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AHO Aktuell - 08.12.2000

Woher kommt das Bio-Rindfleisch?


(aho) Die Frage interessiert den Verbraucher brennend: Woher stammt
das Rindfleisch auf seinem Teller? Ist das Tier bei einem Bio-Bauern
aufgewachsen oder wurde es aus einem englischen Mastbetrieb
importiert? Darauf können Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich
in Zukunft eine klare Antwort geben. Mit einer speziellen Analysemethode
stellen sie fest, ob das Fleisch auch wirklich aus dem angegeben
Herkunftsstall kommt.

Jeder Mensch ist über seinen Fingerabdruck zu identifizieren. Etwas
Ähnliches gibt es auch für Pflanzen und Tiere. Denn sie nehmen während
ihres Wachstums Stoffe auf, die in ihrer Zusammensetzung ganz
charakteristisch für eine bestimmte Region sind. Wenn ein Rind also
auf ungedüngten Schweizer Almwiesen aufgewachsen ist, dann wird der
Fingerabdruck der Natur die Herkunft des Tieres immer verraten.

"Isotopen-Analyse" heißt die Untersuchungsmethode der Jülicher Forscher,
mit der sie jedem Etikettenschwindel auf die Spur kommen. Sie fahnden
im Rindfleisch nach Elementen wie Sauerstoff und Wasserstoff, den
Bausteinen des Wassers, oder nach dem für das Pflanzenwachstum nötigen
Stickstoff. In der Natur sieht das einzelne Element jedoch nicht immer
gleich aus. Es existiert in verschiedenen Ausführungen, die sich nur
durch das Gewicht ihrer Atomkerne voneinander unterscheiden. Diese
Varianten eines Elements werden Isotope genannt. So gibt es
Wasser mit unterschiedlichen Anteilen an leichten und schweren
Sauerstoffatomen. "Leichtes Wasser" kann schneller verdunsten und
wieder abregnen. Dabei folgt es der weltweiten Luftbewegung. Somit
hat das Wasser an jedem Punkt der Erde ein eigenes charakteristisches
Mischungsverhältnis aus leichten und schweren Anteilen.

Diese Kenntnisse nutzen die Jülicher Wissenschaftler für ihre
Herkunftsbestimmungen. "Wir erhalten auf diese Weise eine Isotopenkarte,
die es uns ermöglicht, das Rindfleisch mit Hilfe des Gewebewassers
eindeutig einer bestimmten Region zuzuordnen", erklärt Dr. Hilmar Förstel,
der Leiter des Isotopenlabors im Institut für Chemie und Dynamik der
Geosphäre.

Zusätzlich zur Herkunft des Rindes kann mit der Isotopen-Analyse aber auch
geklärt werden, womit die Tiere gefüttert wurden. "Auf diese Weise können
wir nachprüfen, ob ein Stück Fleisch wirklich von einem Bio-Rind stammt",
erklärt der Lebensmittelanalytiker Markus Boner vom Jülicher Isotopenlabor,
das wegen seiner anerkannten Methoden bereits vom TÜV nach ISO 9002
zertifiziert wurde.

Bio-Landwirte verzichten nicht nur auf Tiermehl, sondern auch auf das
Futtermastmittel Mais. Das erkennt Markus Boner am Isotopenverhältnis vom
Kohlenstoff. Als Kulturpflanze tropischer Herkunft kann die Maispflanze
das Kohlendioxid der Luft wesentlich besser ausnutzen als die
einheimischen Gräser. Dadurch nimmt sie weniger leichte Kohlenstoff-
Isotope aus der Luft auf. Bio-Rinder, die überwiegend Grasfutter aus
heimischem Anbau gefüttert bekommen, zeigen ein anderes Isotopen-
verhältnis. "Schon 15 Prozent Maisfütterung können wir nachweisen und
damit ausschließen, das es sich um das Fleisch eines Bio-Rindes
handelt", sagt Boner.

Zudem muss der schnell wachsende Mais kräftig gedüngt werden. Der
Dünger ist wiederum mit dem leichten Stickstoff-Isotop angereichert.
Auch das können die Mitarbeiter des Isotopenlabors im Fleisch
herkömmlich gemästeter Rinder nachweisen. Tiere, die sich von
ungedüngten Grünpflanzen ernähren, weisen den schweren Stickstoff
auf, der natürlicherweise im Boden vorkommt.

Die Isotopen-Methode verhilft nicht nur dem Verbraucher, sondern
auch dem Bio-Landwirt zu mehr Sicherheit. Er kann mit dem Test
Verwechslungen seiner Tiere am Schlachthof ausschließen.

Der Test ist allerdings noch nicht im Handel. Bis zu seiner
Marktreife wird es etwa ein halbes Jahr dauern. Zurzeit beschränkt
Boner seine Untersuchungen auf Bio-Rinder in Deutschland. Aber
schon Anfang nächsten Jahres wird er die Methode auch bei britischen,
französischen und spanischen Rindern anwenden.

Die Isotopen-Analyse zur Herkunftsbestimmung hat gegenüber den
derzeitigen BSE-Tests den Vorteil, dass sie auch schon vor
dem 30. Lebensmonat angewendet werden kann. Eine wissenswerte
Alternative für den Verbraucher.

Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung
Forschungszentrum Jülich GmbH, 08.12.2000
 



 

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