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AHO Aktuell - 29.11.2000

BSE: Keine absolute Sicherheit für den Verbraucher


(aho) Angesichts der Diagnose von BSE bei einem Rind in Schleswig-
Holstein und des Krankheitsverdachts bei einem aus Deutschland
stammenden Rind in Portugal nimmt der Verbraucher in Deutschland bei
dem Verzehr von Rindfleisch ein Restrisiko in Kauf. Wer dieses Risiko
nicht eingehen will, dem rät das Bundesinstitut für gesundheitlichen
Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, BgVV, in Berlin, auf den Verzehr
von Rindfleisch und rindfleischhaltiger Wurst zu verzichten, bis offene
Fragen hinsichtlich der Infektionswege beantwortet sind.

Der BSE-Fall bei einem deutschen Rind war nach Anwendung eines BSE-
Schnelltests in der letzten Woche in Schleswig-Holstein entdeckt worden.
Die Ergebnisse von mehr als 10.000 Tests, die in der Vergangenheit bereits
u.a. an kranken und älteren Tieren durchgeführt wurden, waren negativ.
Mit weiteren BSE-Fällen muss aber gerechnet werden, wenn die Tests
großflächig eingesetzt werden. Das schleswig-holsteinische BSE-Rind
wurde nach dem Inkrafttreten des Tiermehlverfütterungs-Verbotes an Rinder
geboren. Als erste Reaktion wird in Deutschland ein umfassendes
iermehlverfütterungs-Verbot an alle Nutztiere in Kraft treten.

Vor dem Hintergrund der Ereignisse ist eine Neubewertung des Risikos für
den Verbraucher nötig. Die Situation stellt sich nach heutigem
wissenschaftlichen Kenntnisstand folgendermaßen dar:

* Auch deutsche Rinder können mit BSE infiziert sein.
* Mit den derzeit eingesetzten Testverfahren lässt sich die Infektion
sicher nur bei Tieren nachweisen, die mindestens 30 Monate alt sind und
bei denen die Erkrankung bereits deutlich fortgeschritten ist.
* Negative Testergebnisse bei jüngeren Tieren sind nicht aussagekräftig.
* Der Verbraucher sollte Risikomaterialien (Gehirn, Rückenmark)
grundsätzlich meiden. Sie müssen bei Schafen, Rindern und Ziegen seit
dem 01. Oktober 2000 bei der Schlachtung entfernt und beseitigt werden.
* Im Experiment konnte mit Muskelfleisch erkrankter Tiere keine Infektion
erzeugt werden.
* Milch und Milchprodukte gelten wissenschaftlich nach wie vor als
unbedenklich. Infektionsversuche waren negativ.
* Für Arzneimittel und kosmetische Produkte ist der Einsatz von
Risikomaterial seit 1998 verboten. Weitere Sicherheitsmaßnahmen sind
bei der Herstellung zu beachten.
* Gelatine wird nach Aussagen der Hersteller in Deutschland zu über 90 %
aus Schweineschwarte hergestellt. Die Gelatineherstellungsverfahren sind
aggressiv und reichen nach wissenschaftlicher Ansicht aus, um die
Sicherheit auch von Rindergelatine zu gewährleisten. Die Ausgangs-
materialien dürfen nur von genusstauglichen Tieren stammen.
* Für die Herstellung von Babynahrung wurden nach Angaben der Hersteller
in Deutschland auch in der Vergangenheit keine Risikomaterialien verwendet.
Fleisch soll von besonders ausgewählten Tieren mit bekannter Herkunft
stammen.
* Das Fleisch von Schwein, Geflügel und Fischen ist nach heutigem Wissen
in Bezug auf das BSE-Risiko als sicher anzusehen.
* Schafe können an der BSE-ähnlichen Seuche Scrapie erkranken. Scrapie ist
überall dort bekannt, wo Schafe gehalten werden. In England treten die
Fälle allerdings häufiger auf. Solange wissenschaftliche Fragestellungen
hinsichtlich möglicher Zusammenhänge zwischen Scrapie und BSE
unbeantwortet sind, besteht bei dem Verzehr von Schaffleisch ein
Restrisiko, dass wissenschaftlich nicht abgeschätzt werden kann.
* Unbeantwortet ist die Frage, ob die Verfütterung von Tiermehl die
Ursache für das Auftreten von BSE in deutschen Rinderbeständen ist.
Nach wie vor wird das deutsche Herstellungsverfahren wissenschaftlich
als sicher angesehen. Das aktuelle Verfütterungsverbot wurde aus Gründen
des vorsorgenden Verbraucherschutzes erlassen.
* Das BgVV geht davon aus, dass ein Zusammenhang zwischen BSE und der
neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit besteht. Der endgütlige
wissenschaftliche Beweis dafür steht allerdings aus. In Deutschland wurde
diese Variante bislang nicht diagnostiziert. Die amtlichen Fallzahlen der
klassischen Variante von Creutzfeldt-Jakob sind in den letzten Jahren
stabil.
 



 

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