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AHO Aktuell - 03.12.2000

Tierärzte fordern weit greifende Maßnahmen gegen BSE


(aho) - "Nachdem jetzt offensichtlich ist, dass wir nicht auf einer
"BSE-freien Insel" leben, müssen wir - auch wenn bisher nur ein einzelner
Fall bestätigt wurde - alle denkbaren Konsequenzen ziehen", erklärte Prof.
Dr. Günter Pschorn, Präsident der Bundestierärztekammer.

Der tierärztliche Dachverband befürwortet das Moratorium der Fütterung
von Tiermehl und begrüßt die Ausweitung der BSE-Tests. "Dies sind zwei
Maßnahmen, die in der jetzigen Situation nahe liegend und unumgänglich
sind", so Pschorn. Gleichzeitig mahnte er, nicht nur die akute Krise
zu bekämpfen, sondern auch weiter reichende Strategien zu entwickeln.
"An erster Stelle muss dabei die Sicherheit des Menschen stehen - Kosten
sind absolut nachrangig."

Die Bundestierärztekammer sieht vor allem in folgenden Bereichen
Handlungsbedarf:


Forschung

Forschung über BSE hat in Deutschland bisher kaum stattgefunden. Auch
die Untersuchungen, die in stärker betroffenen Ländern - v.a.
Großbritannien - gemacht wurden, lassen viele wichtige Fragen offen.
Die Bundestierärztekammer fordert, jetzt die notwendigen Gelder für
Forschung bereit zu stellen, die Projekte bundesweit zu koordinieren
und die tierärztlichen Hochschulen und Fakultäten einzubeziehen.
Besonders dringlich sind:

Entwicklung von Testverfahren, die empfindlicher sind und infizierte
Tiere in einem früheren Stadium erkennen können, Entwicklung von
Testverfahren, mit denen der Erreger im lebenden Tier nachgewiesen
werden kann, Untersuchungen über die Ausbreitung und Vermehrung des
Erregers im Tier, Untersuchungen über eventuelle weitere Übertragungs-
wege. Tiermehle könnten nur dann möglicherweise wieder verfüttert
werden, wenn die bisherigen Erkenntnisse, dass das in Deutschland
angewandte Verfahren der Tierkörperbeseitigung den BSE-Erreger sicher
abtötet, bestätigt worden sind.

Tests

Die Bundestierärztekammer hat Bund und Länder darum gebeten, die
inrichtung der notwendigen Laborkapazitäten zu fördern und zu unter-
stützen. Die Entnahme und Untersuchung der Proben sollte einheitlich
geregelt werden:
Amtliche Entnahme, um Verwechslungen und Täuschungen zu verhindern,
Schutzkleidung bei der Entnahme der Proben, amtliche Kontrolle und
schnellstmögliche Akkreditierung von privaten Labors. Die Tests
sollten so schnell wie möglich auch auf jüngere Schlachtrinder
ausgedehnt werden. Neu entwickelte Testverfahren müssen möglichst
schnell zum Einsatz kommen.



Zurzeit sieht die Bundestierärztekammer im vollständigen Verbot aller
Produkte aus der Tierkörperbeseitigung die einzige Lösung, um wirksam
zu verhindern, dass tierisches Eiweiß an Wiederkäuer verfüttert wird
- sei es durch versehentliche Verunreinigung oder durch absichtliche
Beimengung. Eine Übergangsfrist, in der vorhandene Futterbestände
aufgebraucht werden dürfen, wird der Gesetzgeber vermutlich einräumen
müssen. Die Bundestierärztekammer fordert aber, nach Ablauf dieser
Frist landwirtschaftliche Betriebe umfassend darauf zu kontrollieren,
dass keine tiermehlhaltigen Futtermittel mehr verfüttert oder gelagert
werden, Futtermittel bei den Herstellern umfassend auf Verunreinigungen
oder Beimengungen von Tiermehlen zu prüfen. Für diese Kontrollen müssen
Gelder und Personal bereit gestellt werden.

Verendete Tiere

Wie die enormen Kosten, die durch ein völliges Verbot von Tiermehl
entstehen, zwischen Bund/Ländern, Landwirt, Fleischwirtschaft und
Verbraucher aufgeteilt werden, ist noch ungeklärt. Die Bundestier-
ärztekammer fordert hierzu, dass den Landwirten unbedingt eine volle
Kostenerstattung bei der Entsorgung verendeter Tiere angeboten werden
muss. Anderenfalls ist die Gefahr sehr hoch, dass Tierkadaver illegal
entsorgt - beispielweise vergraben - werden.

Risikomaterial

Die so genannten Risikomaterialien wie z.B. Gehirn und Rückenmark
müssen seit 1. Oktober bei allen über zwölf Monate alten Schlachtrindern
unschädlich beseitigt werden. Das jüngste Rind, bei dem bisher der
BSE-Erreger nachgewiesen werden konnte, war 20 Monate alt. Damit ist
nach aktuellem Stand des Wissens eine Sicherheitsspanne vorhanden.
Die Bundestierärztekammer fordert trotzdem, die Bestimmungen über
die Entfernung von Risikomaterial auf alle Wiederkäuer jeden Alters
auszudehnen. Damit werden wirksame Kontrollen erleichtert und
zusätzliche Sicherheit für den Verbraucher geschaffen.


Bundestierärztekammer 5/00, 1. Dezember 2000
 



 

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