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AHO Aktuell - 07.08.2000
probiotisch = antibiotisch?
(aho) Nach dem Verbot antibiotischer Leistungsförderer gelten
Probiotika als natürliche Alternative. Man findet sie in Tierfutter
und Lebensmitteln (Joghurts, Milchprodukte). Probiotika sollen den
Darm besiedeln und krankmachende Bakterien verdrängen. Tübinger
Wissenschaftler haben jetzt möglicherweise einen entscheidenden
Hinweis auf die tatsächliche Wirkungsweise gefunden. Erstmals
isolierten die Forscher um den Chemiker Günther Jung ein Antibiotikum
aus einem Milchsäurebakterium-Stamm. Ihr Forschungsobjekt war ein
herkömmlicher Sauerteig, der in der Produktion eines Backmittels
verwendet wird. Im Bakterien-Stamm Lactobacillus reuteri hatten
Mikrobiologen der Universität Hohenheim einen Hemmstoff entdeckt,
dessen Struktur von Jung und Mitarbeitern nun aufgeklärt wurde.
Das niedermolekulare Antibiotikum "Reutericyclin" soll in der Lage
sein, das Wachstum einer ganzen Reihe unerwünschter Bakterienstämme
zu hemmen oder abzutöten. Von seiner Struktur her zähle Reutericyclin
zur Gruppe der Tetramsäuren. Aus der Natur sind bereits zahlreiche
Tetramsäuren mit einem breiten Spektrum biologischer Wirkungen bekannt.
"Die Entdeckung von Reutericyclin liefert völlig neue Diskussionsansätze
zur Anwendung von Milchsäurebakterien zur gezielten Beeinflussung der
Darmflora," ist Jung überzeugt.
Milchsäurebakterien werden traditionell dazu genutzt, um verschiedene
Milchprodukte, Sauerkraut oder auch Sauerteig für Brote herzustellen.
Der Bakterien-Stamm Lactobacillus reuteri ist außerdem ein Mitglied
der natürlichen Darmflora von Mensch und Tier. Um die schützende
Wirkung antibiotischer Substanzen aus Laktobazillen gegen Infektionen
mit Salmonellen und mit Helicobacter - das seit einiger Zeit als
Verursacher von Magengeschwüren entlarvt ist - weiß man inzwischen.
Jedoch wurde bisher keiner dieser Wirkstoffe chemisch charakterisiert.
Quelle: idw
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