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AHO Aktuell - 05.11.1999

Resistenzen: „Allerweltsdesinfektionsmittel“ unter Verdacht


(aho) Bisher konzentrierte sich die Diskussion um resistente Keime
auf die Verwendung von Antibiotika in der Human – und
Veterinärmedizin. Wenig beachtet wurden bisher die grossen
Mengen der täglich eingesetzten Desinfektionsmittel. Ein seit
mehr als 30 Jahren in Kosmetika, Deodorants, desinfizierenden
Seifen, Zahnpasta, Mundspüllösungen (4), Kunststoffen,
Teppichen und Kleidung verwendetes Desinfektionsmittel Triclosan
steht im Verdacht, bei Bakterien die Bildung von Resistenzen
gegen Antibiotika zu begünstigen. Bisher war man davon
ausgegangen, dass Triclosan die Bakterienoberfläche verätzt
und so die Bakterien tötet. Eine Forschergruppe von der
Universität Sheffield beschreibt in der Wissenschaftszeitschrift
"Nature"(1), das Triclosan – ähnlich wie ein Antibiotikum - gezielt
ein lebenswichtiges Enzym aus dem Fettstoffwechsel (3) vieler
Bakterien blockiert. Weitere Studien belegen, dass eine geringfügige
Änderung des Enzym ausreicht, damit Bakterien eine 100fach
höhere Konzentrationen von Triclosan überleben.

Eine Forschegruppe um Laura McMurry von der Tufts University
Boston hat bereits bei Patienten Coli – Bakterien mit erhöhter
Resistenz gegen Triclosan isoliert. Sie stellten bei diesen
Stämmen eine gesteigerte Synthese von Komponenten der
"Multidrug-Efflux-Pumpe" fest, die es gestattet, aufgenommenes
Triclosan und Antibiotika wieder schnell aus der Bakterienzelle
auszuschleusen(2). So können diese Bakterien höheren
Antibiotikagaben widerstehen und sind so antibiotikaresistent.

(1) Levy CW, Roujeinikova A, Sedelnikova S, Baker PJ, Stuitje AR,
Slabas AR, Rice DW, Rafferty JB.: Molecular basis of triclosan
activity. Nature 1999 Apr 1;398(6726) S. 383-4
(2) McMurry LM, Oethinger M, Levy SB.: Overexpression of marA,
soxS, or acrAB produces resistance to triclosan in laboratory
and clinical strains of Escherichia coli.
FEMS Microbiol Lett 1998 Sep 15;166(2) S. 305-9
(3) McMurry LM, Oethinger M, Levy SB.:Triclosan targets lipid
synthesis. Nature 1998 Aug 6;394(6693) S. 531-2
(4) LINDAU, GD.: Antimikrobielle Wirkstoffe in der Zahnheilkunde -
Wegweiser durch den Dschungel der Präparate (Fortbildung),
Bayerisches Zahnärzteblatt, BZB, Heft 12/97, S. 36-38



Triclosan: Linienformel: C12H7Cl3O2,
Synonyme:
2,4,4´-Trichlor-2´-hydroxydiphenylether;
2,2´-Oxybis-(1´,5´-dichlorphenyl-5-chlorphenol);
5-Chlor-2-(2,4-dichlorphenoxy)phenol
Lexol 300;
CH-3565;
CH 3635;
Irgasan Ch 3635;
Irgasan DP 300;
Ster-Zac;



 



 

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