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AHO Aktuell - 28.11.2000

Bundesforschungsanstalt betreibt nationales BSE-Referenzzentrum


Seit 1992 ist an der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der
Tiere (BFAV) am Standort Tübingen das nationale Referenzzentrum für BSE
und Scrapie (die entsprechende Krankheit beim Schaf) angesiedelt.

Die BFAV wurde seinerzeit mit dem Auftreten der ersten BSE-positiven
Importrinder in Deutschland beauftragt, sensitive und diagnostisch
eindeutige Nachweisverfahren zu entwickeln. Mittel der Wahl sind für die
Tübinger Wissenschaftler der Immunoblot und die Immunohistochemie. Mit
diesen Verfahren ist es möglich, krankhaft veränderte Prion-Proteine
nachzuweisen, die bei BSE und Scrapie stets auftreten. Diese Verfahren
dauern länger als die für Routinezwecke verwendeten BSE-Schnelltests,
sind aber geeignet, positive Ergebnisse der Schnelltests eindeutig zu
überprüfen. Auch bei den in Tübingen angewandten Verfahren werden
Gehirnproben untersucht - eine Untersuchung am lebenden Tier ist also
nicht möglich.

BSE-Schnelltests können in allen Labors, die eine Erlaubnis nach der
Tierseuchenerreger-Verordnung haben, durchgeführt werden. Die Tests
dauern etwa sechs bis acht Stunden. Ein positives Ergebnis kann zunächst
nur einen Verdacht begründen, der in einem staatlichen Labor bestätigt
oder entkräftet werden muss. Da BSE als anzeigepflichtige Tierseuche
gilt, ist dieser Vorgang als hoheitliche Aufgabe anzusehen. Im Fall des
BSE-verdächtigen Rindes aus Schleswig-Holstein wurde der positive Befund
des Schnelltests mittlerweile von den Tübinger BFAV-Wissenschaftlern
bestätigt.

Mit der amtlichen Feststellung von BSE greifen eine Reihe von Maßnahmen,
die vom Internationalen Tierseuchenamt (OIE) festgelegt worden sind. So
müssen alle Rinder des Bestandes getötet und die Tierkörper durch
Verbrennen vernichtet werden. Alle Gehirne der betroffenen Rinder werden
in den Staatlichen Veterinäruntersuchungsämtern auf BSE untersucht,
möglicherweise positive Proben werden am nationalen Referenzzentrum in
Tübingen nachuntersucht. Darüber hinaus erfolgen epidemiologische
Untersuchungen, um alle ansteckungsverdächtigen Tiere (z. B. Mutter,
Geschwister und Rinder, die das gleiche potenziell infektiöse Futter
erhalten haben) zu identifizieren und die Infektionsursache zu klären.
Auch hierfür stehen an der BFAV Experten des Instituts für Epidemiologie
in Wusterhausen bei Berlin bereit.

Die BSE-Schnelltests müssen gemäß deutschem Tierseuchengesetz vor ihrem
Einsatz amtlich zugelassen werden. Zuständig ist auch hier das nationale
Referenzzentrum für BSE. Für zwei Verfahren ist eine Zulassung beantragt
(Tests der schweizerischen Firma Prionics und der französischen Firma
Bio-rad). Beide Verfahren wurden EU-weit an rund 1.400 Tieren getestet
und gelten als praktikabel und recht zuverlässig. In Deutschland können
sie bis zur endgültigen Zulassung aufgrund einer Ausnahmegenehmigung
angewendet werden. Nach den bisher gemachten Erfahrungen ist es
unbedingt notwendig, die Testsysteme vor ihrem großflächigen Einsatz zu
standardisieren und ihre Qualität zu sichern. Hierfür wird in Kürze eine
Bund/Länder-Arbeitsgruppe einberufen, die die Modalitäten der Anwendung
abstimmen soll.
 



 

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