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AHO Aktuell - 16.12.1999

Antibiotikaresistenzen: Humanmedizin Hauptverursacher

Lebensmittel spielen geringe Rolle


Bern (aho) Ein 1997 vom Bundesamt für Gesundheit (BAG)
einberufenes Gremium aus Vertretern verschiedener Bundesämter,
Forschungsanstalten und Universitäten hat eine Situationsanalyse zur
bakteriellen Antibiotikaresistenz in den Bereichen Humanmedizin,
Veterinärmedizin sowie Lebensmittel und Lebensmitteltechnologie
vorgelegt und dieser Tage dem Schweizer Gesamtbundesrat vorgelegt.

Laut Bericht trägt die Humanmedizin zur Entstehung
antibiotikaresistenter Bakterien mit Abstand am meisten bei.
Hauptursachen für diese Entwicklung ist der häufig übermässige und
unsachgemässe Einsatz von Antibiotika. Die problematischen Keime
sind bekannt, und es gibt zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zu
diesem Thema. Eine besondere Bedrohung stellen multiresistente
Bakterienstämme dar, gegen die gelegentlich nur noch ein einziges
Antibiotikum wirksam ist. Im globalen Vergleich fällt hinsichtlich
der Resistenzlage ein ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle auf. Das
Vorkommen resistenter Keime ist in südlichen Ländern viel
ausgeprägter. Die Schweiz gehört zu den Ländern mit der niedrigsten
Häufigkeit resistenter Stämme. Da die Resistenzproblematik sich nicht
von selber entschärfen wird und eine internationale Dimension hat,
werden aber auch für die Schweiz bestimmte Massnahmen als nötig
erachtet. Dazu gehört eine systematische Überwachung der
Resistenzlage (Monitoring). Auch sollten über die Mengen der
eingesetzten Antibiotika mehr Daten vorliegen. Die Anstrengungen
hinsichtlich eines korrekten Einsatzes von Antibiotika müssen
intensiviert werden, wobei auch die ambulante Medizin einzubeziehen
ist.

Tiermedizin und Nutztierhaltung

In der Tiermedizin präsentiert sich die Situation für den
therapeutischen Bereich ähnlich wie in der Humanmedizin, das
heisst, der häufig unsachgemässe Antibiotikaeinsatz trägt zur
Resistenzbildung bei. Der Bericht kommt zum Schluss, dass weitere
Massnahmen nötig sind, etwa eine systematische
Resistenzüberwachung, die mit derjenigen in der Humanmedizin
abgestimmt werden sollte. Wie in der Humanmedizin gibt es keine
Anhaltspunkte, wie viele Antibiotika in der Tiermedizin
tatsächlich eingesetzt werden. Mit Hilfe von Risikoanalysen
sollte auch die Frage geprüft werden, ob gewisse im
Veterinärbereich verwendeten Präparate in Zukunft nur noch der
Humanmedizin vorbehalten bleiben sollten.

Lebensmittel

Lebensmittel spielen bei der Resistenzproblematik eine
untergeordnete Rolle. Lebensmittel können Krankheitserreger
übertragen, die meistens vom Tier oder vom Menschen stammen.
Zum Teil sind diese Keime antibiotikaresistent (z.B.
multiresistente Salmonella typhimurium), was das Risiko für
den Menschen erhöht. Damit solche Erreger nicht in Lebensmittel
gelangen, bestehen strenge Hygienevorschriften vor. Mit
Grenzwertregelungen, mit der 95 für die Lebensmittelindustrie
obligatorischen Gute-Herstellung-Praxis (GHP), mit
Lebensmittelsicherheitssystemen (HACCP) und mit Anforderungen
an die Personalhygiene wird der Übertragung solcher Keime
vorgebeugt. Zudem wird dadurch auch die Belastung mit harmlosen
Bakterien, die normaler Bestandteil vieler Lebensmittel sind
und teilweise auch Resistenzeigenschaften aufweisen, verringert.

Die in der Produktion fermentierter Lebensmittel verwendeten
Starterkulturen (Milchsäurebakterien und andere) sind
hinsichtlich Resistenzen unproblematisch. Für Lebensmittel mit
probiotisch wirksamen Keimen (z.B. Bifidusjoghurt) kann die
Situation analog eingestuft werden. Aus Gründen der Prävention
wird das Schweizer BAG jedoch in Zukunft bei der Bewilligung
solcher Produkte von den Herstellern Resistenzdaten verlangen.


Eine Kurzfassung des Berichtes im Umfang von ca. 30 Seiten kann
in den Sprachen d, f, i, e per Fax unter folgender Nummer bezogen
werden: Fax ++41 (0) 31 /324 97 53
Vermerk: Antibiotikaresistenz/Kurzfassung (bitte unbedingt
gewünschte Sprache angeben).


Quelle:

Pressemitteilung des Bundesamt für Gesundheit
CH-3003 Bern vom 14. Dezember 1999

Tel ++41 (0)31 322 21 11, Fax ++41 (0)31 322 95 07
Schicken Sie ein e-mail
Auskunft erteilt: Dr. U. Klemm, Vizedirektor BAG
Tel. ++41 (0) 31 322 95 05
 



 

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