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AHO Aktuell - 09.10.2000

Das aktuelle Interview: Wider bessere Vernunft?


(aho) Mehr als 10 Mio geschlachtete Schweine in Belgien, Deutschland,
Spanien und den Niederlanden in den neunziger Jahren, Kosten für
Marktstützungs- und Veterinärmaßnahmen von über 650 Mio Euro in
1997/98 sowie Ausfuhrerstattungen und Lagerhaltungskosten von mehr als
790 Mio Euro - das ist die traurige Bilanz der letzten großen ESP-
Seuchenzüge in Europa. EU-Vorschriften verhindern den Einsatz von
Marker-Impfstoffen gegen die Schweinepest. Können moderne
Impfstrategien eine Seuchenausbreitung verhindern?


Wir sprachen mit Dr. Martin Schneidereit, Geschäftsführer des
Bundesverbandes für Tiergesundheit, über status quo und Alternativen
der europäischen Seuchenbekämpfung.

Frage: Die massenhafte Tötung von Schweinen hat nicht nur enorme
Kosten verursacht, sondern hat auch in der Bevölkerung und in den
Medien immer wieder die Frage aufgeworfen, ob dieses millionenfache
Töten nicht vermeidbar gewesen wäre. Ist die Keulung heute
noch ein adäquates Mittel im Kampf gegen die Schweinepest ?

Dr. Schneidereit: Die dramatischen Tierverluste der letzten
Seuchenzüge müssen nicht nur aus ökonomischer Sicht äußerst kritisch
bewertet werden. Auch aus Gründen des Tierschutzes ist die Tötung und
Beseitigung derart großer Tierzahlen nicht mehr zu
rechtfertigen. In einer Phase, in der die Tiergesundheitsindustrie in
der Lage ist, wirksame neue Impfstoffe zu entwickeln und praxisreif am
Markt anzubieten, ist die derzeit praktizierte Nicht-Impf-Politik der
EU nicht mehr zeitgemäß.

Frage: Was macht die Diskussion um neue Impfstoffe und
Maßnahmenkataloge so schwierig ?

Dr. Schneidereit: Das hat sicherlich auch wirtschaftliche Gründe.
Gerade die Export orientierten Staaten wie Dänemark wehren sich gegen
den Einsatz von Impfstoffen, da wichtige Abnehmerländer wie z.B. Japan
oder die Vereinigten Staaten die Impfung ablehnen aus der Furcht
heraus, dass unerkannt auch Schweine auf den Markt gelangen, die
den virulenten Erreger in sich tragen.

Frage: Wie berechtigt ist diese Sorge ?

Dr. Schneidereit: Bei den bisher verfügbaren Impfstoffen konnten
geimpfte Tiere von mit dem Feldvirus infizierten Tieren nicht
unterschieden werden. Durch die Entwicklung moderner Marker-Vakzinen
und entsprechender Testverfahren konnte dieses Problem jedoch gelöst
werden. Derzeit gibt es auf dem Markt bereits einen neuen Marker-
Impfstoff, die Zulassung eines zweiten steht unmittelbar bevor. Diese
mit Hilfe gentechnischer Verfahren hergestellten Impfstoffe erlauben
anhand der Antikörper eine verlässliche Unterscheidung von infizierten
und geimpften Tieren. Auch das für die Unterscheidung notwendige
Diagnostikum ist bereits zugelassen.

Frage: Wie könnte eine europäische Seuchenpolitik zukünftig aussehen ?


Dr. Schneidereit: Der Marker-Impfstoff kann die bestehende
Bekämpfungspraxis sinnvoll unterstützen. Mit Ringimpfungen
beispielsweise ließen sich die Tötungsmaßnahmen auf tatsächlich
infizierte Bestände beschränken. Vor allem in Regionen mit hohem
Tierbesatz ist der Marker-Impfstoff das Mittel der Wahl. Der
Einsatz des Impfstoffes könnte die Feldvirusausbreitung während
eines Ausbruches beträchtlich eindämmen. Ich halte die Impfung
mit Marker-Impfstoffen daher für eine unverzichtbare Maßnahme im
Rahmen einer effektiven Seuchenbekämpfung, auch wenn andere
seuchenhygienische Maßnahmen wie z.B. Sperr- und Beobachtungsbezirke,
Transportbeschränkungen sowie Desinfektions- und Hygienemaßnahmen
dadurch nicht ersetzt werden können.

Was wir heute brauchen, sind innovative und integrative Strategien,
die auch die Nutzung moderner Produkte, wie sie der Marker-Impfstoff
darstellt, einschließen müssen.

Frage: Wie berechtigt ist diese Sorge ?

Dr. Schneidereit: Bei den bisher verfügbaren Impfstoffen konnten
geimpfte Tiere von mit dem Feldvirus infizierten Tieren nicht
unterschieden werden. Durch die Entwicklung moderner Marker-Vakzinen
und entsprechender Testverfahren konnte dieses Problem jedoch gelöst
werden. Derzeit gibt es auf dem Markt bereits einen neuen Marker-
Impfstoff, die Zulassung eines zweiten steht unmittelbar bevor. Diese
mit Hilfe gentechnischer Verfahren hergestellten Impfstoffe erlauben
anhand der Antikörper eine verlässliche Unterscheidung von infizierten
und geimpften Tieren. Auch das für die Unterscheidung
notwendige Diagnostikum ist bereits zugelassen.

Frage: Wie könnte eine europäische Seuchenpolitik zukünftig aussehen?

Dr. Schneidereit: Der Marker-Impfstoff kann die bestehende
Bekämpfungspraxis sinnvoll unterstützen. Mit Ringimpfungen
beispielsweise ließen sich die Tötungsmaßnahmen auf tatsächlich
infizierte Bestände beschränken. Vor allem in Regionen mit hohem
Tierbesatz ist der Marker-Impfstoff das Mittel der Wahl. Der Einsatz
des Impfstoffes könnte die Feldvirusausbreitung während eines
Ausbruches beträchtlich eindämmen. Ich halte die Impfung mit Marker-
Impfstoffen daher für eine unverzichtbare Maßnahme im Rahmen einer
effektiven Seuchenbekämpfung, auch wenn andere seuchenhygienische
Maßnahmen wie z.B. Sperr- und Beobachtungsbezirke, Transportbe-
schränkungen sowie Desinfektions- und Hygienemaßnahmen dadurch
nicht ersetzt werden können.

Was wir heute brauchen, sind innovative und integrative Strategien,
die auch die Nutzung moderner Produkte, wie sie der Marker-Impfstoff
darstellt, einschließen müssen.
 



 

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