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AHO Aktuell - 10.05.2000

Hochempfindliche Methode zum Nachweis von Prionerkrankungen


(aho) Göttinger Wissenschaftler entwickelten ein neuartiges
hochempfindliches Verfahren zum Nachweis von Prionen, den Erregern
der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) und der BSE. Mit dieser Methode
können einzelne Erregerpartikel in Körperflüssigkeiten direkt sichtbar
gemacht werden. So konnten erstmals Prionen in der Rückenmarksflüssigkeit
von CJD-Patienten nachgewiesen werden. Derzeit wird diese Technik zu
einem routinemäßig einsetzbaren diagnostischen Test weiterentwickelt.
(J. Bieschke, A. Giese, W. Schulz-Schaeffer, I. Zerr, S. Poser,
M. Eigen, H. Kretzschmar: "Ultra-sensitive detection of pathological
prion protein aggregates by dual-color scanning for intensely
fluorescent targets" Proc. Natl. Acad. Sci. USA (2000) 97:5468-5473)

Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen und BSE bei Rindern
gehören zu einer Gruppe übertragbarer, stets tödlich verlaufender
Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Sie werden durch
ungewöhnliche Erreger ausgelöst, sogenannte Prionen. Prionen
besitzen kein nachweisbares Erbgut. Sie bestehen aus einer
krankhaften, verklumpten Form eines bestimmten körpereigenen
Eiweißes, des Prionproteins. Zur Sicherung der Diagnose wird
bisher zumeist der Nachweis krankhafter Prionprotein-Ablagerungen
im Gehirngewebe herangezogen, geeignete Tests zum Nachweis von
Prionen am lebenden Menschen oder Tier fehlen jedoch.

Ein neuartiges Nachweisverfahren ermöglicht jetzt den direkten
Nachweis von Prionen in der für diagnostische Untersuchungen
leicht zugänglichen Rückenmarksflüssigkeit (Liquor). Dieses
Verfahren wurde im Rahmen einer vom Bundesforschungsministerium
geförderten Zusammenarbeit der Arbeitsgruppe des Nobelpreisträgers
Prof. Manfred Eigen am Max-Planck-Institut für biophysikalische
Chemie in Göttingen und der Arbeitsgruppe des Prionforschers
Prof. Hans Kretzschmar an der Universität Göttingen (jetzt LMU
München) entwickelt.

Das Testverfahren beruht auf einem Meßaufbau zur konfokalen
Zweifarben-Fluoreszenz-Kreuzkorrelations-Spektroskopie. Dieser
Messaufbau ermöglicht nach Anregung mit einem in ein kleines
Messvolumen gebündelten Laserstrahl den Nachweis einzelner mit
Fluoreszenzfarbstoffen markierter Moleküle. Den Göttinger
Wissenschaftlern gelang es mit Hilfe von spezifischen
Antikörpersonden, Prionpartikel im Liquor mit Fluoreszenz-
farbstoffen zu markieren. Die einzelnen markierten Partikel
konnten dann hochempfindlich mittels eines wie ein Suchschein-
werfer durch die Probe geführten Laserstrahls aufgespürt
werden (scanning for intensely fluorescent targets, SIFT).
Die Nachweisempfindlichkeit dieses Verfahrens war dabei
herkömmlichen Nachweisverfahren wie der "Western Blot"-Analyse
deutlich überlegen.

In einer Pilotstudie am Göttinger Universitätsklinikum konnten
mit diesem neuen Testverfahren erstmals Prion-Partikel in der
Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) mehrerer CJD-Patienten aus der
vom Bundesgesundheitsministerium geförderten deutschen CJD-Studie
nachgewiesen werden, nicht jedoch im Liquor von Kontrollpatienten.
Dieser erregerspezifische Test kann damit in Zukunft die Grundlage
eines schnellen und empfindlichen klinischen Tests für CJD und
andere Prionkrankheiten bilden. Da sich die Technik auch zum
Nachweis anderer krankheitsassoziierter Eiweißpartikel einsetzen
lässt, könnte sie zudem auch zur frühen Diagnose anderer Krankheiten
wie der Alzheimer-Krankheit dienen.

Weitere Informationen und Rückfragen:
Dr. Jan Bieschke, Abteilung Biochemische Kinetik,
Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie,
Am Fassberg, 37077
Göttingen, Tel.: 0551-201-1434, Fax: 0551-201-1435,
email: jbiesch@gwdg.de
Dr. Armin Giese, Institut für
Neuropathologie, Universität Göttingen,
Robert-Koch-Str. 40, 37075
Göttingen, Tel.: 0551-39-2700, Fax: 0551-39-8472,
email:agiese@med.uni-goettingen.de
Prof. Dr. Hans Kretzschmar, Abteilung für
Neuropathologie, Universität München,
Marchioninistr. 17, 81377 München,
Tel.: 089-7095-4900, Fax: 089-7095-4905,
email: Hans.Kretzschmar@inp.med.uni-muenchen.de
 



 

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