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AHO Aktuell - 03.11.2000

Krankheitserreger und Schadstoffe in Futtermitteln und Fäkalien


(aho) Nicht erst seit dem Auftreten von BSE fragen Wissenschaftler,
wie sich Krankheitserreger über Futtermittel und tierische Fäkalien
verbreiten. Virusseuchen wie Schweinepest oder die Maul- und
Klauenseuche führen noch immer zu erheblichen wirtschaftlichen
Verlusten, auch bakteriell verursachte Krankheiten wie Schweineruhr
und Salmonellose oder die Rindertuberkulose sind keineswegs ausgerottet
- im Gegenteil: Durch die moderne Massentierhaltung steigen die
epidemiologischen Risiken.

Die Senatskommission zur Beurteilung von Stoffen in der Landwirtschaft
der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat jetzt einen
Sachstandsbericht Potenzielle Schadorganismen und Stoffe in
Futtermitteln sowie in tierischen Fäkalien herausgegeben; darin wird
neben einer detaillierten Bestandsaufnahme auch auf weiteren
Forschungs- und Handlungsbedarf hingewiesen sowie die Rechtslage
erläutert.

Es ist hinlänglich bekannt, dass Viren und Prionen über verfüttertes
Tiermehl und Schlachtabfälle in Tierbestände eingeschleppt werden
können. Weniger bekannt dagegen ist, wie erkrankte oder infizierte
Nutztiere Viren ausscheiden und wie sich diese durch Düngung, etwa
durch Gülle, oder bei Freilandhaltung in der Umwelt verbreiten. Aus
seuchenhygienischer Sicht wird diese Situation als "nicht unbedenklich"
eingestuft. In welchem Umfang Menschen diesen aus tierischen
Ausscheidungen stammenden Viren ausgesetzt sind, ist ebenfalls wenig
bekannt. Zwar wurden bislang mit tierischen Fäkalien keine
Verschleppungen viraler Krankheits- und Seuchenerreger festgestellt,
jedoch dürften ähnlich wie bei krankheitserregenden Viren des Menschen
auch tierische Viren den Weg in Böden, Trinkwasser und Badeseen finden.
Nachdem sich die meisten Viren weitgehend wirtsspezifisch verhalten,
ist der Mensch nach gegenwärtigem Kenntnisstand nicht unmittelbar
gefährdet.

Doch nicht nur der Viren wegen sind die von rund 143 Millionen
Nutztieren jährlich produzierten 264 Millionen Tonnen Exkremente pro
Jahr ein aus hygienischer Sicht problematisches Gut; auch bakterielle
Krankheitserreger können darin längere Zeit lebensfähig bleiben. Neben
krankheitserregenden Bakterien, die zum Ausbruch einer meldepflichtigen
Seuche führen, stehen zunehmend solche Erreger im Vordergrund, die man
früher nur als Begleitkeime angesehen hat und die erst durch bestimmte
Umstände wie falsche Fütterung, nicht artgemäße Tierhaltung oder
fehlerhaftes Stallklima pathogen werden können. Auch Erkrankungen des
Menschen, verursacht durch kontaminierte Lebensmittel tierischer
Herkunft, werden immer häufiger diskutiert. Durch die intensive
Tierhaltung und den massenhaften Einsatz von Antibiotika gelangen
antibiotikaresistente Bakterien in die Gülle. So gibt es kaum noch
Tiere, die in ihrem Darm voll empfindliche, also kein Resistenzgen
tragende Darmbakterien (Escherichia coli) besitzen. Noch ist nicht
untersucht, ob diese mit den tierischen Fäkalien ausgebrachten
resistenten Bakterien einen Langzeiteffekt bewirken. Bislang konnte
nachgewiesen werden, dass durch den Einsatz von Streptothricin zur
Leistungssteigerung Kreuzresistenzen gegenüber in der Humanmedizin
eingesetzten Antibiotika entstanden sind. Hier müssen weitere
Untersuchungen erfolgen.

Auch Pilze sind in Futtermitteln und tierischen Exkrementen fast immer
nachzuweisen; dabei handelt es sich meist um Schimmelpilze der
Gattungen Aspergillus und Penicillium. Während diese Pilze und ihre
toxischen Stoffwechselprodukte sehr gut untersucht sind, ist
diesbezüglich bei anderen Pilzgattungen nur wenig bekannt.

Die Senatskommission sieht weiteren dringenden Forschungsbedarf, um
die Gesundheitsgefährdung von Menschen und Tieren durch Erreger und
Schadstoffe besser beurteilen zu können. Gerade auf dem Gebiet der
Epidemiologie gebe es noch erhebliche Kenntnislücken.

Quelle:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
Senatskommission zur Beurteilung von Stoffen in der Landwirtschaft
Potenzielle Schadorganismen und Stoffe in Futtermitteln sowie in
tierischen Fäkalien
Sachstandsbericht, Mitteilung 4
440 Seiten, 198.- DM
Wiley-VCH, D-69451 Weinheim
 



 

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