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AHO Aktuell - 16.09.1999

Rinderpraxis: Spülen oder Prostaglandin-Injektion?


(aho) Bei Gebärmutterentzündungen werden häufig immer noch
Gebärmutterspülungen mit Antibiotika oder desinfizierend wirkenden
Substanzen durchgeführt, wobei Fachleute die Wirksamkeit dieser
Behandlungsmethoden bezweifeln. Zudem wird die Kritik am
Antibiotikaeinsatz im Nutztierbereich immer lauter, da sowohl die
Qualitätsansprüche der Verbraucher an die Lebensmittel Fleisch und
Milch im Bezug auf Rückstände steigen und zunehmend resistente
Bakterien die Therapie einschränken.

In einer Milchkuhherde, in der gehäuft Gebärmutterentzündungen
auftraten, wurde deshalb im Rahmen einer Dissertation an der
Tierklinik für Fortpflanzung des Fachbereiches Veterinärmedizin der
Freien Universität Berlin drei Behandlungsmethoden verglichen.

Versuchsablauf:
Zwischen dem 22. und 29. Tag nach dem Kalben (p.p.) erfolgte
eine gynäkologische Untersuchung. Ab dem 60. Tag p.p. wurden
brünstige Kühe besamt. Ab dem 80. Tag p.p. wurden Kühe, die bis
dahin nicht in Brunst gesehen wurden und Problemtiere untersucht
und behandelt.
Kühe der Gruppe 1 und 3, die bei der gynäkologischen
Untersuchung auffällig waren, wurden entweder mit 100 ml 2%iger
Lotagen ® - Lösung (m-Cresolsulfonsäure-Formaldehyd-Polykondensat
- Lösung) oder mit 100 ml einer 20%igem Eucacomp ® - Lösung
(Phytotherapeutikum bestehend aus Majorana Herb., Calendula Flos.,
Melissa Herb., Ol. Eucalypti) gespült.
Alle Kühe der Gruppe 2 erhielten beginnend vom 43. bis 49. Tag p.p.
14 tägig eine Injektion mit 5 ml des Prostaglandinpräparates Iliren ® C.

Ergebnisse:
Bei 34% der 542 Kühen wurde eine Gebärmutterentzündung
festgestellt. Die Brunstnutzungsrate wurde durch das Prostaglandin-
Programm gegenüber den beiden Gruppen mit Gebärmutterspülungen
deutlich verbessert. Bei Konzeptionsrate und Erstbesamungserfolg
ergaben sich geringe Unterschiede. Die durchschnittlichen Rastzeiten
wurden durch die Prostaglandin-Injektionen um 9 Tage (vs. Lotagen ® )
beziehungsweise 18 Tage (vs. Eucacomp ® ) verkürzt. Die
durchschnittlichen Güstzeiten wurden durch das Prostaglandinprogramm
um 5 Tage (vs. Lotagen®) und 35 Tage (vs. Eucacomp®) verkürzt.
Eine Teilkostenanalyse (Durchschnittspreis pro Trächtigkeit) ergab
den
höchsten Betrag in der Lotagen ® - Behandlungsgruppe mit DM 661,--.
Die Differenz zu den Vergleichsgruppen betrugen 148,-- DM in der
Prostaglandin- und 88,-- DM in der Eucacomp ® -Behandlungsgruppe.

Die Ergebnisse belegen einen deutlichen Vorteil für das Prostaglandin-
Programm.

Quelle:
Marion Tischer: Vergleich von intrauterinen Arzneimittelapplikationen
mit einem strategischen Prostaglandinprogramm zur Behandlung von
chronischen Endometritiden in einer Milchviehherde; Dissertation,
Fachbereich Veterinärmedizin, FU Berlin, Journal Nr. 2147, 1998


 



 

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