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AHO Aktuell - 18.02.2000

Hohe Konzentrationen von TBT in Tieren und Pflanzen


(aho) In vielen Tier- und Pflanzenarten in Meeren, Flüssen und
Seen finden sich bedenklich hohe Konzentrationen von organischen
Zinnverbindungen, unter anderem das in die Schlagzeilen geratene
Tributylzinn (TBT) und das ähnlich giftige Triphenylzinn. Die Tendenz
ist zum Teil steigend. Dies hat ein Forschungsprojekt des Fraunhofer-
Instituts für Umweltchemie und Ökotoxikologie ergeben, bei dem im
Auftrag des Umweltbundesamtes Proben der Umweltprobenbank des Bundes
aus der Zeit von 1985 bis 1998 untersucht wurden.

80 Prozent der weltweiten Produktion von TBT wird in Schiffsanstrichen
verwendet. Organische Zinnverbindungen werden auch in Holzschutzmitteln,
als PVC-Stabilisatoren, im Pflanzenschutz sowie als Biozide zur
Bekämpfung von Pilzen und Insekten eingesetzt. Chemikalien wie TBT
verursachen schon in geringen Konzentrationen Störungen des
Hormonsystems bei vielen Tierarten. So kann zum Beispiel schon ein
Milliardstel Gramm TBT pro Liter Wasser eine "Vermännlichung" bei
Meeresschnecken hervorrufen. Nach neuesten Erkenntnissen sind ähnliche
Auswirkungen auf den menschlichen Hormonhaushalt nicht auszuschließen,
da sich die Stoffe in der Nahrungskette anreichern. Die Ergebnisse des
Forschungsprojekts unterstreichen die Notwendigkeit eines raschen und
möglichst internationalen Verwendungsverbots von TBT und eine stärkere
Kontrolle anderer hormonell wirksamer Chemikalien.


Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die gemessenen TBT-Werte im
Gewebe von Miesmuscheln - je nach Fundort - um das 9- bis 17-fache
über den Bewertungskriterien der internationale Kommission zum
Schutz des Nord-Ost-Atlantik (OSPARCOM) liegen.

Auch bei den Süßwasserorganismen zeigt die Studie bedenkliche
Entwicklungen. Zwar ist die Belastung mit Butylzinnverbindungen -
speziell TBT - rückläufig. Dafür sind die Konzentrationen des
ähnlich giftigen Triphenylzinn in den vergangenen Jahren angestiegen
und liegen in Bereichen, die für Tiere schädlich sind. In fast allen
Proben fanden sich 1998 die höchsten Triphenylzinnkonzentrationen.
Die Autoren der Studie sehen einen verstärkten Einsatz t
riphenylzinnhaltiger Pflanzenschutzmittel, aber auch eine
unsachgemäße Anwendung oder unsachgemäße Entsorgung dieser
Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft als Ursache. Derzeit
enthält ein in Deutschland zugelassenes Pflanzenschutzmittel
Triphenylzinn.

Pressemitteilung Umweltbundesamt (UBA), Berlin, 18.02.2000
 



 

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