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AHO Aktuell - 28.12.1999

Landwirtschaft im Visier von Terroristen und Militärs


(aho) Mitglieder des amerikanischen Kongresses und Agrarexperten
befürchten eine neue Form des Terrorismus. Danach warnten die
Fachleute in einem Gespräch mit Vertretern des US-Staats New
Mexico vor einem möglichen Agrarterrorismus, mit dem die Tier –
und Pflanzenproduktion und die Nahrungsmittelindustrie lahm
gelegt werden könne. Täter könnten versuchen, die Maul- und
Klauenseuche unter den Tieren des Landes zu verbreiten oder
mit Braunfäule infizierte Saat auf den Felder verteilen. Der Tierarzt
Corrie Brown von der Universität von Georgia erklärte, Rinderställe
und Hühnerfarmen seien leicht zugänglich und enthielten oft viele
Tiere, so dass sich Krankheiten leicht ausbreiteten. Brown warnte,
die Seuche und andere Krankheiten könnten Exportschäden in
Höhe von etwa 27 Milliarden Dollar zur Folge haben (1).

Kriegsziel Landwirtschaft

Schon im Frieden ist die Sicherung der Welternährung schwer
genug, aber was geschieht im Krieg? Britische Friedensforscher
recherchierten Erschreckendes über nicht mehr der Geheimhaltung
unterliegende Biowaffen-Programme zur Erntevernichtung:
Beispielsweise verfolgte die USA bis 1969 ein umfangreiches
Biowaffenprogramm. Dann erklärte Nixon, man werde künftig auf den
Einsatz von B-Waffen verzichten. Bis dahin waren jedoch über 30.000
kg Pilzsporen eingelagert worden, genug, um alle Weizenbestände
der Erde mit Schwarzrost zu infizieren. Spezielle Trägerballons mit
Heizeinheiten sollten pflanzenpathogene Pilzsporen leise und
lebensfähig auf´s gegnerische Ackerland verfrachten.

Deutschland erforschte zum Zweck der Erntevernichtung im Zweiten
Weltkrieg die Kraut- und Knollenfäule sowie den Reisbrand und
züchtete Kartoffelkäfer, die im Juni 1944 einsatzbereit waren - zu
spät allerdings, um die britische Ernte im selben Jahr zu vernichten.
Auch Frankreich experimentierte mit Schadinsekten und mit dem
Erreger der Kartoffelfäule. Großbritannien konzentrierte sich
dagegen auf chemische Herbizide und bahnte damit letztlich den
Weg für den Einsatz des Entlaubungsmittels Agent Orange in
Vietnam durch die USA.

Der Irak arbeitete bis in die 90er Jahre an Botulismuserregern und
Aflatoxinen sowie an Brandpilzen der Gattung Tilletia, die bei Weizen
zu Steinbrand und massiven Ernteverlusten führt. Daneben bildet
Tilletia ein leicht entzündliches Trimethylamin-Gas, das die
Erntemaschinen sprengt, ein “militärisch interessanter Nebeneffekt”.

Leicht zu beschaffen

Erntevernichtende Pflanzenpathogene sind leicht zu beschaffen und
lautlos auszubringen, sie vermehren sich selbsttätig über viele
Monate, ihre Sporen verbreiten sich so leicht wie Rauch. Sie lassen
sich in gewissen Grenzen auf die jeweiligen Sorten der gegnerischen
Nutzpflanzen “maßschneidern”, um die eigene Ernte nicht zu
gefährden. Damit sind auch Länder, die sich keine Atomsprengköpfe
leisten können, in der Lage, potente Waffen herzustellen, die zu
verheerenden Hungersnöten und enormen wirtschaftlichen Schäden
beim Gegner führen (2).

(1) USA-Politiker fürchten 'Agrar-Terrorismus',
@grar.de Aktuell vom 04.12.1999

(2) Rogers P et al: Erntevernichtende Bio-Waffen. Spektrum der
Wissenschaft 1999/Oktober/S.72-77




 



 

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