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AHO Aktuell - 09.05.2000

Hochempfindliche Methode zum Nachweis von Prionerkrankungen


(idw) Göttinger Wissenschaftler entwickelten ein neuartiges
hochempfindliches Verfahren zum Nachweis von Prionen, den Erregern der
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) und der BSE. Mit dieser Methode
können einzelne Erregerpartikel in Körperflüssigkeiten direkt sichtbar
gemacht werden. So konnten erstmals Prionen in der Rückenmarks -
flüssigkeit von CJD-Patienten nachgewiesen werden. Derzeit wird diese
Technik zu einem routinemäßig einsetzbaren diagnostischen Test
weiterentwickelt.

(J.Bieschke, A. Giese, W. Schulz-Schaeffer, I. Zerr, S. Poser, M.
Eigen, H.Kretzschmar: "Ultra-sensitive detection of pathological
prion protein aggregates by dual-color scanning for intensely
fluorescent targets" Proc. Natl. Acad. Sci. USA (2000) 97:5468-5473)

Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen und BSE bei Rindern
gehören zu einer Gruppe übertragbarer, stets tödlich verlaufender
Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Sie werden durch ungewöhnliche
Erreger ausgelöst, sogenannte Prionen. Prionen besitzen kein
nachweisbares Erbgut. Sie bestehen aus einer krankhaften, verklumpten
Form eines bestimmten körpereigenen Eiweißes, des Prionproteins. Zur
Sicherung der Diagnose wird bisher zumeist der Nachweis krankhafter
Prionprotein-Ablagerungen im Gehirngewebe herangezogen, geeignete Tests
zum Nachweis von Prionen am lebenden Menschen oder Tier fehlen jedoch.

Ein neuartiges Nachweisverfahren ermöglicht jetzt den direkten Nachweis
von Prionen in der für diagnostische Untersuchungen leicht zugänglichen
Rückenmarksflüssigkeit (Liquor). Dieses Verfahren wurde im Rahmen einer
vom Bundesforschungsministerium geförderten Zusammenarbeit der
Arbeitsgruppe des Nobelpreisträgers Prof. Manfred Eigen am
Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen und der
Arbeitsgruppe des Prionforschers Prof. Hans Kretzschmar an der
Universität Göttingen (jetzt LMU München) entwickelt.

Das Testverfahren beruht auf einem Meßaufbau zur konfokalen
Zweifarben-Fluoreszenz-Kreuzkorrelations-Spektroskopie. Dieser Meßaufbau
ermöglicht nach Anregung mit einem in ein kleines Meßvolumen gebündelten
Laserstrahl den Nachweis einzelner mit Fluoreszenzfarbstoffen markierter
Moleküle. Den Göttinger Wissenschaftlern gelang es mit Hilfe von
spezifischen Antikörpersonden, Prionpartikel im Liquor mit
Fluoreszenzfarbstoffen zu markieren. Die einzelnen markierten Partikel
konnten dann hochempfindlich mittels eines wie ein Suchscheinwerfer
durch die Probe geführten Laserstrahls aufgespürt werden (scanning for
intensely fluorescent targets, SIFT). Die Nachweisempfindlichkeit dieses
Verfahrens war dabei herkömmlichen Nachweisverfahren wie der "Western
Blot"-Analyse deutlich überlegen.

In einer Pilotstudie am Göttinger Universitätsklinikum konnten mit
diesem neuen Testverfahren erstmals Prion-Partikel in der
Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) mehrerer CJD-Patienten aus der vom
Bundesgesundheitsministerium geförderten deutschen CJD-Studie
nachgewiesen werden, nicht jedoch im Liquor von Kontrollpatienten.
Dieser erregerspezifische Test kann damit in Zukunft die Grundlage eines
schnellen und empfindlichen klinischen Tests für CJD und andere
Prionkrankheiten bilden. Da sich die Technik auch zum Nachweis anderer
krankheitsassoziierter Eiweißpartikel einsetzen läßt, könnte sie zudem
auch zur frühen Diagnose anderer Krankheiten wie der Alzheimer-Krankheit
dienen.

Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung
Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, 09.05.2000


Weitere Informationen/Kontakt:
Dr. Jan Bieschke, Abteilung Biochemische Kinetik, Max-Planck-Institut
für Biophysikalische Chemie, Am Faßberg, 37077 Göttingen, Tel.:
0551-201-1434, Fax: 0551-201-1435, email: jbiesch@gwdg.de

Dr. Armin Giese, Institut für Neuropathologie, Universität Göttingen,
Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen, Tel.: 0551-39-2700, Fax:
0551-39-8472, email: agiese@med.uni-goettingen.de

Prof. Dr. Hans Kretzschmar, Abteilung für Neuropathologie, Universität
München, Marchioninistr. 17, 81377 München, Tel.: 089-7095-4900, Fax:
089-7095-4905, email Hans.Kretzschmar@inp.med.uni-muenchen.de
 



 

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