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AHO Aktuell - 01.09.2000

Milliarden für die Förderung der Biotechnologie in Europa


(aho) Mit rund zwei Mrd. Euro jährlich fördern die Länder Europas die
moderne Biotechnologie. Das ergab eine Untersuchung des Fraunhofer-
Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe.
Um die Grundlage für eine bessere Koordination der nationalen und
europäischen Förderaktivitäten zu schaffen, erarbeitete das Fraunhofer
ISI zusammen mit drei weiteren international anerkannten Forschungs-
einrichtungen für die Europäische Kommission eine "Forschungs-
landkarte" der öffentlichen Förderung der Biotechnologie.
Berücksichtigt wurden 17 europäische
Staaten.

Deutschland, Großbritannien und Frankreich geben mit Abstand das meiste
Geld für die biotechnologische Forschungsförderung aus. Von den rund 10
Mrd. Euro, die zwischen 1994 und 1998 aufgewendet wurden, entfielen
nahezu 80 Prozent auf diese drei Länder: Deutschland investierte in
dieser Zeit rund 3 Mrd. Euro, Großbritannien 2,5 Mrd. Euro und
Frankreich etwas mehr als 2 Mrd. Euro.

Die Forscher unterscheiden insgesamt acht verschiedene biotechnolo-
gische Forschungsfelder. Sie reichen von der Grundlagenforschung über
die Umweltbiotechnologie bis zur industriellen Biotechnologie. Ein
Vergleich zeigt, dass die Förderung überwiegend in den medizinischen
und pharmazeutischen Bereich fließt. Nahezu 50 Prozent aller Gelder
werden für Förderaktivitäten mit dieser Zielrichtung ausgegeben.
Nicht ganz so große Aufmerksamkeit schenken die europäischen Staaten
der Pflanzenbiotechnologie, der industriellen Biotechnologie sowie so
genannten Zell-Fabriken. Vernachlässigt werden dagegen die
Biotechnologie in der Tierzucht und insbesondere im Umweltschutz.
Ebenso finden die Untersuchung nicht-technischer Aspekte, zu denen
neben wirtschaftlichen Effekten beispielsweise auch die öffentliche
Akzeptanz zählt, nur in wenigen Fällen Unterstützung. Auffällig ist
ferner das relativ schwache Engagement der europäischen Staaten bei
der Förderung der Erforschung biotechnologischer Grundlagen.

Nach den Trends befragt scheinen sich die europäischen Staaten in zwei
Lager aufzuspalten. Acht Nationen, darunter die drei großen Akteure
Deutschland, Großbritannien und Frankreich, wollen künftig die
Grundlagenforschung forcieren. Sieben Staaten konzentrieren sich in
Zukunft stärker auf die anwendungsorientierte Forschung. Der Rest,
darunter Spanien, Schweden und die Schweiz, verfolgt eine Art
Parallelstrategie.

Das von der öffentlichen Hand bislang vernachlässigte Forschungsfeld
Umweltbiotechnologie wird künftig nur in Großbritannien als Schwerpunkt
gesehen. Hier drängt sich den Autoren der Studie die Frage auf, ob die
europäische Industrie es schaffen wird, ohne eine bedeutende staatliche
Unterstützung der erforderlichen Forschungsbasis ihre derzeit weltweit
gute Wettbewerbsposition in der Umweltbiotechnologie auch in Zukunft
aufrecht halten zu können. Doch lässt die von der Bundesregierung
aktuell aufgelegte Initiative "Nachhaltige Bioproduktion" in
Deutschland Hoffnung schöpfen.

Der in englisch geschriebene, zusammenfassende Bericht "Inventory of
public biotechnology R&D programmes in Europe" sowie die 17
Länderberichte können über den Bundesanzeiger Verlag, Köln,
bezogen werden.

Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI
erweitert das naturwissenschaftlich-technisch orientierte Fachspektrum
der Fraunhofer-Gesellschaft um wirtschafts- und gesellschaftspolitische
Aspekte. Dazu analysiert es technische Entwicklungen sowie deren
Marktpotentiale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und
Gesellschaft. Die interdisziplinär zusammengesetzten Teams des
Instituts konzentrieren sich insbesondere auf die Bereiche Energie,
Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf
die Regionalforschung und Innovationsspolitik.

--
Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung
Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung,
01.09.2000
 



 

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