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AHO Aktuell - 14.11.1999

Schweinepraxis: Leberverwürfe - Leistungsminderung beachten

Prof. Dr. Steffen Hoy, Universität Gießen, gibt Auskunft


Die Ursache für die Leberverwürfe bei Schlachtschweinen ist zumeist
der Befall mit Spulwürmern. Daneben spielen entzündliche
Leberveränderungen und stoffwechselbedingte Erkrankungen der
Leber eine eher geringe Rolle. Gründe für die oft geringen
Informationen über Häufigkeit und Auswirkungen der parasitär
bedingten Leberveränderungen sind zum einen der oft unauffällige
Verlauf der Erkrankung. Sowohl die Ferkelerzeuger als auch die
Schweinemäster sehen es ihren Schweinen nicht immer an, daß sie
Würmer in sich tragen. Zum anderen fehlen häufig aussagekräftige
Rückinformationen vom Schlachtbetrieb an die Erzeuger
über die bei der Fleischuntersuchung festgestellten Leberverwürfe.

Auswertungen in 27 Schlachtbetrieben ergaben im zweijährigen
Mittel, daß bei 1,7% bis 11,2% aller Schlachtschweine, die Lebern
nach Beanstandung verworfen wurden. Da "ausgeputzte" Lebern, d.h.
Lebern mit Teilbeanstandungen zumeist nach Spulwurmbefall, in
vielen Schlachtbetrieben nicht gezählt werden, muß davon
ausgegangen werden, daß der tatsächliche Anteil erkrankter Tiere
deutlich höher liegt. In Analysen an 2225 Mastschweinen aus einem
Mastbetrieb haben wir die Auswirkungen der Leberveränderung auf
die Schlachtkörpermasse der Einzeltiere nachweisen können:

12,5% der Tiere besaßen keine Lebererkrankungen und eine
Schlachtmasse von 87,6 kg

81,8% hatten Teilverwürfe (ausgeputzte Lebern) und eine
Schlachtmasse von 83,9 kg und

5,7% aller Tiere mit Totalverwurf der Leber erzielten 81,2 kg
Schlachtmasse !!!

Bei 87,5% der Schlachtschweine betrug somit die Leistungsminderung
3,7 bis 6,4 kg - bezogen auf die Schlachtkörpermasse. Andere
Untersuchungen an mehr als 2700 Mastschweinen eines zweiten
Betriebes ergaben im Mittel bis 79,8% gering- bis hochgradiger
Leberveränderungen nach Spulwurmbefall. Dabei ließ sich ein
deutlicher Zusammenhang mit den Lungenveränderungen nachweisen:
Mit zunehmendem Schweregrad der Lungenentzündung erhöhte sich
auch der Anteil an parasitär bedingten Leberveränderungen. Während
von den lungengesunden Schweinen 68,2% eine Leberläsion
unterschiedlichen Ausmaßes aufwiesen, waren von den Stallgefährten
mit schweren Lungenerkrankungen 85,1% zugleich von
Leberveränderungen betroffen.

In Untersuchungen an 1058 gleichaltrigen Mastschweinen eines dritten
Betriebes wurden die Einflüsse des gleichzeitigen Wirkens von Lungen-
und Lebererkrankungen auf die Mast- und Schlachtleistung geprüft.
Mastschweine ohne Lungen- und ohne Lebererkrankungen (2,7% aller
Tiere) erreichten eine Schlachtmasse von 90,6 kg. 84,6% der
Mastschweine mit Lungen- und/oder Leberläsionen besaßen eine um
1,6 bis 11,2 kg geringere Schlachtkörpermasse. Schlachtschweine mit
Totalverwurf von Lunge und Leber nach Erkrankung hatten eine um
12,4% verminderte Leistung (Schlachtmasse = 79,4 kg).

Weitere Verlaufsuntersuchungen in einem vierten Betrieb zeigten
deutlich niedrigere Quoten an Leberveränderungen, aber eine klare
Zunahme der Leberverwürfe mit steigender Anzahl an Umstallungen
und Buchtenpartnerwechsel (von 5,1% auf 11,1%). Mit zunehmender
Anzahl an Tierkontakten wurde offensichtlich die Möglichkeit größer,
daß die Tiere sich über Kotberührung infizierten. Bei den
Spulwurmeiern handelt es sich um widerstandsfähige Eier, die leicht
anhaften.

Dies zeigte sich auch bei unseren Versuchen mit dem Kompoststall-
Verfahren. Tiere, die auf diesem Tiefstreusystem gehalten wurden,
besaßen Häufigkeiten pathologischer Leberveränderungen von
zumeist 45% bis 100%. Dagegen erreichte die Quote Leberläsionen
bei den Vergleichstieren auf Spaltenboden mit Güllekeller mit einer
Ausnahme höchstens den Wert von 5%.

Fazit: Über die Erfassung der Leber- (und Lungen-) Verwürfe bei
Schlachtschweinen und die Rückinformation an die Erzeuger kann
der wirtschaftliche Schaden sichtbar gemacht werden. Mit dem
Hoftierarzt sind auf dieser Grundlage Behandlungsprogramme
festzulegen, deren Erfolg wiederum durch die Auswertung der
Leberverwürfe kontrolliert werden kann.

Quelle: Prof. Dr. Steffen Hoy (Landwirt), Universität Gießen


 



 

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