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AHO Aktuell - 30.08.2000

Tierarzneimittelrückstände: Tetracyclin auf dem Acker


(aho ) Anläßlich des Aktionstages >> Rückstände in Lebensmitteln<<
im Lehr- und Forschungsgut Ruthe der Tierärztlichen Hochschule
Hannover am 18. August 2000 berichtete Dr. G. Hamscher von der
Zentrumsabteilung Lebensmitteltoxikologie der TiHo-Hannover),
daß erstmalig der Nachweis von Antibiotika aus der intensiven
Tierhaltung in landwirtschaftlichen Nutzflächen in Norddeutschland
geführt wurde.

Im Rahmen einer Kooperation des Niedersächsischen Landesamtes für
Bodenforschung und der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurden
landwirtschaftliche Nutzflächen mit regelmäßiger Güllezufuhr und
Kontrollflächen, die seit mindestens fünf Jahren keine Güllezufuhr
erhielten, auf mengenmäßig bedeutend eingesetzte Tierarzneimittel
wie Tetracycline hin untersucht. In einer Pilotstudie ist es Dr.
Hamscher und Mitarbeitern erstmals gelungen, Tetracyclin und
Chlortetracyclin in güllegedüngten Böden nachzuweisen*. Es zeigte
sich, daß maximale Konzentrationen von 32,3 µg/kg für Tetracyclin
(TC) und 26,4 µg/kg für Chlortetracyclin (CTC) in der obersten
Bodenschicht (0-40 cm) zu detektieren sind. Keine Rückstände
ließen sich in der unteren sandigen Bodenschicht (40-90 cm) und
im Sickerwasser und Grundwasser der untersuchten Standorte
nachweisen. Seit 1996 ist für die Zulassung neuer Tierarzneimittel
eine umfassende ökotoxikologische Prüfung dann vorgeschrieben, wenn
sich eine auf Worst-case-Szenarien vorhersagbare Arzneimittel-
Konzentration (PEC, predicted environmental concentration) im Boden
von > 10 µg/kg ergibt ("Triggerwert Ökotoxikologie"). Die tatsächlich
ermittelten Konzentrationen für die Altsubstanzen Tetracyclin und
Chlortetracyclin lagen in 4 von 12 Böden bzw. in 2 von 12 Böden
teilweise deutlich über 10 µg/kg. Somit scheinen die vorgestellten
Ergebnisse auch ökotoxikologische Bedeutung zu haben.

Zukunftsthema

Im Sinne einer nachhaltigen Tierproduktion kommt Umweltaspekten
zukünftig eine zentrale Bedeutung zu. Die Problematik des
Verbleibs von Arzneimitteln in der Umwelt wurde im Jahr 1996 durch
die Umweltministerkonferenz (UMK) erkannt. Diese beauftragte den
Bund-/Länderausschuß Chemikaliensicherheit (BLAC), ein Konzept zur
Beurteilung möglicher Auswirkungen von Arzneimitteln in der Umwelt
zu erarbeiten. Der wissenschaftliche Beirat Bodenschutz beim
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
hat in seinem Gutachten >>Wege zum vorsorgenden Bodenschutz <<
dies im Hinblick auf das Schutzgut Boden thematisiert; er weist
hierbei ausdrücklich auf Tierarzneimittel und Futtermittel-
zusatzstoffe hin.

* [Deutsche Tierärztliche Wochenschrift, Heft 8/2000, S. 323-325.].

Quelle:

Dr. G. Hamscher (Lebensmitteltoxikologe, TiHo-Hannover)
Vortrag: >>Antibiotika aus der intensiven Tierproduktion in der
Umwelt<< anläßlich des Aktionstages >> Rückstände in Lebensmitteln<<
im Lehr- und Forschungsgut Ruthe der Tierärztlichen Hochschule
Hannover, Freitag, 18. August 2000, von 10 - 16h.
 



 

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