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AHO Aktuell - 06.09.1999

Schweinepraxis: Sind unsere Schweine zu empfindlich?


(aho) Immer wieder kommt es z.B. bei Blutentnahmen beim
Schwein zu plötzlichen Todesfällen. Zu diesem Problem berichten
Alexandra v. Altrock und Karen v. Holleben vom Beratungs- und
Schulungsinstitut für schonenden Umgang mit Zucht- und
Schlachttieren, Schwarzenbek in der Berliner Münchener
Tierärztlichen Wochenschrift. Nach Meinung der Autoren bedingt
die einseitige Züchtung des Schweins auf einen hohen
Magerfleischanteil, Schnellwüchsigkeit und starken Fleischansatz
eine Disposition (Neigung) der Tiere für eine sogenannte
Belastungsmyopathie. Hinzu kommt in der modernen
Schweinehaltung ein Aufwachsen in einer reizarmen Umgebung,
was bei einem plötzlichen engen Kontakt zum Menschen zu
emotionalem Stress der Tiere führt. Dabei kann es bei einem
routinemäßigem Eingriff, wie der Blutentnahme, zu einer abnorm
beschleunigten Glykolyse(Zuckerabbau) mit Ausbildung einer
Laktazidose (Übersäuerung, massiver Anfall von Milchsäure)
kommen, die mit einer Herz-Kreislaufinsuffizienz (Herz-
Kreislaufschwäche) bis hin zu plötzlichem
Verenden einhergehen kann. Diese unter Belastung entstehende
metabolische Azidose (Übersäuerung) wird häufig bei Mastschweinen
durch Lungenerkrankungen verstärkt, deren Ursache in Haltungsform,
Belegdichte, Stallklima und Infektionen liegt. So ist ein Ausgleich der
Übersäuerung durch die Atmung nicht mehr möglich. Die Zahlen der
plötzlichen Todesfälle aufgrund von Laktazidose und Schock von 1
bis 12% in der Mast, von 0,4% beim Schlachttransport und von 0,45%
in den Untersuchungen von Alexandra v. Altrock und Karen v.
Holleben bei der Blutentnahme von Mastschweinen (Gewicht von 80
bis 110kg) unterstreichen die Problematik. Da es bei der
Belastungsmyopathie nicht nur zu plötzlichen Todesfällen
kommt, sondern auch Fleischqualitätsmängel in Form von PSE-
Fleisch zu beklagen sind, ist sowohl aus Sicht des Tierschutzes als
auch aus Sicht des Verbrauchers eine Korrektur des Zuchtzieles
und damit insbesondere ein geringerer Magerfleischanteil sowie eine
Verbesserung der Haltungsbedingungen der Mastschweine anzustreben.

Quelle:
Alexandra v. Altrock und Karen v. Holleben: Plötzliche Todesfälle bei
Blutentnahmen in Schweinemastbeständen – Erfahrungen aus der Praxis
Berl. Münch. Tierärztl. Wschr. 112, 86-90 (1999)




 



 

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