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AHO Aktuell - 07.11.1999

Botuliusmus: Es muss nicht immer Silage sein!

Welche Rolle spielen Küchenabfälle?


(aho) Der Botulismus ist eine der gefährlichsten Lebensmittel- und
Futtervergiftungen und endet bei Rindern fast immer tödlich. Ursache
ist das Toxin des Bakteriums Clostridium botulinum. Es produziert das
Nervengift Botulin, das die Reizübertragung zwischen Nerv und Muskel
blockiert. Botulin ist das stärkste in der Natur vorkommende Gift, nach
Literaturangaben ist es 30.000 Mal giftiger als Dioxin. Ursache für
das Auftreten von Botulismus sind fast immer Tierkadaver, die in das
Futter gelangt sind. In diesem eiweißreichen Material finden die
Bakterien die besten Vermehrungsbedingungen. Häufig sind dies
Silagen, die unter Luftabschluss gelagert werden
(H. Böhnel: Botulismus – eine vergessene Erkrankung? Berl. Münch.
Tierärztl. Wschr. 112, 139–145; 1999)

Erst in diesem Sommer sind in drei landwirtschaftlichen Betrieben in
Nordrhein-Westfalen und Hessen 69 Rinder an Botulismus verendet
sind. Die Erkrankungen wurden wahrscheinlich durch Futter
hervorgerufen, in dem tote Kleinnager (Ratten, Mäuse) enthalten
waren (Bft- spezial Nr. 18, Sept. 1999).

Die Bundesanstalt für veterinärmedizinische Untersuchungen in
Innsbruck berichtet in der Wiener Tierärztliche Monatsschrift
(Glawischnig, W., Schöpf, K., Schönbauer, M.: Botulismus in einem
Rinderbestand, S.178, 1999 ) über einen Ausbruch von Botulismus
in einem Rinderbetrieb. Innerhalb von 10 Tagen erkrankten insgesamt
21 Rinder aller Alters- und Geschlechtsklassen. Müdigkeit, leichtes
Schwanken im Stehen sowie langsame Futteraufnahme waren die
ersten Krankheitsanzeichen. Im fortgeschrittenen Stadium der
Krankheit hatten die Rinder Schwierigkeiten beim Aufstehen oder
waren bereits mit zum Körper hin eingeschlagenem Kopf festliegend
und schläfrig. Auffallend war die schlaffe Lähmung der
Schwanzmuskulatur sowie der stark verminderte Muskeltonus der
Zunge. Alle erkrankten Tiere mußten notgeschlachtet oder
euthanasiert werden. Aufgrund des Vorberichtes und des
Fehlens von besonderen pathologischen Veränderungen bei der
Sektion wurde die Verdachtsdiagnose Botulismus gestellt.
In Probenmaterial konnte durch eine gaschromatographische
Untersuchung des Toxins von Clostridium botulinum Typ C2
nachgewiesen werden. Als Vergiftungsquelle wurden hier
Küchenabfälle aus der Gastronomie vermutet.

Diese Vermutung ist nicht von der Hand zu weisen, da z.B.
Bienenhonig bei Säuglingen als Quelle für Botulismus identifiziert
wurde (RKI: Epidemiologisches Bulletin 37/98, 18.11. 1998). In der
Schweiz wurden mehr als 12 Fälle von Botulismus beim Menschen
dokumentiert, denen als Ersteklasse-Passagiere auf einem
Langstreckenflug ein Brie - Käse serviert wurde. Beim Hersteller
des Käses konnte dann in der gleichen Produktionscharge
Clostridium botulinum Typ B direkt nachgewiesen werden (KMI-
Info, Juli 97: Der besondere Fall: Botulismus). Dann sind es Oliven,
die den gefürchteten Erreger in sich tragen (Pressemitteilung
Bundesministerium für Gesundheit Nr. 100 vom 23.12.96:
Botulismuserreger in bestimmten italienischen schwarzen Oliven),
Thunfischkonserven aus der Republik Elfenbeinküste (bmg:
dpa - Meldung 4006) oder Räucherfisch (BR-Radionachrichten:
Aktuelle Meldungen 18.01.1997: Botulismus-Erreger in Aldi-
Räucherfisch "Renke" nachgewiesen).
Und erst kürzlich berichtete die Nachrichtenagentur AP am
4. 11. 1999) von zwei Männern, die nach dem Verzehr unzureichend
erhitzter Wurstkonserven mit schwersten Vergiftungserscheinungen
in das Klinikum Meiningen eingewiesen wurden. Einer von ihnen
leidet an Atemlähmung und liegt seit zwei Wochen in einem
künstlichen Koma.

Anmerkung: Für Produzenten von Lebensmitteln ist es verlockend,
Restmengen und „zweifelhafte Chargen“ ohne weitere Kontrolle aus
der Lebensmittelverarbeitung über den Tiermagen zu entsorgen.
Dies sollte Tierärzte und Landwirte dazu anhalten, das oft preiswert
oder kostenlos angebotene Material kritisch zu prüfen.




 



 

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