Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 27.08.1999

Trichinen: Ist die generelle Untersuchung noch gerechtfertigt?


(aho) Am 15.12.1998 meldet das nordrhein – westfälische
Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Raumordnung
in einer Pressemeldung: “ 17 Menschen an Trichinose
erkrankt”. Vermutlich hatten sich die Konsumenten durch
Mettwürste infiziert, in denen spanisches Schweinefleisch
verarbeitet wurde. Fast zeitgleich wurden in Frankreich mehr
als 400 Fälle gemeldet. Hier hatten sich die Verbraucher an
osteuropäischem Pferdefleisch infiziert.

In den letzten Jahrzehnten wurden die meisten Erkrankungen
nicht durch Schweine-, sondern durch Pferdefleisch ausgelöst.
Importe aus USA und Osteuropa verursachten in Frankreich
und Italien über 2.600 Fälle von Trichinose beim Menschen.
Seit 1970 wurden in Süd- und Mitteleuropa darüber hinaus
noch 1200 Trichinosen durch Wildschwein- bzw.
Fuchsfleisch gemeldet. Trichinen kommen fast flächendeckend
in Nordamerika und Osteuropa vor. Als trichinenfrei gelten
angeblich Dänemark, Holland, Großbritannien sowie weite Teile
Frankreichs und Italiens. Infektionen durch Schweinefleisch sind
innerhalb der EU lediglich in Spanien verbreitet. Für die jährlich
mehr als 100 Erkrankungsfälle beim Menschen wird Fleisch aus
kleinbäuerlichen Betrieben, wo sich die Tiere durch Wildnager
(Ratten, Mäuse) infizieren, verantwortlich gemacht. Auch in
anderen Ländern sollen sich die Infekte auf Erzeugnisse aus
Freilandhaltung beschränken. Diese Aussage ist jedoch
schwer zu belegen, da Trichinosen weder leicht zu
diagnostizieren sind, geschweige denn im Nachhinein
die Infektionsquelle eindeutig ausfindig gemacht werden kann.

Die Trichinenuntersuchung kostet der Fleischwirtschaft jährlich
DM 190 Mio. Seit dem zweiten Weltkrieg ist kein Fall von
Trichinose bekannt geworden, der von Schweinefleisch aus
"industrieller Schweineproduktion " d. h. aus Beständen mit
über 400 Tieren, ausgelöst wurden. Möglicherweise ist es
sinnvoll, die Trichinenuntersuchung auf Kleinbetriebe und
naturnahe Haltungsformen zu beschränken. Dies würde
3/4 der Kosten sparen.


Quelle: Pozio, E. Trichinosis in the European Union,
Epidemiology, ecologie and economic impact.
Parasitology today 1998, 14, S. 35 – 38

 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de