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AHO Aktuell - 24.06.2000

Bor - lebensnotwendig für Rind und Schwein?


(aho) Für die Pflanze ist das Spurenelement Bor (chemische
Abkürzung: B) lebensnotwendig. Neuere Erkenntnisse werden vielleicht
schon bald zeigen, dass dies auch für Rind und Schwein gilt.

Ein Mangel an Bor führt bei Pflanzen zu verkürzten Stengeln,
Fleckenbildung und Verkrümmung der Blätter sowie zu einem Absterben
vorab der jungen Blätter. Besonders empfindlich auf einen Bormangel
reagieren Leguminosen, Hackfrüchte und Raps. Ist das Bor für die
Pflanze lebensnotwendig, so stellt sich sofort auch die Frage nach
dessen Bedeutung für das Tier und im Speziellen für das Rind
und Schwein.

Über die Aufgaben des Bors im Stoffwechsel der Nutztiere ist nur
wenig bekannt. Nach heutigem Wissensstand soll das Bor über den
hormonellen Weg den Kalzium-, Phosphor-, Magnesium- und Vitamin-D-
Stoffwechsel und somit den Knochenstoffwechsel beeinflussen. In
Ferkelversuchen wurde durch die Ergänzung einer borarmen Ration mit
Bor die Futterverwertung sowie die Knochenbruchfestigkeit verbessert.
Diese positive Wirkung blieb jedoch aus, wenn eine praxisübliche
Mais-Sojaration verfüttert wurde. Das Bor scheint im Weiteren auch
im Energiestoffwechsel und bei der Fortpflanzung eine gewisse
Rolle zu spielen. In Untersuchungen mit Kühen konnte gezeigt
werden, dass Tiere, die bei der ersten Besamung aufnahmen, höhere
Bor-Konzentrationen im Blut aufwiesen als die Vergleichstiere.

Wichtige Bor-Quellen bilden das Wiesenfutter und das Getreide.
Gräser enthalten zwischen 4,9 und 7,0 mg Bor je kg Futtertrocken-
substanz (TS). Die Werte für Leguminosen liegen bei 14 - 78 mg und
diejenigen für Getreide bei 0,7 - 7,3 mg pro kg TS. Der Gehalt der
Milch an Bor hängt stark von der Bor-Versorgung der Kuh ab und
schwankt zwischen 0,09 und 0,25 mg pro l Milch.

Über den Bor-Bedarf von Rind und Schwein gibt es keine Daten. Auf
Grund von Versuchen mit Ratten und Hühnern nimmt man an, dass der
Bedarf für beide Tierarten bei über 0,4 mg je kg Futter liegen dürfte.
Bis heute sind aus der Praxis keine Fälle von Bor-Mangel bekannt.
Hohe Mengen an Bor werden vom Rind und Schwein relativ gut vertragen.
Der Borgehalt der Ration sollte beim Rind jedoch 150 mg je kg Futter-
TS nicht überschreiten. Dieser Wert dürfte auch für das Schwein gelten.
Symptome einer Borvergiftung sind Rückgang des Futterverzehrs
und des Wachstums sowie Gliedmassenentzündungen. Auch zeigen die
Tiere nervöse Störungen wie Krämpfe sowie Magen-Darmentzündungen.
Bor-Vergiftungen wurden in der Praxis bei Tieren beschrieben, die
Bor-haltige Dünger aufnahmen.

Streng wissenschaftlich betrachtet ist das Bor für Rind und
Schwein kein lebensnotwendiges Spurenelement. Ob diese Aussage
auch zukünftig gilt, wird sich zeigen. Bedingt durch den hohen
Borgehalt der meisten Futtermittel, dürfte jedoch auch in Zukunft
beim Rind und Schwein eine Borergänzung der Ration kaum die Regel
sein.

Quelle:
Jürg Kessler
Eidg. Forschungsansalt für Nutztiere
1725 Posieux,
Tel. 026 4077 261
Mitteilung für die landwirtschaftliche Presse vom 19. 6. 2000
 



 

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