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AHO Aktuell - 16.12.2000

Kommentar zur Mycotoxin - Problematik: Beispielhaft


Von Hubert Grote, Bonn

"Die Wirtschaft sollte bestehende Probleme selbst angehen und nach
Möglichkeit lösen, bevor der Staat regulierend durch Verordnungen
eingreift und dadurch die zweitbeste Lösung schafft."

Dieser Grundsatz wird auch von Politikern häufig postuliert. Ihm
folgte der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) mit der Durchführung
eines eintägigen Seminares zum Thema "Mykotoxine in einheimischen
Futtermitteln" Mitte November diesen Jahres in Würzburg.

Die Mykotoxin-Problematik ist besonders deutlich bei Getreide aus
der Ernte 1998 geworden. Unabhängig davon haben in den letzten
Jahren einige Faktoren dazu beigetragen, dass die Mykotoxin-Belastung
in heimischen Futtermitteln generell zugenommen hat. Getreide und -
nachprodukte stehen im Mittelpunkt des Interesses, da diese über 40
Prozent am gesamten Rohwarenbedarf der deutschen Mischfutterhersteller
ausmachen.

Zu berücksichtigen ist ferner das Problembewusstsein, verstärkt
durch neue Forschungsergebnisse. Unter den zahlreichen Fusarientoxinen
sind bei uns Zearalenon (ZEA) und Deoxynivalenol (DON) besonders
kritisch. Es ist zwar beruhigend, dass ein carry over dieser Toxine
in Lebensmitteln tierischer Herkunft praktisch nicht stattfindet, es
bleiben jedoch der direkte menschliche Verzehr und die negative
Leistungsbeeinflussung beim Tier.
Nicht zuletzt durch die Schaffung
von "Orientierungswerten" durch die Wissenschaft, herausgegeben vom
BML, werden die Mischfutterhersteller noch mehr als in der
Vergangenheit darauf achten, dass Partien, die nicht mehr für den
menschlichen Verzehr geeignet sind, nicht über die Fütterung
"entsorgt" werden. Das gilt auch und gerade für Kleien. Die im
Rahmen des EU-Weißbuchs vorgeschlagene Aufhebung der Verschneidungs-
möglichkeit bei unerwünschten Stoffen macht die Tragweite dieses
Problems deutlich.

Die Seminarthemen umspannten den Bogen von grundlegender Information
zur Bedeutung und Bewertung der Fusarientoxine, über die schädigenden
Wirkungen der Pilzgifte bei der Nutztierfütterung bis hin zu wirksamen
Maßnahmen einer Reduzierung von Mykotoxinen im Getreide. Dank umfang-
reicher Forschungen seit Ende der 80er Jahre sind heute die wesentlichen
Risikofaktoren bei der Erzeugung bekannt. Deshalb ist es erfreulich,
dass die Vertreter des bäuerlichen Berufsstandes angekündigt haben, in
ihren Reihen verstärkt Sachaufklärung zu betreiben. Das wird viel
Überzeugungsarbeit auch durch die Beratungseinrichtungen erfordern,
zumal die derzeitige Energieverteuerung vermehrt Veranlassung für den
pfluglosen Getreideanbau sein dürfte. Die nicht wendende Bodenbearbeitung
nach Mais als Vorfrucht scheint der Hauptrisikofaktor zu sein, der
auch vor dem Hintergrund der Einbeziehung der Primärproduktion in
die Produkthaftung angegangen werden muss.

Auch die Probleme der Praxis wurden in dem Seminar herausgearbeitet:
Solange keine aussagefähigen Schnellanalysemethoden vorhanden sind,
kann die aufnehmende Hand keine definitive Entscheidung über Annahme
oder Ablehnung einer Getreidepartie treffen. Hier muss weiter
geforscht werden. Die vorhandenen Methoden eignen sich aber immerhin
für ein Vorscreening und müssen genutzt werden.

Erfreulich problembewußt hat sich in der Veranstaltung die Vertretung
der Mühlen gezeigt. Das Thema "Aspirationsstäube" ist von der
Mischfutterbranche wiederholt angesprochen und kritisch hinterfragt
worden. Die laufenden Untersuchungen werden weiteren Aufschluss
auch zur notwendigen Verfahrensweise bringen.

Fazit: Das Seminar hat verdeutlicht, dass alle Beteiligten in der
Lebensmittelkette - unterstützt von der Wissenschaft - an einen
Tisch gehören und die gemeinsame Herausforderung aufgreifen müssen.
Mit Getreide und den Nebenprodukten ist ein Anfang gemacht. Er muss
beispielhaft für andere Sektoren des Zulieferbereichs für die
Mischfutterbranche angesehen werden.

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