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AHO Aktuell - 30.11.2000

Tiermehl neue Herausforderung für die Abfallwirtschaft


Hannover (aho) - Das voraussichtlich ab kommenden Samstag bundesweit
geltende Verbot des Verfütterns und Exportierens von Tiermehl stelle
die niedersächsische Abfallpolitik vor neue Herausforderungen. Sie
könne nur durch ein konstruktives Zusammenwirken aller Beteiligten
gemeistert werden, erklärte Umweltminister Wolfgang Jüttner am
heutigen Donnerstag vor Journalisten in Hannover. Dazu würden bereits
seit Anfang der Woche intensive Gespräche mit den Betreibern von
Tierkörper-Beseitigungsanlagen (TKB), Futtermittel-Herstellern sowie
den Betreibern von Entsorgungsanlagen und Kraftwerken geführt. "Wir
werden alles tun, um eine schadlose Entsorgung sicherzustellen", fügte
Jüttner hinzu: "Nach eingehender Prüfung aller Alternativen hat sich
für die zur Zeit vorhandenen Mengen die Verbrennung als der einzig
gangbare Weg herausgestellt." Für die Zukunft seien die TKB jedoch
gefordert, neue Tiermehl-Abfälle erst gar nicht entstehen zu lassen.
Das sei beispielsweise durch die energetische Verwertung in
geschlossenen Kreisläufen möglich. Geeignete und für Tiermehl
genehmigte Anlagen stünden in Hameln und Buschhaus bei Helmstedt zur
Verfügung, erläuterte der Minister weiter. Auch im Braunkohlekraftwerk
Buschhaus sei es technisch möglich, Tiermehl zu verbrennen. Die
Genehmigung für einen leistungsfähigen Erprobungsbetrieb werde zügig
auf den Weg gebracht. "Tiermehl und damit vermischte Futtermittel sind
eindeutig keine gefährlichen Abfälle", stellte Jüttner klar: "Durch
die in Deutschland vorgeschriebene Behandlung ist kein infektiöses
Material enthalten." Das eigentliche Problem seien die in Niedersachsen
vorhandenen Mengen, die damit verbundenen Transporte und notwendigen
Zwischenlagerungen bis zur Beseitigung, sagte der Minister.
Die größten Mengen an zu entsorgendem Material lagern derzeit bei
den Futtermittelwerken und dem Handel; erste Schätzungen gehen von
50.000 bis 70.000 Tonnen aus. Hinzu kommen die Lagerbestände der
niedersächsischen TKB, die bislang rund 270.000 Tonnen Tiermehl pro
Jahr produzieren. Material, das nicht unmittelbar verbrannt werden
kann, muß daher zwischengelagert werden. Dafür kommen geeignete Hallen,
sogenannte "Big Bags", aber auch Binnenschiffe oder Eisenbahnwaggons
in Frage. Die zusätzlichen Kapazitäten zur Tiermehl-Verbrennung liegen
in der Hamelner Anlage bei ca. 200 Tonnen pro Woche. Die Müllverbrennung
BKB Buschhaus kann dagegen täglich 100 Tonnen aufnehmen. Darüber hinaus
könnte das Kraftwerk Buschhaus noch 300 Tonnen pro Tag bewältigen.
"Diese Zahlen zeigen, daß unsere Sofort-Verbrennungskapazitäten in
Niedersachsen nicht ausreichen. Die Bezirksregierung prüfen daher im
Moment weitere Alternativen, zum Beispiel die Mitverbrennung in
Kraftwerken und Zementwerken", sagte der Minister. Sollten sich hier
Möglichkeiten ergeben, werde er auf die Anlagenbetreiber zugehen. Auch
müßten Wege gefunden werden, Anlagen in anderen Bundesländern - etwa
in Bremen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen - zugänglich zu machen.
Minister Jüttner hob hervor, daß auch weiterhin Tiermehl anfallen
würde, allein schon durch die ordnungsgemäße Beseitigung verendeter
Tiere. Auch in den Schlachthöfen gebe es künftig Abfälle, die entsorgt
werden müßten. Die Aufrechterhaltung des Schlachtbetriebes sei
unabdingbar für die Nahrungsmittel-Produktion. Daher sei es wichtig,
nach alternativen Verwertungsmöglichkeiten der zur Zeit rund 5.000
Tonnen Tiermehls wöchentlich zu suchen. "Einige TKB-Betreiber arbeiten
schon intensiv an Konzepten, Tiermehl in den eigenen Anlagen zur
Energieerzeugung einzusetzen. Damit wäre das Abfallproblem weitgehend
gelöst."
 



 

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