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AHO Aktuell - 10.03.2000

Antibiotika: Vorbild Ameise


(eule) Während der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast vor
allem wegen der Entstehung von Resistenzen kritisiert wird, haben
Blattschneiderameisen das Problem längst im Griff. Sie praktizieren
seit Jahrmillionen eine Form der "Landwirtschaft", bei der sie
regelmäßig Antibiotika verwenden - offenbar ohne nachteilige Folgen.
Die Ameisen züchten auf fein zerkleinertem Blattmaterial Pilze
(Lepiotaceae), die sie ernten und an ihre Larven verfüttern. Auch diese
Monokulturen sind durch Schädlinge bedroht. Vor allem der parasitische
und hochvirulente Pilz Escovopsis kann in kurzer Zeit die gesamte
landwirtschaftliche Produktion der Ameisen zerstören. Um den Parasiten
unter Kontrolle zu halten, benutzen die Ameisen gezielt Antibiotika.
Dafür siedeln sie auf ihrem Chitinpanzer spezielle Bakterien der
Gattung Streptomyces an. Vertreter dieser Gattung produzieren einen
erheblichen Teil der bisher bekannten Antibiotika wie Tetracycline,
Streptomycine und Chloramphenicol. Der nun auf den Ameisen entdeckte
Streptomycet wirkt hochspezifisch gegen Escovopsis. Zugleich
stimuliert er in den Pilzgärten das Wachstum der angebauten Kulturen,
ein Effekt, der an die leistungsförderliche Wirkung von Antibiotika
in der Kälber - und Schweinemast erinnert. Erstaunlich ist, daß bisher
keine Resistenzen beobachtet wurden, schließlich praktizieren die
Ameisen diese Form der Nahrungserzeugung seit mutmaßlich 50 Mio
Jahren. Als Grund wird angenommen, daß die Bakterien im Lauf der
Evolution die Struktur ihrer Antibiotika ändern können. Die moderne
Landwirtschaft nutzt dagegen die immer gleichen Produkte der
pharmazeutischen Industrie.


Quelle:

Wilkinson DM: Ants, agriculture and antibiotics.
Trends in Ecology and Evolution 1999/14/S.459-460
 



 

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