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AHO Aktuell - 28.06.2000

Pilotstudie zu Gesundheitsgefahren durch Intensivtierhaltung


(aho) In einem auf drei Jahre angelegten, mehrstufigen
Untersuchungsprogramm wollen das Niedersächsische Ministerium für
Frauen, Arbeit und Soziales und das Ministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten im Regierungsbezirk Weser-Ems
wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse über die Ausbreitung und
die gesundheitlichen Auswirkungen der Stallabluft auf Anwohnerinnen
und Anwohner in der Umgebung von Anlagen der Intensivtierhaltung
gewinnen. Das Kabinett hat am Dienstag grünes Licht für das mit
2,2 Millionen Mark veranschlagte Projekt gegeben.

Die Intensivtierhaltung wird von immer mehr Landwirten als ein Weg
zur Existenzsicherung angesehen. Der starke Ausbau dieser
Wirtschaftsform insbesondere im Regierungsbezirk Weser-Ems führt
allerdings auch immer wieder zu Konfliktsituationen zwischen
Antragstellern von Mastbetrieben und der in der Umgebung lebenden
Bevölkerung. Darüber hinaus gibt es auch raumplanerische Nutzungs-
konflikte. So befürchten einzelne Kommunen durch die Intensivtier-
haltung negative Auswirkungen auf das Tourismusgewerbe.

Die organischen Stoffe der Stallluft von Mastbetrieben wie z. B.
staubgetragene Proteine, Endotoxine und Mikroorganismen wie
Bakterien, Pilze, Viren und Protozoen, die unter dem Begriff
Bioarerosole zusammengefasst werden, gelten als möglich Risiko-
faktoren für Atemwegserkrankungen. Bisher gibt es jedoch keine
Richtwerte für die zulässige Außenluftbelastung mit Keimen, Viren,
Allergenen und toxischen Stoffen. Nach der derzeitigen Rechtslage
werden von den Luftverunreinigungen vorrangig die Geruchsemissionen
berücksichtigt. Es stellt sich in der Genehmigungspraxis zunehmend
als Problem dar, dass noch nicht geklärt ist, ob Tierstall-
immissionen unter bestimmten Bedingungen gesundheitlich relevant
sein können. Weiter gehende Vorsorgemaßnahmen zum Anwohnerschutz
können die Genehmigungsbehörden nur dann fordern und durchsetzen,
wenn hinreichende wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen.
Das Untersuchungsprogramm zur gesundheitlichen Bewertung der
Bioareosole soll hierfür Grundlagen liefern und gliedert sich
in drei Teilprojekte mit folgenden Schwerpunkten:

Erfassung und Modellierung der Bioaerosolbelastung im Umfeld
von Geflügelställen. Hierbei erfolgen vor allem Geruchs-,
Keimzahl-, Endotoxin- und Allergenbestimmungen zur Beschreibung
des Ausbreitungsprozesses; die Modellentwicklung ist vor allem
für die Beurteilung geplanter Anlagen wichtig, an denen naturgemäß
noch keine Messungen vorgenommen werden können.

Erhebung des Gesundheitsstatus bei unterschiedlich belasteten
Schulkindern. In Gemeinden mit unterschiedlich hoher Besatzdichte
an Mastvieh sollen erweiterte Schuleingangsuntersuchungen durch
geführt werden unter Nutzung etablierter Fragebögen zu Atemwegs-
beschwerden, Allergien und Neurodermitis. Das Untersuchungsprogramm
knüpft hier an verschiedene Studien an, die bereits den Verdacht
einer Überhäufigkeit von Atemwegsproblemen bei Kindern aus Gebieten
mit erhöhter Bioaerosolbelastung begründeten, aber keine definitiven
Aussagen zuließen.

Querschnittsstudie zu Allergiestatus und Atemfunktion bei
unterschiedlich belasteten Personen. An Personen mit unterschiedlich
hoher Bioaerosolexposition wird eine epidemiologische
Querschnittsstudie durchgeführt. Gemessen bzw. erhoben werden
sollen Lungenfunktionsparameter, Entzündungsmarker der Atemwege
und der Allergiestatus.

Staatskanzlei, 27.06.00
 



 

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