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AHO Aktuell - 10.10.1999

Trinkwasserbelastung durch Humanarzneimittel


(aho/eule) Bisher galten Landwirte und Tierärzte als die
„Bösewichte“, die Umwelt und Lebensmittel mit Arzneimittelrückständen
belasten. Aber auch die gute humanmedizinische Versorgung in
Deutschland spiegelt sich in der Umwelt wieder: Die verordneten
Arzneimittel gelangen über Urin und Kot via Toilette ins Abwasser
und können nach Passage der Kläranlage oberirdische Gewässer
erreichen.

Thomas Ternes vom ESWE-Institut für Wasserforschung und
Wassertechnologie in Wiesbaden fand in 40 Fließgewässern insgesamt
20 Arzneistoffe und 4 ihrer Abbauprodukte. Dem Analytiker bot sich
eine illustre Auswahl dessen, was in deutschen Apotheken nur auf
Rezept zu bekommen ist. Damit sind Medikamente nicht nur ubiquitär
in deutschen Gewässern verbreitet, sondern auch von erheblich
größerer Brisanz als Pestizidrückstände im Wasser.

Ob die beobachteten Störungen des Hormonhaushaltes (z.B.: zwittrige
Fische, Fruchtbarkeitsstörungen) mit de Sexualhormonen der
Antibabypille zusammenhängen, ist noch offen. Ternes gibt zu
bedenken, daß die Gehalte des ebenfalls hormonwirksamen
ß-Sitosterol im Wasser viel höher liegen. Das Steroid gelangt
über Lipidsenker, vor allem aber über die Abwässer der
Papierindustrie in die Umwelt.

Eine weitere Untersuchung galt an Antibiotika. Von den 18
untersuchten Substanzen wurden 5 häufig in Gewässer entdeckt:
Abbauprodukte des Erythromycins, Daneben Roxithromycin,
Sulfathoxazol, Trimethoprim und Clarthiromycin. Diese Ergebnisse
zeigen aber nur ein Bruchteil der tatsächlichen Belastung. Denn
die oft verwendeten Tetracycline und Penicilline wurden von der
Analytik noch gar nicht erfaßt. Angesicht der fortschreitenden
Resistenzbildung von Krankheitserregern geben die Resultate Anlaß
zur Sorge.

Die Aufbereitung des Trinkwassers vermindert zwar die Rückstände,
vermag aber nicht alle Medikamente restlos zu entfernen. Im
Leitungswasser fanden sich immer noch geringe Mengen an
Clofbrinsäure, Bezafibrat, Diclofenac und Ibuprofen. Nicht mehr
nachweisbar waren Östrogene, Antibiotika, Psychopharmaka,
Betablocker und Bronchospasmolytkika.

Quelle:
Ternes, TA: Arzneimittel in Gewässern und Kläranlagen.
Umweltplanung, Arbeits- und Umweltschutz 1998/H.254/S.21-27
Hirsch, R.: Antibiotika in der Umwelt. Umweltplanung,
Arbeits- und Umweltschutz 1998/H.254/S.29-35

Mehr zu diesem Thema lesen Sie in der aktuellen Ausgabe
von VetImpulse aus dem Veterinärverlag vom 15.10.99 auf den
Seiten 8 bis 9.

 



 

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