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AHO Aktuell - 05.09.2000

Geflügelfleisch mit Durchfallbakterien belastet.


(aho) Fast die Hälfte allen Geflügelfleischs ist mit Campylobacter-
oder Salmonellenkeimen belastet, die einen bakteriellen Durchfall oder
eine Dünndarmentzündung hervorrufen können. Besonders beim Grillen
können diese Erreger gefährlich werden, denn hierbei treten oft
Erkrankungen durch ungenügend durchgebratenes Fleisch auf. Bei der
Behandlung der Krankheit kommt mittlerweile erschwerend hinzu, daß
bis zu 80 Prozent der gefundene Stämme einer Bakterienart gegen
Erythromycin, ein sehr gebräuchliches Antibiotikum, resistent sind.
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie, die von Dr. Rüdiger Koenen am
Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität zu Köln
durchgeführt wurde.

Bei Campylobacter handelt es sich um spiralförmige Bakterien, die vor
allem in Geflügelfleisch, seltener bei Schweinen, Rindern, kleinen
Haustieren oder in pasteurisierter Kuhmilch, auftreten können.
Salmonellen kommen ebenfalls in rohem Fleisch, aber im Gegensatz zu
Campylobacter auch in Eiern und Eiprodukten wie Majonaise vor. Während
bei Salmonellen erst mehrere Millionen Keime nötig sind, um ein
Krankheitsbild zu verursachen, reichen bei Campylobycter jedoch schon
800 Mikroorgaismen aus, um eine Infektion auszulösen. Allerdings kommt
es eher bei Salmonellen zu epidemischen Ausbrüchen als bei
Campylobacter.

Von Ansteckungen mit diesen beiden Erregern sind meist Kleinkinder,
junge Erwachsene und alte Menschen betroffen. Im Zeitalter von AIDS
zeigt aber diese Immunschwäche bezüglich der Häufigkeit von
Campylobacter-Infektionen ihre unübersehbaren Folgen: Die Zahl der
Infektionen ist bei HIV-Erkrankten gegenüber der Normalbevölkerung bis
zu dreißigmal höher. Ein besonderes Problem stellt in diesem
Zusammenhang die Resistenzbildung der Bakterien gegen übliche
Antibiotika dar. Eine Gefahr der Entwicklung von Resistenzen könnte
nach Ansicht des Kölner Mediziners auch im erhöhten Einsatz von
Antibiotika z. B. in Zusammenhang mit der Samonellenbekämpfung in der
Geflügelhaltung bestehen.

Da eine einmal begonnene Ausbreitung von Campylobacter und Salmonellen
innerhalb eines Geflügelbestandes nur schwer zu stoppen ist, sollte
eine Infektion von Anfang an vermieden werden. Die Bakterien werden
häufig von außen eingeschleppt, deshalb sollte auf hygienischen Umgang
mit den Tieren geachtet werden. Dazu gehört das Tragen sauberer Schuhe
in den Ställen, die Vermeidung des Kontakts mit Fliegen und Nagetieren,
die den Erreger tragen können und die Bereitstellung von Leitungswasser
für die Hühner.

In Zukunft sollte nach Ansicht des Kölner Mediziners größte Sorgfalt
auf die vorgeschriebenen Stichprobenkontrollen für Schlachttiere
verwendet werden. In positiven Fällen sollte sich nicht gescheut
werden, auch gesetzliche Konsequenzen zu ziehen. Denn das Gesetz
besagt, daß Geflügel nicht geschlachtet oder verkauft werden darf,
wenn Salmonellen oder Kolibakterien nachgewiesen werden. Campylobacter
sollte in dieser Aufzählung ebenfalls gesondert aufgeführt werden,
da es einen hohen Anteil an der Verseuchung von Geflügelfleisch hat.
Geflügel sollte vermehrt auf das Vorhandensein dieser Krankheitserreger
untersucht werden. Ausserdem sollten praktikablere Methoden entwickelt
werden, die die Belastungsrate senken helfen.

Ebenso sollte der Verbraucher verstärkt darauf hingewiesen werden, wie
er sich effektiv vor Infektionen schützen kann. Das Fleisch sollte
immer ausreichend erhitzt werden. In der Küche sollte der Konsument
einen Kontakt des Fleisches mit anderen Lebensmitteln zum Beispiel über
unsaubere Küchengeräte vermeiden. Der Kölner Arzt weist insbesondere
darauf hin, daß Campylobacter weder durch die Aufbewahrung im
Kühlschrank noch in der Gefriertruhe sicher abgetötet wird.
 



 

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