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AHO Aktuell - 22.11.2000

Zulassung und Einsatz von BSE-Schnelltests


(aho) In einer gemeinsamen Presse-Information nehmen die
Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (BFAV), die
Bundesanstalt für Fleischforschung (BAFF) und das Bundesinstitut für
gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) Stellung
zum Einsatz und zu den Grenzen der BSE-Schnelltests.

Ab dem 01. Januar 2001 sollen verendete und an die
Tierkörperbeseitigungsanstalten angelieferte Rinder mittels Schnelltests
auf BSE untersucht werden. Diese Maßnahme dient in erster Linie der
Verbesserung der BSE-Überwachung der Rinderbestände und der Ermittlung
des tatsächlichen Status der BSE-Infektionen in den EU-Mitgliedstaaten.
Deutschland ist im Rahmen dieser Maßnahmen verpflichtet, als
repräsentative Stichprobe 8.000 solcher Tiere zu untersuchen. Darüber
hinausgehend hat sich die Bundesregierung aber bereits vorab
entschlossen, alle verendeten Rinder zu testen, nach Schätzungen sind
das bis zu jährlich 66.000 Tiere. Angesichts der erheblichen Zunahme der
diagnostizierten BSE-Fälle in der Schweiz und in Frankreich durch die
Anwendung solcher Tests und die daraus resultierende Verunsicherung der
Verbraucher hat die Bundesregierung die Länder aufgefordert, den
geplanten Einsatz der Schnelltests so schnell wie möglich zu beginnen.

Analog zur Humanmedizin müssen alle im Rahmen der Infektionsdiagnostik
bei Tieren eingesetzten Verfahren nach dem deutschen Tierseuchengesetz
amtlich zugelassen werden. Zulassungstelle für die Schnelltests ist seit
kurzem das nationale Referenzzentrum für BSE- und Scrapie-Diagnostik an
der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (BFAV),
Standort Tübingen. Bis heute haben dort zwei Hersteller die Zulassung
ihrer Tests beantragt. Beide Verfahren beruhen auf dem immunochemischen
Nachweis des krankhaft veränderten Prion-Proteins und sind innerhalb von
6-8 Stunden durchführbar. Allerdings kann die Testung ausschließlich an
Gewebeproben aus dem Gehirn durchgeführt werden, die nach dem Tod der
Tiere entnommenen wurden. Für die Untersuchungen anderer Gewebe wie
Muskelfleisch oder auch Blut sind diese Verfahren nicht geeignet.

Beide zur Zulassung anstehenden Schnelltests wurden in einem EU-weiten
Versuch vorgeprüft und waren bei 1.400 Proben in der Lage, Gehirngewebe
von BSE-erkrankten Tieren von dem BSE-freier Tiere zu unterscheiden.
Diese Untersuchung umfasste allerdings keine Proben von Tieren in der
Inkubationszeit, das heißt vor Ausbruch der Krankheit. Es liegen noch
keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse vor, ab welchem
Zeitpunkt innerhalb der durchschnittlich fünfjährigen Inkubationszeit
infizierte Tiere mit Sicherheit erkannt werden können. Proben mit
negativem Testergebnis können demzufolge nicht garantieren, dass die
Tiere wirklich frei von einer BSE-Infektion sind, da die Menge der
Erreger unter der Nachweisgrenze der Tests liegen kann. Etwa 60% aller
geschlachteten Rinder in Deutschland sind jünger als 3 Jahre. Der Anteil
der BSE-Erkrankungen in Großbritannien lag für diese Altersgruppe bei
unter 0,25%. In Deutschland wurde bisher bei keinem einheimischen Rind
BSE nachgewiesen. Auch die im Jahre 1999 in Nordrhein-Westfalen
durchgeführte Studie bei 5.000 Schlachttieren hat nicht zur Aufdeckung
von BSE-Fällen geführt. Vor diesem Hintergrund scheint der Einsatz der
derzeit verfügbaren Tests an allen Schlachtrindern als Maßnahme des
vorbeugenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes wenig geeignet.

Angesichts der vielfach geäußerten Zweifel an der BSE-Freiheit
Deutschlands und der Verfügbarkeit von Schnelltests soll der deutsche
BSE-Status nun noch weiter abgesichert und dokumentiert werden. In der
Vergangenheit wurden bereits Tausende von Untersuchungen an Tieren mit
zentralnervösen Symptomen mit international anerkannten Methoden
durchgeführt. Diese Untersuchungen an den Landesveterinärunter-
suchungsämtern, tierärztlichen Bildungsstätten und im nationalen
Referenzlabor erbrachten bei einheimischen Tieren stets ein negatives
Ergebnis.

Die Funktionsfähigkeit des deutschen Überwachungssystems wurde durch die
Entdeckung von 6 BSE-Fällen bei importierten Rindern demonstriert. Die
nun anstehende Durchführung von Schnelltests bei Rindern dient zur
Sicherung des Vertrauens der Verbraucher in das Lebensmittel
'Rindfleisch'. Darüberhinaus liefert sie weitere Informationen über den
BSE-Status Deutschlands.
 



 

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