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AHO Aktuell - 08.10.1999

Dioxinaufnahme über die Nahrung bei Kindern weiter rückläufig

Pressemitteilung des Umweltbundesamt (UBA)


Berlin (aho) -- Die Nahrung ist beim Menschen der wichtigste
Aufnahmepfad für die gesundheitsschädlichen polychlorierten
Dibenzo-p-dioxine und Dibenzofurane (PCDD/F), kurz Dioxine.
Kinder nehmen grundsätzlich höhere Schadstoffmengen über das
Essen und Trinken auf, da sie im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht
mehr verzehren als Erwachsene. Besonders erfreulich sind daher
die ersten Ergebnisse eines Forschungsprojektes des Instituts
für Hygiene, Sozial- und Umweltmedizin der Ruhr-Universität Bochum
im Auftrag des Umweltbundesamtes: Kinder nehmen immer weniger
Dioxine über die Nahrung auf. Dies bestätigt den positiven Trend der
vergangenen zehn Jahre. Die Belastung des Menschen durch
Dioxine ist seit Ende der 80er Jahre durch eine Reihe von
technischen und rechtlichen Maßnahmen deutlich zurückgegangen.
So wurde der Dioxin-Ausstoß von Abfallverbrennungsanlagen und
anderen industriellen Anlagen durch anspruchsvolle Technik und
Grenzwerte drastisch gesenkt.

Was sind Dioxine?

"Dioxine" ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene, ähnlich
aufgebaute chlorhaltige Verbindungen. Insgesamt besteht die Gruppe
der Dioxine aus 75 polychlorierten Dibenzodioxinen (PCDD) und 135
polychlorierten Dibenzofuranen (PCDF). In die Umwelt gelangen
Dioxine hauptsächlich durch Verbrennungsprozesse sowie bei der
Produktion und Verwendung chlororganischer Verbindungen.

Vom Menschen werden Dioxine hauptsächlich über die Nahrung
aufgenommen, davon zwei Drittel über Fleisch und Milchprodukte.
Die Aufnahme über die Haut und die Atemluft ist im Vergleich zur
Nahrung für nicht beruflich exponierte Personen vernachlässigbar.
Dioxine reichern sich in Lebewesen vor allem in fetthaltigem Gewebe
an und bauen sich nur langsam ab. Einige Dioxine sind extrem giftig
und können bereits in kleinsten Mengen wirksam sein.

Beim Menschen können einzelne Dioxine - abhängig von der
aufgenommenen Menge - Gewichtsverlust (wasting syndrom),
Hautschädigungen (Chlorakne), Störungen des Immunsystems, der
Nervenleitung, des Hormonhaushalts und der Enzymsysteme mit all
ihren Folgen hervorrufen. 2,3,7,8-TCDD ist von der
Weltgesundheitsorganisation WHO im Februar 1997 als
humankanzerogen (krebserzeugend für den Menschen) eingestuft
worden. Andere Dioxine stehen im Verdacht, krebserzeugend zu sein.

1998 hat die WHO auf Grund neuerer Untersuchungen einen Bereich
der täglichen Aufnahme von 1-4 pg (pg , ein Pikogramm = ein
Billionstel Gramm) TCDD-Äquivalenten (Teq) pro Kilogramm
Körpergewicht als für den Menschen tolerabel abgeleitet (TDI-Wert).
Das sogenannte Internationale Toxizitätsäquivalent (I-TEq) drückt
die Giftigkeit von Dioxinen aus. Dazu werden die einzelnen Dioxine
in Beziehung zur Giftigkeit des besonders gefährlichen 2,3,7,8-TCDD
- dem sogenannten "Seveso-Dioxin - gesetzt.

Das Forschungsprojekt mit dem Titel: "Duplikatstudie zur Untersuchung
der nahrungsbedingten Aufnahme von ausgewählten anorganischen
Verbindungen sowie von polychlorierten Dibenzo-p-dioxinen (PCDD)
und Dibenzofuranen (PCDF) bei Kindern" wurde in den Jahren 1998
und 1999 durchgeführt. Untersuchungsergebnisse dieser Studie
wurden mit Ergebnissen eines ähnlichen Vorhabens aus dem Jahr
1995 verglichen. Untersucht wurden insgesamt in den beiden Studien
56 Kinder im Alter von ein bis fünf Jahren aus Nordrhein-Westfalen
mittels der sogenannten Duplikatmethode. Bei dieser Methode werden
Zweitproben der komplett zubereiteten und verzehrten Nahrung über
mehrere Tage gesammelt und anschließend auf ihren
Schadstoffgehalt untersucht. Die Proben wurden im gleichen Labor mit
derselben Methode vermessen.

Bei den 1998 untersuchten 42 Kindern im Alter von 1-3 Jahren
konnte gezeigt werden, daß die Dioxinaufnahme über die Nahrung
durchschnittlich bei 1,6 Pikogramm (pg) Internationalen
Toxizitätsäquivalenten (I-TEq) pro Kilogramm Körpergewicht und Tag
liegt. Bis auf eine Ausnahme lagen in der Untersuchung alle Werte
im Bereich oder unterhalb der von der Weltgesundheitsorganisation
WHO abgeleiteten tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge (TDI-Wert).
1995 lag bei den untersuchten 14 Kindern im Alter von zwei bis fünf
Jahren die über die Nahrung aufgenommene Dioxinmenge täglich im
Mittel noch bei 2,6 Pikogramm I-TEq pro Kilogramm Körpergewicht.
Die Werte für 1998 liegen damit im Mittel um circa 40 % niedriger
als 1995.

Ein erwachsener Mensch nimmt täglich in Deutschland
(Stand 1994/95) durchschnittlich zwischen 0,7 und 1,5 Pikogramm
I-TEq pro Kilogramm Körpergewicht auf. Die aufgenommenen
Dioxinmengen liegen bei Kindern deshalb höher, weil sie im
Vergleich zum Körpergewicht größere Nahrungsmengen aufnehmen
als Erwachsene.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Zwischen Kindern aus einem
Ballungsgebiet, die überwiegend Produkte aus dem Supermarkt
verzehren, und Kindern aus einem ländlichen sowie einem
Ballungsgebiet, die sich zum Großteil von pflanzlichen und tierischen
Produkten aus dem direkten Wohnumfeld ernähren, konnte kein
statistisch signifikanter Unterschied hinsichtlich der Dioxinaufnahme
über die Nahrung festgestellt werden.

 



 

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