärt ist,
und die nur Soja oder Molke enthalten." Leider schreiben aber nur die
wenigsten Hersteller auf die Dosen drauf, was drin ist. Denn solange
sie das Pulver als Lebensmittel und nicht als Arznei in den Handel
bringen, sind sie auch nicht dazu verpflichtet.
 



 

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