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AHO Aktuell - 18.12.2000

Wie sieht die Zukunft der Legehennenhaltung aus?


(aho) Die zukünftig möglichen Haltungsformen von Legehennen waren
auf der gerade zu Ende gegangenen EuroTier ein heiß, ja oft hitzig
diskutiertes Thema. Wie sehen die Hintergründe aus?

Seit dem 17. August 2000 liegt der Entwurf für die deutsche Hennen-
haltungsverordnung auf der Grundlage der umzusetzenden Tierschutz-
richtlinie der EU und des ergangenen Urteiles des Bundesverfassungs-
gerichtes vor. Der deutsche Entwurf geht teilweise über Vorgaben der
EU-Richtlinie hinaus. Beispielsweise müssen die Gebäude Tageslicht
einlassen, die erforderliche Fläche pro Legehenne ist größer und die
Übergangsfristen sind kürzer als in der EU-Richtlinie vorgesehen.
Zwar enthält der Entwurf umfangreiche Ansätze zur Verbesserung des
Tierschutzes, gleichzeitig werden jedoch die Produktionskosten
deutlich ansteigen. Die neuen tierschutzrechtlichen Regelungen
führen ausgestaltete Käfige ein, verzichten aber in Ermangelung
wissenschaftlicher und praktischer Erkenntnisse auf technische
Details. Die Verantwortung für die Umsetzung in tiergerechte und
gleichzeitig ökonomisch konkurrenzfähige Haltungsverfahren obliegt
dem Innovationsvermögen der Stalleinrichter und der Legehennenhalter.

Hygiene könnte Probleme bereiten

Aus den ersten Erfahrungen zu ausgestalteten Käfigen lässt sich
ableiten, dass Tierverluste, die Anteile der Knickeier und der
verschmutzen Eier höher sind. Die Verwendung von Einstreu könnte
Hygieneprobleme für die Legehennen und auch für das Produkt Ei nach
sich ziehen. So weisen nach ersten Erfahrungen Legehennen in
ausgestalteten Käfigen einen deutlich höheren Milbenbefall auf
als in konventionellen Käfigen. Bisher ist nicht sichergestellt,
dass das mit herkömmlichen Käfighaltungen erreichte hohe Hygieneniveau,
der gute Gesundheitsstand und die hohe Produktqualität auch mit
den ausgestalteten Käfigen zu erzielen sind. Die wichtigsten
offenen Fragen der neuen Haltungssysteme sind die Verwendung von
Einstreu sowie die Anordnung und Ausgestaltung des Sandbades.

Folgen der neuen Regelungen

Wenn auch zurzeit noch nicht klar ist, wie hoch die Kosten-
steigerungen in Folge der neuen gesetzlichen Regelungen sein
werden, ist zweifelsfrei, dass massive Importe aus Drittländern in
die EU drängen werden. Schon seit Jahren verschiebt sich global die
Eierproduktion zu Ungunsten der EU. Neue Produktionsstandorte
entstehen in Asien, in Nord- und Südamerika, in der Türkei und den
Ländern der EU-Beitrittskandidaten. Den zu erwartenden großen
Einbrüchen in der EU-Produktion wäre nur mit einem wirksamen
Außenschutz entgegen zu treten, mit dem jedoch für die Zukunft
nicht zu rechnen ist. Innerhalb der EU werden die Produktions-
kapazitäten in Spanien und Frankreich ausgebaut. Die EU-Partnerländer
werden gerade in Deutschland als Importland Nr. 1 mit massivem Druck
ihre in Drittländern nicht mehr konkurrenzfähigen Produkte absetzen
wollen und dabei sehr gute Chancen haben.

Strukturwandel in Deutschland

Innerhalb Deutschlands kam es schon in den letzten Jahren wegen
des Kostenniveaus ungeachtet der aktuellen Tierschutzdiskussion zu
massiven Einbrüchen in der Eierproduktion. Gleichzeitig hat sich ein
deutlicher Strukturwandel zu größeren Betrieben vollzogen, da diese
aufgrund effizienter Produktionsweisen in der Regel dem Druck
schlechter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen besser standhalten
können als Betriebe mit mittelgroßen Produktionsanlagen. Betriebe
mit geringem Produktionsumfang sind weniger vom Geschehen des
Weltmarktes abhängig, da sie ihre Eier zu großen Anteilen regional
oder direkt vermarkten. Der Anteil der wegbrechenden Produktions-
kapazitäten könnte nur durch die Errichtung moderner, ökonomisch
effektiv arbeitender großer Produktionsanlagen aufgefangen werden.
Doch ist es schon seit Jahren aufgrund der starken Einflüsse des
Umwelt- und des Bauplanungsrechtes sehr schwer, in Deutschland
Genehmigungen für neue Anlagen zu bekommen.

Der schon bisher starke Strukturwandel in Deutschland und die
Abwanderung der Eierproduktion aus Deutschland werden durch die
neuen tierschutzgesetzlichen Rahmenbedingungen massiv beschleunigt
werden. Um im möglichst großen Umfang die Eierproduktion in
Deutschland zu erhalten, ist massiv mit der Herkunft "Deutsches Ei",
der Qualitätsführerschaft und der Produktsicherheit zu werben. Der
Produktionsstandort Deutschland kann nur in dem Umfang erhalten
bleiben, wie der Verbraucher bereit ist, den verbesserten Tierschutz
mit einem höheren Preis zu honorieren. Eine allgemeingültige
Einschätzung der Investitionsmöglichkeiten in die Legehennenhaltung
ist zurzeit nicht möglich. Das BML vertraut hinsichtlich der
Umsetzung der neuen gesetzlichen Regelung auf die Innovationskraft
der Wirtschaft.

12/2000 KTBL
 



 

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