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AHO Aktuell - 22.09.2000

Melkroboter: Defizite bei Eutergesundheit und Milchhygiene


(aho) Im Rahmen einer Dissertation wurden die Ergebnisse von
zytobakteriologischen Untersuchungen (Zellzahl, Keimgehalte) und des
Auftretens klinischer Mastitiden (Euterentzündungen) von zwei unter
nahezu identischen Bedingungen gehaltenen Milchviehherden verglichen.
Es sollten die Auswirkungen des automatischen Melksystems "Astronaut"
der Firma Lely (AMS) auf die Eutergesundheit und die Milchhygiene
aufgezeigt werden. Weiterhin wurden die Aussagekraft der elektrischen
Leitfähigkeit zur Erkennung von Eutergesundheitsstörungen sowie die
Auswirkungen der unterschiedlichen Zwischenmelkzeiten auf Zellgehalt,
Keimvorkommen, Milchleistung und Gehalt der Milchinhaltsstoffe
untersucht.

Hierzu wurden im Verlauf eines Jahres Milchproben laktierender Kühe,
die mit einem AMS gemolken wurden, mit denen von Tieren, die in
einem herkömmlichen Tandem-Melksystem (TMS) gemolken wurden,
verglichen.

Neben dem California-Mastitis-Test (CMT) wurde die direkte
Zellzahlbestimmung mittels Fossomatic-Gerät durchgeführt. Die
Gesamtkeimgehalte der Milch wurden im Rahmen der monatlichen
Milchleistungsprüfung ermittelt. Die elektrische Leitfähigkeit
der Milch wurde während des Melkens automatisch über das System
erfaßt.

Die Eutergesundheit der mit dem AMS gemolkenen Herde war, gemessen
am durchschnittlichen Zellgehalt der Milch (116.000 Zellen/ml im AMS
vs. 92.000 Zellen/ml im TMS) und dem Auftreten klinischer Mastitiden
(Erstinfektionsrate 47,7% im AMS vs. 23,8% im TMS), schlechter als
in der im TMS gemolkenen Vergleichsgruppe. Jedoch konnten durch
Optimierung des Managements im Laufe der Zeit bei den AMS-Tieren
deutliche Verbesserungen erzielt werden.

Die Gesamtkeimzahlen der AMS-Herde lagen zu Beginn der Untersuchungen
deutlich (signifikant) über denen der Vergleichsgruppe (27.000
Keime/ml im AMS vs. 10.000 Keime/ml im TMS). Durch Verbesserung des
Hygienemanagements konnte der Keimgehalt der Milch in der AMS-Herde
jedoch deutlich reduziert werden.

Die Erkennung von Eutergesundheitsstörungen anhand der elektrischen
Leitfähigkeit war unbefriedigend. Lediglich 87,7% der klinisch
apparenten Mastitisfälle wurden durch Abweichungen der Leitfähigkeit
vom Normbereich ausgewiesen. Tiere mit erhöhtem Zellgehalt
(> 100.000 Zellen/ml Milch) wurden lediglich in knapp 25% der Fälle
über die veränderte Leitfähigkeit erkannt.

Insgesamt belegen die Untersuchungen, daß trotz der arbeitstechnischen
Vorteile automatischer Melksysteme Verbesserungen im Hinblick auf die
Eutergesundheit und die Milchhygiene erforderlich sind.


Schwarzer, Kerstin
Auswirkungen eines Melkroboters auf die
Eutergesundheit und die Milchhygiene
Dissertation an der Tierärztliche Fakultät der
Ludwig-Maximilians-Universität München im SS 2000
 



 

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