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AHO Aktuell - 08.12.2000

Absetzferkel: Mit Hefe Durchfall vorbeugen und Wachstum verbessern?


(aid) - In Ferkelerzeugerbetrieben in der Schweiz sind Erkrankungen des
Verdauungstraktes mit einem Anteil von 25 Prozent die zweithaeufigste
Abgangsursache bei Ferkeln. Im Alter zwischen 5 und 8 Wochen lassen sich
sogar 63 Prozent der Abgaenge auf Magen-Darm-Infektionen zurueckfuehren.
Das Verbot der ueblicherweise eingesetzten antimikrobiellen Leistungs-
foerderer verstaerkt die Suche nach Alternativprodukten, die einen
weitest moeglichen Verzicht auf Antibiotika erlauben. Fuer Saugferkel
bedeutet das ploetzliche Absetzen eine enorme Belastung, bedingt durch
die vollstaendige Trennung von der Mutter, den Gruppen- und Umweltwechsel
und auch durch die oertliche Trennung von Wasser und Futter, da die
Muttermilch beide Beduerfnisse gleichzeitig befriedigt. Dies bewirkt
haeufig eine verminderte Energieaufnahme, die wiederum Koerperfett
mobilisiert und den Waermebedarf erhoeht. Eine gestoerte Futteraufnahme
kann zur Verkuerzung der Darmzotten fuehren, verbunden mit reduzierter
Enzymaktivitaet und Naehrstoffabsorption. Die nicht absorbierte Nahrung
wiederum bildet den Naehrboden fuer krankheitserregende Keime wie E. coli.
Schon allein durch die veraenderte Fuetterung nach dem Absetzen veraendert
sich auch der pH-Wert des Magens. In der Darmflora vermindern sich die
Laktobazillen, waehrend sich Colibakterien-Staemme vermehren. Dies sind
die Ursachen fuer Ferkeldurchfall und Wachstumsstoerungen. In der
Eigenoessischen Forschungsanstalt fuer Nutztiere (RAP) in Posieux/Schweiz
wurden verschiedene Hefeprodukte in Ferkelversuchen auf ihre vorbeugende
und wachstumsfoerdernde Wirksamkeit untersucht. Hefen sollen krankheits-
erregende Colibakterien inaktivieren und koennten daher als Alternativ-
produkte fuer Antibiotika von Interesse sein. In vergleichenden
Fuetterungsversuchen hatte die Fuetterung eines Hefeprodukts allerdings
eine weniger wachstumsfoerdernde Wirkung als eine Gabe von 50 ppm
Carbadox.

Insbesondere ab der dritten Versuchswoche lag das Wachstum in der
"Hefegruppe" sogar tendenziell etwas niedriger als in der Kontrollgruppe
ohne Zusaetze. Der Futterverzehr und die Futterverwertung
lagen waehrend der fuenf Versuchswochen auf dem Niveau der Kontrollgruppen.
In der "Hefegruppe" mussten 11 und in der Kontrolle 15 von 32 Tieren wegen
Durchfalls mit Baytril behandelt werden, in der "Carbadoxgruppe" waren es
neun Tiere. In frueheren Versuchen mit unterschiedlichen Hefeprodukten von
Lebendhefe bis zu inaktivierten Fermentationsprodukten war haeufig in der
dritten bis fuenften Versuchswoche ein Minderverzehr bei Tendenz zu
besserer Futterverwertung zu beobachten. Moegliche Ursachen hierfuer
koennten der Hefegeschmack oder Effekte im Magen-Darmbereich sein. Fuer
den praktischen Einsatz scheinen Hefeprodukte noch nicht ausgereift
zu sein. Ferkelhalter sollten eine wirkungsvolle Absetzstrategie und
ueber die reine Futterfrage hinaus auch Stallbau, -klima und das Verhalten
des einzelnen Tieres beruecksichtigen. Bei den grossen individuellen
Unterschieden zwischen den Ferkeln kann zur Durchfallprophylaxe auch
kurzfristig eine individuelle Futterzuteilung noetig sein.

aid, Dr. Sigrid Baars
 



 

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