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AHO Aktuell - 30.09.1999

Freilandhaltung birgt Umweltrisiken


(aho/eule) Bisher wurde Kritik an der Freilandhaltung nur von der
konventionellen Landwirtschaft laut. Nun diskutiert auch die Ökoszene
die Umweltprobleme, die durch die Freilandhaltung von Schweinen und
Hühnern entstehen. Bei aller Euphorie über den Tierschutz wurde
vergessen, daß die Bestandsdichten von Nutzvieh im Freiland sehr viel
größer sind als in natürlichen Lebensgemeinschaften. Dies führt zu
Hygiene-Problemen und einer erheblichen Umweltbelastung mit Fäkalien,
die nicht als Dünger zurückgewonnen werden können. Aus dem hohen
Stickstoffeintrag durch Exkremente resultiert eine erhebliche Belastung
von Luft und Gewässern.

Nach einer Veröffentlichung in der Zeitschrift Ökologie & Landbau ist
aus fachlicher Sicht das unkontrollierte Absetzen von Kot und Harn
durch Schweine kein ordnungsgemäßes Ausbringen von
Wirtschaftsdünger im Sinne des Gesetzes. Bereits 100 Mastschweine
würden 3,8 ha Freiland benötigen, nur um eine verbotene
Grundwasserbelastung mit Stickstoff zu vermeiden. Wollte man die
Bodenbelastung in ökologisch vertretbaren Grenzen halten, müßte
Schweinen wie Hühnern soviel Land zur Verfügung stehen, daß die
Freilandhaltung unwirtschaftlich wäre.

Die Auslauf- und Weidepflege ist daher der Kernpunkt einer
funktionsfähigen Freilandhaltung. Der Autor fordert neben einer
steten Regeneration eines dichten Pflanzenbestandes (was bei
Huhn und Schwein denkbar schwierig sein dürfte) eine
konsequente Parasitenprophylaxe z.B. mit Medikamenten.
Im Freiland ist vor allem an Parasiten wie Leberegel zu denken,
aber auch an Infektionserreger wie den Schweinepestvirus, der
durch Wildtiere übertragen wird. Der Autor schlägt als Lösung
analog zur Fruchtfolge im Ackerbau „Tierfolgen“ vor, in denen
verschiedene Tierarten zeitlich hintereinander dieselben
Freilandflächen nutzen.

Soll die Haltung dem Tier ein möglichst natürliches Leben
gewährleisten, ist die Freilandhaltung die bessere Alternative.
Soll jedoch die Umwelt geschont werden und sollen die Tiere
auch in den Genuß von Wohlbefinden, Schutz vor extremen
Klimabedingungen und Krankheiten kommen, sind Kompromisse
unumgänglich.

Quelle:

Bartussek, H: Freilandhaltung von Nutztieren: eine unbekannte
Wissenschaft und ein Umweltproblem.
Ökologie & Landbau 1998/H.107/S.31-38

 



 

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