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AHO Aktuell - 03.05.2000

Uni Wien: Kampf gegen illegale Giftauslegung


(aho) Tierärzte und Tierschutzorganisationen haben wiederholt
Alarm geschlagen und gegen die illegale Auslegung von mit Gift
präparierten Ködern auf Feldern, Wiesen und Wäldern Österreichs
protestiert. Bislang allerdings ohne Erfolg. Nach wie vor sind
Greifvögel, Krähen, Elstern, Füchse, sowie Hunde und Katzen
durch gefährliche Giftköder gefährdet.

Der Tierarzt und Ornithologe Dr. Hans Frey plant nun eine
veterinärmedizinische Initiative, um der illegalen Praxis den Kampf
anzusagen.

Dr. Frey ist Tierarzt am Institut für Parasitologie und Zoologie der
Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW) und Leiter der Eulen
und Greifvogelstation Haringsee (EGS), einer europaweit
anerkannten Zucht- (Bartgeier, Seeadler, Habichtskauze) und
Auffangstation für verletzte Eulen und Greifvögel. Allein im Jahr 1999
wurden 179 Greife medizinisch behandelt und mehr als 200
Findlinge versorgt und wieder freigelassen.
Der Protest des Experten Frey gegen die Vergiftungspraxis von Wild-
und Haustieren mit Carbofuran kommt aus berufenem Munde.
Unzählige tote Vögel hat er alleine im heurigen Winter in Österreichs
Jagdrevieren sichergestellt und deren Obduktion veranlasst.

"Das kann und darf nicht so weitergehen," so Ornithologe Frey. "Es
muss eine Lösung gefunden werden, um diese übliche
"Säuberungsmethode" der Jagdreviere von "Schädlingen" wie
Krähe, Elster, Kolkrabe, Weihe, Bussard sowie Fuchs und Marder zu
stoppen. Es handelt sich dabei um eine völlig falsch verstandene
Hegemaßnahme, die nicht nur Wildtiere sondern auch Haustiere
wie Hunde und Katzen gefährdet. Immerhin haben wir mehrere
Köder in Wohngegenden wie z.B. im Ortsgebiet von Gänserndorf
gefunden. Nicht auszudenken, was passiert, wenn Kleinkinder an
die vergifteten Köder gelangen."
Die gesetzliche Lage zur österreichweiten Vergiftungspraxis ist
eindeutig: Das Auslegen von Giftködern ist sowohl laut Jagdgesetz
verboten und stellt selbstverständlich auch eine strafbare Handlung
im Sinne des Paragraphen 122 des Strafgesetzbuches
(Tierquälerei) dar.

Und trotzdem passiert es immer wieder. Der WWF hat alleine im
letzten Winter (Dezember 99 bis März 2000) 115 Giftfälle registriert.
Nachdem keine Verursacher gefunden werden konnten, gab es
aber keine einzige Verurteilung.

In diese Kerbe schlägt der von Dr. Frey vorgeschlagene
Lösungsansatz: Auf eine tierärztliche Initiative hin soll ein runder
Tisch unter Teilnahme aller betroffenen Gruppierungen eingerichtet
werden. Eingeladen zur gemeinsamen Diskussion um eine rasche
Bekämpfung der illegalen Giftköderausbringung werden sämtliche
Jagd-, Natur- und Tierschutzverbände sowie Kynologische
Verbände und die Tierärztekammern. Diskutiert werden sollen unter
anderem eine mögliche Anpassung der Jagdausbildung und des
Jagdgesetzes an die Anforderungen des Natur- und Tierschutzes
sowie die Vergabemodalitäten von Bezugsberechtigungen für
gefährliche Giftstoffe.

Einen interessanten und erfolgreichen Weg beschreiten die
Spanier, die ähnliche Vergiftungsfälle registriert hatten: Werden in
einem Gebiet wiederholt Vergiftungsfälle registriert, so wird das
betroffene Revier automatisch für ein Jahr von der Jagd
ausgenommen, um die Populationen nicht weiter zu dezimieren.

Kontakt:
Dr. Hans Frey, Institut für Parasitologie und Zoologie der VUW
Veterinärplatz 1
1210 Wien
Tel: 01 - 25077 - 2214, 2213,
email
 



 

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